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Am Ende soll der Kompetenz-Check in eine Weiterbildung münden.

© Getty Images/sturti

„Einsteiger“ oder schon „Experte“?: Berliner Beamte sollen im Selbstcheck Digital-Kompetenz testen lassen

Die Berliner Verwaltungsakademie möchte herausfinden, wie gut sich die Landesbediensteten schon im Digitalen zurechtfinden. Der Test funktioniert derzeit für alle, die möchten.

Wenn es um die Digitalisierung der Verwaltung geht, wird es am Stammtisch schnell laut: Funktioniert ja gar nicht richtig, völlig veraltet oder viel zu kompliziert. Dass der Fehler auch woanders liegen könnte, etwa in der mangelhaften Digital-Kompetenz der Stammtischredner, wird meist nicht erwogen.

In der Verwaltung selbst sind die Kompetenzen nicht ausgeprägter als in der Durchschnittsbevölkerung. Während sich die Azubis, aufgewachsen mit Smartphone und Social Media, schnell auf den richtigen Weg klicken, hängt die Kompetenz bei älteren Jahrgängen oft davon ab, ob sie sich auch persönlich für digitale Anwendungen interessieren. Wie gut sich die 130.000 Landesbediensteten in der digitalen Welt auskennen, weiß im Grunde niemand.

Die Berliner Verwaltungsakademie, zuständig für Aus- und Weiterbildung der Landesbediensteten, will sich mit diesem Zustand nicht länger zufriedengeben. Am Dienstag wurde deshalb der „Digital Competence Check“ freigeschaltet. Mit der neuen Software können sich Verwaltungsmitarbeiter selber testen, ob sie das nötige Vokabular von Firewall über Bots bis KI schon draufhaben und was sie in Sachen digitale Recherche und System-Anwendungen beherrschen – oder eben noch nicht.

Die Verwaltung generiert Daten zur Digital-Kompetenz

Am Ende des Selbsttests, der freiwillig und anonym durchgeführt wird, stehen konkrete Kursangebote, die bei der Behebung der erkannten Defizite helfen sollen. Gleichzeitig gewinnt die Verwaltungsakademie von den Nutzern Daten, aus denen die durchschnittlichen Kompetenzen bestimmter Altersgruppen und Tätigkeits-Profile ausgelesen werden können.

Viele können ja nicht ganz offen zugeben, dass sie Weiterbildungsbedarf haben.

Martina Klement (CSU); Chief Digital Officer

„Kompetenzen für die digitale Transformation aller Beschäftigten sind ein Schlüssel zur erfolgreichen Verwaltungsmodernisierung“, sagte Wolfgang Schyrocki, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Finanzen, dort zuständig fürs Landespersonal. „Es geht nicht nur darum, technische Fähigkeiten zu erlernen, sondern auch darum, die Fähigkeit zu entwickeln, sich an Veränderungen anzupassen und Innovationen voranzutreiben.“

Laut Schyrocki haben 90.000 der 130.000 Landesbediensteten Zugang zum Selbsttest-Programm. Entwickelt wurde es von Stephan Raimer, Professor für Digitale Transformation an der Fachhochschule für Verwaltung in Kiel, zusammen mit der Enterra GmbH. In Schleswig-Holstein läuft der Selbstcheck schon seit Dezember 2022. Dort hätten bislang rund 1000 Verwaltungsmitarbeiter das Tool genutzt. Berlin ist das zweite Bundesland, das mit dieser Software arbeitet.

Der Digital-Wissenstest hat vier Niveaustufen

Raimer schätzt den Zeitaufwand für einen Selbsttest auf eine Viertelstunde, was aber stark von der Bereitschaft abhängt, sich spontan in eine der angebotenen Kompetenz-Kategorien „Einsteiger“, „Anwender“, „Fortgeschritten“ oder „Experte“ einzuordnen. Davor sind Suggestivsätze geschaltet wie: „Sie sehen sich in der Lage Daten aus digitalen Systemen abzurufen (z.B. Beschwerde-, Personal- Finanzsystemen, ...) und mit geeigneten Methoden zu analysieren sowie zu interpretieren.“

Wer die Sache abkürzen möchte, kann auch gleich nach einem bestimmten Kursinhalt suchen oder einen der vier Wissenstest-Niveaustufen ausprobieren. Am Dienstag war das Tool für alle Nutzer freigeschaltet, auch außerhalb der Verwaltung. Erste Wissenstest-Frage auf Anwender-Niveau: „Was macht ein DMS (Dokumenten-Management-System)?“

„Die Digitalisierung wird nur gelingen, wenn wir die Mitarbeiter mitnehmen können“, sagte die Digital-Beauftragte des Senats (Chief Digital Officer) Martina Klement (CSU). „Jeder hat ja eine gewisse Aversion gegen Veränderungen.“ Mit der Software gebe es aber eine niedrige Hemmschwelle, sich einem Kompetenz-Check zu unterziehen. „Viele können ja nicht ganz offen zugeben, dass sie Weiterbildungsbedarf haben.“

Lob kam auch von Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin der Initiative D 21, Netzwerk für die Digitale Gesellschaft. „In Berlin gibt es ja eine überdurchschnittlich digital-kompetente Gesellschaft.“ Da müsse die Verwaltung eigentlich noch schneller sein bei der Digitalisierung als in anderen Bundesländern. „Es ist wichtig, in die Köpfe zu investieren.“

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