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In Berlin kann ausufernd gefeiert werden. Wie aber sieht es in Kaiserslautern aus?

© imago/Christian Ditsch/imago stock

Zieht doch bitte nicht nach Berlin : Neues Bildungsangebot will Clubs in kleinen Städten fördern

Der Berliner Club „Tresor“ will jungen Leuten aus strukturschwachen Regionen beibringen, wie sie Clubs aufbauen. Damit soll die Subkultur gefördert werden.

Als Franz von Suppè einst sang, das Kind sei verrückt, es müsse nach Berlin, vergaß er wohl, dass all die verrückten jungen Leute dabei auch Orte zurückließen. Kaiserslautern zum Beispiel, oder Recklinghausen. In diesen Orten herrscht mitunter gähnende Leere. Es sind ja alle in Berlin.

Das ist ein Problem, findet Dimitri Hegemann, Begründer des Berliner Clubs Tresor. Schließlich seien es die jungen Leute, die aufregende neue Subkultur schaffen. Wenn die alle weggehen, fehlt das Angebot vor Ort, was wiederum noch mehr junge Menschen dazu verleitet, abzuwandern. „Dabei gibt es so viele junge Leute, die vor lauter Ideen nachts nicht schlafen können“, erklärt Hegemann. „Macherinnen und Macher, die dafür brennen, subkulturelle Orte zu schaffen. Die ziehen aber allesamt in die Metropolen, weil zu Hause nichts geht.“

Die sollen herkommen, lernen und dann zurückgehen und die Welt dort verändern.

Dimitri Hegemann, Betreiber des Tresors und Gründer der Academy of Subcultural Understanding

Dem will er etwas entgegensetzen: die „Academy for Subcultural Understanding“, ein Bildungsangebot für Subkultur. Damit soll die Subkultur, genauer die Clubkultur in strukturschwachen Regionen gestärkt werden. „Viele wissen zwar, was sie machen wollen, aber nicht wie“, sagt Hegemann. Zweimal im Jahr sollen daher sechs Personen im Alter zwischen 21 und 35 auserwählt werden, um in einem 13-wöchigen Programm zu lernen, wie man erfolgreich einen Club betreibt. Von der Kasse und der Bar über das Awarenessteam bis hin zur Logistik und dem richtigen Wirtschaften.

Einziges Kriterium: Die Leute dürfen nicht aus Berlin kommen und sollten auch nicht vorhaben, herzuziehen. „Die sollen herkommen, lernen und dann zurückgehen und die Welt dort verändern, eine vibrierende Nachtkultur aufbauen“, so Hegemann. Und wenn er jemanden wirklich gut finde, sei er auch bereit, mal mit dem örtlichen Stadtrat zu telefonieren und sich für das Projekt starkzumachen, deutet er an.

Vor dem Tresor bilden sich am Wochenende lange Schlangen. Der Club weiß scheinbar, wie es geht.
Vor dem Tresor bilden sich am Wochenende lange Schlangen. Der Club weiß scheinbar, wie es geht.

© imago images/F. Anthea Schaap

Das genaue Curriculum ist derzeit noch in Arbeit. Ein Teil soll jedoch auch sein, den Teilnehmer:innen Weitsicht für ihre Projekte zu vermitteln. „Wenn du das nicht hast, kannst du deinen Laden noch so erfolgreich führen, irgendwann kommt der Eigentümer und schmeißt dich aus deinem Gebäude, um Luxuswohnungen zu bauen“, erklärt Hegemann. Daher gelte es auch, rechtliche Fragen zu klären und Planungssicherheit zu erlangen.

Finanziert wird das Projekt aus der Tresor Foundation Berlin Stiftung und einer Förderung der „Initiative Musik“. In diesem Jahr ist das Angebot daher noch kostenlos, ab der nächsten Runde soll es dann Geld kosten. Da die Teilnehmer:innen bei ihrer Mitarbeit in den Clubs jedoch bezahlt werden, soll sich das am Ende mindestens aufheben. Bewerben kann man sich noch bis zum 20. November 2023 mit einem einminütigen Video. Vielleicht bleiben so ja wirklich mehr verrückte Kinder in ihren Heimatorten.

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