Das Segel-Geheimnis der Special Olympics ist gelüftet: So werden die Regatten auf dem Berliner Wannsee ausgetragen
Bei den World Games für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung treten 24 Segelcrews gegeneinander an: Zehn Boote, drei Levels, bis zu zwölf Wettfahrten pro Tag.
Nicht nur für Segel-Laien, sondern auch für wasseraffine Profis bieten die Special Olympics World Games, die vom 17. bis 25. Juni in Berlin stattfinden werden, Neues. Denn bei der weltweit größten Sportveranstaltung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung messen die Seglerinnen und Segler ihr Können nicht in Bootsklassen wie Finn-Dinghy, 470er oder 49er: Sie sitzen alle im selben Bootstyp, nämlich der Bootsklasse RS Venture Connect – eine 4,90 Meter lange offene Jolle.
Die Veranstalter stellen am Wannsee zehn Boote dieses Typs für die Teams zur Verfügung. Ähnlich wie bei der Segel-Bundesliga dürfen keine eigenen Boote mitgebracht werden. Das sorgt für viele Teamwechsel, die barrierefreie Schwimmplattform des Vereins Seglerhaus am Wannsee, dort haben die Special-Olympics-Sportler:innen ihre Basis, wird hoch frequentiert sein.
Insgesamt treten 57 Seglerinnen und Segler in 24 Teams, die von 18 Trainer:innen begleitet werden, zu den Wettfahrten an. Nadine Baethke von der Pressestelle der Special Olympics erklärt das Prozedere so: „Es werden Segelwettbewerbe in drei unterschiedlichen Leveln durchgeführt. Die Level unterscheiden sich hinsichtlich der Aufgaben, für die die Athlet:innen verantwortlich sind.“
Es gibt drei Leistungslevel
In Level eins muss die Sportler:in das Vorsegel bedienen; um das Großsegel und das Ruder kümmert sich eine „Unified Partner:in“ ohne Behinderung. In Level Nummer zwei sind die Athlet:innen für die gesamte Wettfahrt für das Steuer verantwortlich; auch hier ist ein aktiver Partner im Boot, der die Segel im Blick hat. Zwei Athlet:innen steuern im dritten Level das gesamte Boot – von der Pinne bis zur Fock. Es gibt noch eine dritte Person im Boot: Ein Unified Partner darf verbale Hinweise geben und durch Gewichtsverlagerungen die Crew unterstützen.
Nachdem die Teams am 17. und 18. Juni die Boote und das Revier erkunden konnten, geht ab dem 19. Juni der Wettkampf los. Auch hier gelten andere Regeln als bei herkömmlichen Regatten. Die ersten beiden Tage stehen unter dem Schlagwort „Divisioning“: Alle Teams eines Levels treten gegeneinander an. „Sie werden dann für die Finals abhängig von ihren Ergebnissen in homogene Leistungsgruppen eingeteilt“, erklärt Nadine Baethke.
In diesen Leistungsgruppen kämpfen die Segelcrews dann in den „Finals“ um Punkte. Ein Viertel-, Halb- und Finale gibt es nicht. „Alle Sportler:innen werden entsprechend ihrer Platzierung geehrt“, so die Sprecherin. Die Ehrung der Sieger:innen findet am letzten Tag der Special Olympic World Games statt, dem 25. Juni.
Die BVG-Fähre soll nicht behindert werden
Pro Tag werden je Level maximal vier Wettfahrten durchgeführt. Bis zu zwölf Regatten sind also aus dem Wannsee täglich zu bestaunen. Das Segelgebiet ist mitten auf dem Wannsee geplant: Die Regatten werden in West-Ost-Richtung zwischen dem VSaW und dem American International Yacht Club, in der Nord-Süd-Richtung zwischen der Schiffsanlegestelle Wannsee und der Liebermann-Villa ausgetragen.
Das Organisationsteam ist bemüht, die Kurse so zu legen, dass die BVG-Fähre F10 zwischen Wannsee und Kladow ebenso wenig gestört wird wie die Ausflugsdampfer der Stern- und Kreisschifffahrt. Man sei mit dem Wasserschifffahrtsamt, der Wasserschutzpolizei, der BVG sowie dem Reedereiverband im Gespräch, teilt die Pressestelle mit. „Zudem werden alle Anlieger schriftlich von uns informiert.“ Bleibt zu hoffen, dass kein Partyfloss den Athlet:innen in die Quere tuckert. Apropos Ausflugsdampfer: Ob es zu den Wettkämpfen Begleitfahrten à la Kieler Woche geben soll, „ist in Überlegung“.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- false
- showPaywallPiano:
- false