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Nils Busch-Petersen ist Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg.

© privat / Tagesspiegel

Corona-Pandemie und die Warenhäuser: Warum wir eine gründliche Aufarbeitung brauchen

Politik, Verwaltung und Medien hätten während der Pandemie große Fehler gemacht. In Folge 64 unserer Kolumne fordert Nils Busch-Petersen eine genaue Untersuchtung.

Eine Kolumne von Nils Busch-Petersen

An den vergangenen zwei Montagen ging es in den Ausschüssen für Stadtentwicklung und für Wirtschaft des Abgeordnetenhauses um die Insolvenzen der Berliner Warenhäuser. Heute wissen viele alles besser: Benko hat an allem Schuld, Warenhäuser haben sich erledigt oder sollten in kommunaler Verwaltung aufleben. Nachdenklich bemüht sich der Lobbyist, die Fragen der Abgeordneten zu beantworten.

Nein, Herr Benko war es nicht allein und viele, auch öffentliche Investoren, haben gerne hohe Renditen eingestrichen. Nein, das Modell Warenhaus hat sich nicht erledigt, bedarf aber einer Neuausrichtung. Und nein, es bleibt dabei, dass die Stadt bitte nicht versucht, selbst Handel zu treiben oder zum Betrieb von Warenhäusern zu gründende Konsumgenossenschaften zu fördern. 

Während der Pandemie: Eine Mitarbeiterin kontrolliert am Eingang eines Kaufhauses Impfnachweise von Kunden. 
Während der Pandemie: Eine Mitarbeiterin kontrolliert am Eingang eines Kaufhauses Impfnachweise von Kunden. 

© dpa

Bei der Ursachenanalyse fällt auf, wie wenig Corona und die Folgen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie für unsere Gesellschaft, die Wirtschaft und eben auch die Warenhäuser Thema sind. 

Haben wir nichts gelernt?

Weihnachts-Lockdown ohne Erstattung entgangener Umsätze wie für andere Branchen, zweifelhafte „Click & Collect“ oder „Click & Go“-Modelle, Teileröffnungen mit massiven Flächenbeschränkungen … Haben wir das alles schon vergessen? Größere Handelshäuser erhielten eben keine Corona-Hilfen, sondern höchstens Kredite. 

Wir stolperten in die Pandemiebewältigung ohne klare Konzepte, erlebten, wie Freiheitsrechte eingeschränkt wurden und die Auseinandersetzung darüber Risse in die Gesellschaft trieb. Nicht nur die Warenhäuser tragen noch an den Bürden jener Jahre, die ganze Gesellschaft tut es.

Was unser Land braucht, ist eine gründliche Aufarbeitung des Handelns von Politik, Verwaltung, Medien. Nicht, um vermeintlich Schuldige für alte Fehler auszumachen, sondern um besser gerüstet neuen Herausforderungen zu begegnen. Nach der Pandemie ist vor der nächsten. Aufarbeitung tut Not, bevor wir uns nicht mehr erinnern können, was „Click & Go“ eigentlich war. 

In dieser Kolumne kommentieren Persönlichkeiten aus der Berliner Wirtschaft die politische Lage.

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