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Preisverleihung Deutscher Engagementpreis am 5. Dezember im Deutschen Theater.

© David Ausserhofer

Junge Köpfe stark machen: Projekt aus Berlin-Neukölln gewinnt beim Deutschen Engagementpreis

Das Berliner Projekt Kopfsachen e.V., das sich um die mentale Gesundheit von Jugendlichen kümmert, hat den Deutschen Engagementpreis gewonnen.

Was für ein strahlender Abschluss eines erfolgreichen Jahres. Leonie Müller und Willi Weisflog nahmen am internationalen Tag des Ehrenamts im Scheinwerferlicht auf der Bühne des Deutschen Theaters den Deutschen Engagementpreis für ihr Projekt Kopfsachen e.V. entgegen, gefeiert vom vollbesetzten Saal.

Vor drei Jahren, mitten in der Pandemie, als viele junge Menschen unter der verordneten Isolation litten, haben die damaligen Psychologie-Studierenden zusammen mit Mirko von Bargen angefangen, sich um die mentale Gesundheit und Kompetenz von Jugendlichen zu kümmern. „Wir haben gesucht, was es an Angeboten gibt“, erzählt Leonie Müller, „und nichts gefunden. Dann machen wir es selbst, haben wir dann entschieden.“ Mit viel Erfolg. Mit ihren niedrigschwelligen und lebensnahen Präventionsangeboten und Workshops, bei denen sie den Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen, hat das Neuköllner Projekt an den Schulen inzwischen mehr als 12.000 Jugendliche und 1.000 Lehrkräfte erreicht.

Wir wollen gemeinsam mit den Schülern ihre vorhandenen Ressourcen identifizieren und stärken.

Leonie Müller, Co-Gründerin und Geschäftsführerin Kopfsachen e.V. 

Hilfe bei Blackout in der Klassenarbeit, Traurigkeit und Lästereien

Warum schließen mich die anderen aus? Was, wenn ich in der Klassenarbeit einen Blackout habe? Wieso bin ich andauernd so traurig? Sehe ich gut genug aus? Was kann ich tun, wenn auf Instagram über mich gelästert wird? Diese und ähnliche Fragen stellen sich viele Schülerinnen und Schüler – und bleiben in den meisten Fällen damit allein. Denn weder die Fürsorge um die eigene mentale Gesundheit, noch der Umgang mit psychischen Erkrankungen Anderer stehen in den Rahmenlehrplänen. Auch in der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung spielt das Thema kaum eine Rolle. Genau das will das gemeinnützige Start-up Kopfsachen e.V. ändern, das ihren Standort auf dem Gelände der ehemaligen Kindl-Brauerei an der Rollbergstraße in Neukölln hat.

„Wir wollen gemeinsam mit den Schülern ihre vorhandenen Ressourcen identifizieren und stärken, die ihnen bei der Fürsorge für die eigene Gesundheit und im Umgang mit psychischen Herausforderungen helfen“, sagt Leonie Müller: „Dazu gehört es auch, zu erkennen, wann die eigene Kraft nicht mehr ausreicht und es an der Zeit ist, sich professionelle Hilfe zu suchen.“ Dabei sollen die jungen Menschen zwischen 12 und 25 Jahren auch lernen, ihre persönlichen Stressauslöser zu identifizieren und mit den eigenen negativen Gefühlen umzugehen.

„Damit es wirkt“, ist für die Kopfsachen-Gründer*innen klar, „muss es lebensnah sein und Spaß machen“. In Workshops für Lehrkräfte und Elternabende wird auch vermittelt, wie sie die Jugendlichen dabei unterstützen können. Da die psychische Gesundheit einen großen Einfluss auf den schulischen Erfolg hat, tragen die Maßnahmen auch zu verbesserten Bildungschancen bei. Inzwischen ist Kopfsachen e.V. in Berliner Schulen fest etabliert; auch in Köln und Hamburg gibt es inzwischen Standorte.

Bereits im Sommer gewann Kopfsachen e.V. den Sonderpreis des Bundeskanzlers im Wettbewerb Startsocial. „Das ist die Prävention, die wir brauchen“, sagte dabei als Laudator der Bundeskanzler Olaf Scholz: „Das zeigt, wie wichtig mentale Gesundheit und ein offener Umgang damit sind, nicht nur während der Pandemie.“

Beim Festakt im Deutschen Theater gewann Kopfsachen e.V. in der Kategorie „Chancen schaffen“, und kann sich über ein Preisgeld von 5.000 Euro freuen. Ausgezeichnet wurden außerdem in der Kategorie „Grenzen überwinden“ das Café kaputt aus Leipzig, in dem defekte Geräte repariert werden und soziale Gemeinschaft gepflegt wird. Und in der Kategorie „Demokratie stärken“ ehrte die Jury das Projekt „Mut machen! Steele bleibt bunt“ aus dem nordrhein-westfälischen Essen. Das Bürgerbündnis aus dem Stadtteil Steele setzt sich seit 2018 gegen das Erstarken von Rechtsextremismus in Essen ein. Mit vielfältigen Aktionen und Veranstaltungen tritt das Bündnis ein für den Erhalt und Ausbau demokratischer Rechte und gegen jede Art von Rassismus und Antisemitismus.

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