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Zu den größten Schauen der Messe Berlin zählt die Ifa, als Messe für Konsumgüter und Unterhaltungselektronik.

© Reuters/Michele Tantussi

Von Potsdam nach Berlin: IHK-Chef führt künftig die Berliner Messe

Mario Tobias, Hauptgeschäftsführer der Potsdamer IHK, wechselt an die Spitze der landeseigenen Berliner Messegesellschaft.

Überraschung in der Branche und Empörung beim Koalitionspartner: Die Personalentscheidung des Aufsichtsrats der Messe Berlin provozierte am Mittwoch diverse Reaktionen. Das Gremium unter der Leitung Eric Schweitzers hatte den Hauptgeschäftsführer der Potsdamer IHK, Mario Tobias, zum Sprecher der Geschäftsführung der landeseigenen Messegesellschaft berufen. Während Schweitzer und die neue Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) die Auswahl als „ideale Besetzung“ lobten, gab es andernorts Kritik.

„Für mich ist das unbegreiflich“, sagte ein langjähriger Aufsichtsrat der Messe Berlin dem Tagesspiegel, „dass schon wieder jemand ohne Branchenerfahrung die Messe führen soll“. Mit Blick auf die entscheidenden Personen im Aufsichtsrat der Messe sprach der Berliner CDU-Abgeordnete Michael Dietmann von „Mauschelei 2.0“.

Ohne Erfahrung im Job

Im Zusammenhang mit dem Konflikt über die Zukunft der Funkausstellung Ifa sowie mit Compliance-Vorwürfen war der Messegeschäftsführer Martin Ecknig im Herbst vergangenen Jahres nach nicht einmal zwei Jahren im Amt zurückgetreten. Ecknig hatte zuvor als Immobilienmanager bei Siemens gearbeitet und verfügte über keine Erfahrung im Messewesen. Sein Nachfolger Tobias führt seit 2014 die Potsdamer IHK mit 140 Mitarbeitenden.

Zuvor habe er das Institute for Advanced Sustainability Studies aufgebaut, teilte die Messe Berlin am Mittwoch mit: „Als Mitglied der Geschäftsleitung war Tobias beim Digitalwirtschaftsverband Bitkom für die Themen IT-Services, Security, Consumer Electronics und Green IT in enger Zusammenarbeit mit Messen, Ministerien und Verbänden verantwortlich.“

Mario Tobias hat angewandte Ökologie, Geologie, Umweltrecht und Wirtschaftswissenschaften studiert.

© Stefan Specht/IHK Potsdam

Seit 2005 ist Tobias Honorarprofessor für Betriebswirtschaftslehre am Institut für Automobilwirtschaft der TU Braunschweig. „Mit Dr. Mario Tobias gewinnen wir eine herausragende Persönlichkeit mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in Unternehmensführung, Wirtschaftspolitik und Management“, ließ sich der Aufsichtsratsvorsitzende Schweitzer zitieren.

Tobias verfüge über „exzellente Kompetenz in Organisationsentwicklung, Kunden- und Serviceorientierung; gepaart mit seiner Führungs- und Transformationserfahrung sowie seinem Netzwerk in wichtigen Zukunftsfeldern“ sei der Kandidat die „ideale Besetzung“. Für Giffey verkörpert er „genau die richtige Mischung an Fähigkeiten und Erfahrungen, um das Landesunternehmen zukunftsfest aufzustellen“.  

Schwere Vorwürfe

Giffey wird womöglich ihren Vorgänger Stephan Schwarz im Aufsichtsrat ablösen. Schwarz hatte im vergangenen Jahr seinen langjährigen Freund Schweitzer zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Messe berufen, nachdem Wolf-Dieter Wolf wegen Compliance-Vorwürfen zurückgetreten war.

Die Kooperation von Schwarz und Schweitzer und dazu der Berliner IHK-Hauptgeschäftführer Jan Eder, der seit vielen Jahren im Aufsichtsrat sitzt, nennt der CDU-Politiker Dietmann „Mauschelei 2.0“. Mit Tobias sei ein Neustart der Messe kaum möglich, sagte er.

Es sei geradezu „lächerlich, dass der ehemalige DIHK-Präsident Schweitzer jemanden präferiert, der keinerlei Erfahrungen in Unternehmen und in der Messwirtschaft hat“, meinte Dietmann und sprach von „einem Skandal“.

Bei der Berufung Ecknigs im Herbst 2020 hatte womöglich die freundschaftliche Beziehung von Wolf zu Ecknig eine Rolle gespielt. Dem Vernehmen nach war Ecknig von der beauftragen Personalberatungsagentur nicht auf die Shortlist der Kandidatinnen und Kandidaten genommen worden. Das sei erst nach Intervention von Wolf geschehen, hieß es in Branchenkreisen.

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