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Die Pianistin Beatrice Rana wurde 1993 in Apulien geboren. Gerade ist sie mit dem Chamber Orchestra of Europe auf Tournee. Im Mai 2024 gibt Rana ihr Debüt bei den Berliner Philharmonikern mit dem Klavierkonzert von Clara Schumann.

© Simon Fowler/Parlophone Records Ltd

Warten auf Clara: Das Chamber Orchestra of Europe und Beatrice Rana

Furioses Orchester, introvertierte Solistin: Antonio Pappano dirgiert das Chamber Orchestra of Europe, Beatrice Rana spielt Schumanns Klavierkonzert im Kammermusiksaal.

Besuche des Chamber Orchestra of Europe gehören zu den Höhepunkten des Berliner Musikjahres. Auch, weil das selbstverwaltete Ensemble für eine Bewegung international vernetzter Musikerinnen und Musiker steht, ohne die das Konzertleben heute eintöniger wäre. Inzwischen ist das COE Anfang 40, und zwei Generationen spielen Seite an Seite auf dem Podium.

Die Tournee zum Jahresende führt über Italien und Deutschland nach Wien, mit Antonio Pappano steht ein langjähriger Partner des Orchesters am Pult, Solistin ist Beatrice Rana. Mit der italienischen Pianistin hat das COE eine viel beachtete Aufnahme eingespielt, die den Klavierkonzerten von Clara und Robert Schumann gewidmet ist.

Im Kammermusiksaal genießt diesmal Robert Schumann den Vorzug, im Mai 2024 wird Rana mit Claras Klavierkonzert bei den Berliner Philharmonikern debütieren. Die Karriere der 30-jährigen Pianistin aus Apulien verläuft stürmisch, was in auffälligem Kontrast zum Temperament der Musikerin steht. Bei introvertierten Momenten, in denen sie ganz frei ist in ihrer Artikulation, vermag sie eine poetische Faszination zu wecken.

Bei Schumanns Klavierkonzert aber gerät Beatrice Rana leicht in die Defensive, das eng verwobene Klangmiteinander von Ensemble und Solistin hemmt ihre Fantasie eher, als dass es sie beflügelt. Einwürfe, Widersprüche, Ansagen auch an das Orchester sind ihre Sache nicht.

Wie gut, dass mit Antonio Pappano ein kommunikativer Musikdramatiker den Stab führt, der nimmermüde an Kontrasten arbeitet und Klangbilder nachschärft. Das beginnt mit erdig-griffigem Streichersound bei Elgars „Introduktion und Allegro“, wo die Fülle des Lebens die mitschwingende Melancholie überstrahlt.

Nach der Pause steuern das COE und Pappano dann zupackend durch Dvoráks Sechste. Aus den Anklängen an den verehrten Förderer Brahms wird hier kein samtenes Paradekissen. Selbst im süßesten Schwelgen über die Schönheit der Natur bleibt eine Unruhe spürbar, ein mit den Gesetzen der Klassik nur schwer zu zähmender Geist. Im Scherzo, inspiriert vom Volkstanz Furiant, bricht er sich Bahn, und das COE spielt sich in Ekstase. Furios!

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