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Das Cocktailkleid als Skulptur. ToniGarrn bei der Berlinale-Eröffnung.

© IMAGO/Eventpress/IMAGO/Eventpress Kochan

Update

Das große Berlinale-Wochenende: Toni Garrn, Cillian Murphy und Wim Wenders zwischen Ernst und Glamour

Standing Ovations, eine neue Liebe und eine lange Nacht: Das war der Eröffnungsabend der 74. Berlinale. Am Wochenende wird mit viel Prominenz weitergefeiert.

| Update:

Von Glamour und großen Gefühlen geht es am Morgen nach der Eröffnungsnacht der Berlinale wieder ums nackte Geld. Produzentin Alice Brauner wirbt in der Landesvertretung Bayern temperamentvoll für eine stärkere Filmlobby.

Es geht, auch in den Reden beim großen Empfang des Filmfernsehfonds Bayern (FFF), um Investitionsverpflichtung und Steueranreizmodelle. Gekommen sind unter anderem Florian Gallenberger, Maria Furtwängler, Corinna Harfouch und Veronica Ferres. Es ist so voll, dass der frühere Staatsminister Bernd Neumann korrekt anmerkt: „Umfallen können wir nicht.“

Das Party-Wochenende ist im vollen Gang. Am Freitagabend laden Christine Strobl, ARD-Programmdirektorin und Thomas Schreiber, Geschäftsführer der ARD Degeto, zur „Blue Hour“ ins Hotel Telegraphenamt.

Diese blaue Stunde wird traditionell als Klassentreffen aller Protagonisten zelebriert, die im Ersten große und auch kleinere Rollen spielen. Praktisch, dass fast zeitgleich auch das People-Magazin „Bunte“ und Campari zur „Red Night“ geladen haben. Da lassen sich die glamourösen Styles gleich zweifach verwerten.

Ein langsamer Film, aber kein bisschen langweilig.

Kai Wegner, Regierender Bürgermeister, über den Eröffnungsfilm „Small Things Like These“

Am Samstagabend empfängt Massimo Mannozzi zur 30. Filmgala „Notte Delle Stelle“ im Hotel Palace. Für seinen Einsatz bei der Berlinale wird dort auch sein Landsmann, der künstlerische Leiter der Berlinale, Carlo Chatrian, mit einem „Premio Bacco“ bedacht. Dem ist mit dem Auftakt noch mal ein echter Coup gelungen.

Karl Lauterbach verbirgt sein Glück nicht mehr

Denn dass ein Eröffnungsfilm der Berlinale mit stehenden Ovationen bedacht wird, ist nicht selbstverständlich. Doch bei Tim Mielants’ „Small Things Like These“ ist genau das am Donnerstagabend der Fall. Bei der anschließenden Party im Foyer des Berlinale-Palastes zeigen sich viele prominente Gäste tief berührt von der Geschichte des Kohlenhändlers (Cillian Murphy) und der berüchtigten irischen Magdalenen-Heime, die so eindringlich zeigt, wie das eigentlich geht, ein Mensch zu sein.

„Ich fand den Film sehr, sehr bewegend“, sagt der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU). „Es war zwar ein langsamer Film, aber kein bisschen langweilig. Es wurde nicht viel gesprochen, aber was der Hauptdarsteller mit seiner Mimik angestellt hat, fand ich beeindruckend.“

Liebe vor der Leinwand. Gesundheitsminister Karl Lauterbach und seine neue Freundin, die Journalistin Elisabeth Niejahr, bei der Eröffnungsgala im Berlinale-Palast.
Liebe vor der Leinwand. Gesundheitsminister Karl Lauterbach und seine neue Freundin, die Journalistin Elisabeth Niejahr, bei der Eröffnungsgala im Berlinale-Palast.

© David Heerde/David Heerde

Auch der gelöst wirkende Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) findet den Film gut. Aber das interessiert hier nicht so sehr, wie die Tatsache, dass er die ganz große Berlinale-Bühne für den ersten offiziellen Auftritt mit seiner neuen Freundin Elisabeth Niejahr nutzt. Die ehemalige stellvertretende Leiterin des Hauptstadtbüros der Wochenzeitung „Die Zeit“ ist aktuell Geschäftsführerin für den Bereich „Demokratie stärken“ an der Hertie-Stiftung.

Iris Berben und die Weltlage

Das Thema Demokratie wird wohl ein roter Faden der diesjährigen Berlinale werden. „Filme sind ein starkes Ausdrucksmittel für demokratische Werte“, ruft FFF-Geschäftsführerin Dorothee Erpenbeck beim Empfang der Bayern. Hier geht es mit vielen aus München angereisten Gästen für einen Tagesempfang vergleichsweise schick zu.

Auf Dresscodes reagiert das Berlinale-Publikum ansonsten traditionell trotzig. Wenn Smoking verlangt wird, ist die Jeans für manche fast ein Muss. Seitdem der Code für die Eröffnungsgalanacht auf „Cocktail“ runtergedimmt wurde, geben sich alle besonders viel Mühe, hat es den Anschein.

Eines der aufregendsten Kleider trägt Model Toni Garrn über den roten Teppich, eine zitronengelbe Spirale aus Fächern, mehr Skulptur als Kleid und farblich passend zu den Zitronenkisten, mit denen das Foyer dekoriert ist.

96
Minuten dauert der Eröffnungsfilm, bevor Matt Damon und Cillian Murphy auf die Bühne kommen.

Iris Berben, im eleganten schwarzen Anzug mit auffälliger goldener Blattapplikation sagt auf die Frage nach ihrem Befinden zum Beginn des Festivals trocken: „Von der Weltlage abgesehen, alles fein.“

Ausdrucksstark. Cillian Murphy und Matt Damon bei der Berlinale-Eröffnungsgala.
Ausdrucksstark. Cillian Murphy und Matt Damon bei der Berlinale-Eröffnungsgala.

© IMAGO/Marja/imago

Influencer Riccardo Simonetti führt den gestreiften, schulterfreien Abendanzug in die Gesellschaft ein. Die Grünen-Politikerin Claudia Roth hat sich für glitzernde bunte Blumen auf schwarzem Untergrund entschieden, was man politisch deuten kann, aber nicht muss. Gerade aus Los Angeles zurück, lassen Wim Wenders und seine Frau Donata Wenders keinen Jetlag erkennen.

Marion Bleß, die Chefin der Lottostiftung, erzählt, dass ihre Organisation diesmal über eine Million Euro an die Berlinale gegeben hat. Warum sich die reiche deutsche Autoindustrie wieder weggeduckt hat, wird an diesem Abend beim Small Talk auch erörtert.

Nur an kleinen Dingen, wie den längs des roten Teppichs diesmal fehlenden Bouquets aus Frühlingsblumen, ist zu merken, dass der finanzielle Zustand derzeit ausbaufähig ist. Der guten Stimmung tut das keinen Abbruch. Daran hat auch der ernste Film, der mit seiner schlichten Botschaft gerade jetzt so hochpolitisch wirkt, nichts geändert.

Nach dem letzten Vorhang für das zahlreich angereiste Filmteam von „Small Things Like These“, mit Matt Damon und dem oscarverdächtigen Hauptdarsteller Cillian Murphy an der Spitze, wird noch lange weitergefeiert.

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