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Davidstern-Schmiererei in Friedenau

© Lotte Buschenhagen

Erst ein Fehler – dann das Wetter: Warum eine antisemitische Schmiererei in Berlin erst nach Monaten entfernt wird

Mitte Oktober haben Unbekannte in Friedenau einen Davidstern samt antisemitischer Parole auf die Straße gemalt. Erst jetzt hat der Bezirk mit der Reinigung begonnen. Die Polizei hat derweil einen Tatverdächtigen identifiziert.

In der Nacht zum 18. Oktober 2023 haben Unbekannte in Friedenau einen circa vier mal fünf Meter großen Davidstern und einen antisemitischen Schriftzug auf die Fahrbahn an der Ecke Rembrandt- und Menzelstraße gemalt. Ende Januar – dreieinhalb Monate später – hat der Bezirk die Schmierereien endlich entfernen lassen. Dass dies nicht früher geschehen ist, lag laut dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg zunächst an einem Fehler – später am Wetter. 

Der Stern am Tag der Tat, hier verdeckt unter der Farbe der Polizei.

© Lotte Buschenhagen

Am Tag der Tat wurde die Polizei gegen vier Uhr früh durch einen Anwohner alarmiert. An der Friedenauer Straßengabel fand sie eine hellgelbe Schmiererei, die sich aufgrund der Farbkonsistenz nicht von der Fahrbahn lösen ließ – daher deckten die Beamten Davidstern und Parole zunächst mit einer Mischung aus Farbe und Bindemittel ab.

Zudem wurde eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung eingeleitet, ein Fachkommissariat des Staatsschutzes des Landeskriminalamts übernahm die Ermittlungen. Zu diesem Zeitpunkt hieß es, es solle eine professionelle Reinigung folgen. 

Zwei Monate später, Mitte Dezember, war die Schmiererei jedoch weiterhin zu sehen – zu diesem Zeitpunkt deutlicher und lesbarer als kurz nach der Tat, da die Farbe der Polizei im Regen weggewaschen worden war.

Auf Tagesspiegel-Nachfrage antwortete das Bezirksamt damals, die Stelle sei nach dem Vorfall von einem zuständigen Techniker begutachtet worden – der Davidstern sei „zu diesem Zeitpunkt nicht mehr erkennbar“ gewesen. Dies war aber offensichtlich nicht der Fall. Das Bezirksamt sicherte zu, nun tatsächlich eine professionelle Reinigung zu beauftragen.

„Nicht erkennbar“? Die antisemitische Schmiererei im Dezember.

© Lotte Buschenhagen

Weitere sechs Wochen später, Ende Januar, waren Davidstern und Schriftzug immer noch nicht weg. Auf eine erneute Tagesspiegel-Nachfrage hin hieß es vom Bezirksamt, die Arbeiten hätten „aufgrund der Witterungslage“ in den letzten Wochen nicht durchgeführt werden können, da diese Wasser benötigten.

Wenige Tage nach der zweiten Tagesspiegel-Nachfrage wurde jedoch endlich mit den Reinigungsarbeiten begonnen: Am 31. Januar ist von Davidstern und Schriftzug nur noch ein schwarzer Ansatz zu sehen. Laut Bezirksamt sei die Reinigung aber noch nicht abgeschlossen.

Ende Januar hat die Reinigung endlich begonnen.

© Lotte Buschenhagen

Die Polizei berichtete dem Tagesspiegel zudem am Mittwoch, dass ein 19-jähriger Tatverdächtiger im Fall identifiziert werden konnte. Wegen des laufenden Ermittlungsverfahrens seien weitere Auskünfte jedoch nicht möglich. 

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