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12.04.2023, Berlin: Teilnehmer einer Kundgebung anlässlich des Warnstreiks bei Galeria, Ikea und Thalia haben sich vor der Berliner Galeria-Filiale Wilmersdorfer Straße versammelt. Foto: Christoph Soeder/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Christoph Soeder

Update

Belegschaften verzichten auf bis zu 5500 Euro pro Jahr: Warnstreiks bei Galeria Karstadt, Ikea und Thalia in Berlin gehen weiter

Die Gewerkschaft fordert eine Standortsicherung und die Anerkennung des Flächentarifvertrags. Mitarbeiter sollen den ganzen Tag über die Arbeit niederlegen.

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Die Gewerkschaft Verdi hat Beschäftigte von Galeria-Karstadt-Kaufhof, Ikea und Thalia zu einem ganztägigen Warnstreik in den Berliner Filialen aufgerufen. „Die Beschäftigten engagieren sich bei Galeria für die Standort- und Arbeitsplatzsicherung, den seit 2020 im Raum stehenden Digitalisierungstarifvertrag bei Ikea sowie die Rückkehr der Thalia-Buchhandlungen in den Tarifvertrag“, teilte die Gewerkschaft am Dienstag mit.

In Berlin stehen zwei von zehn Galeria-Kaufhäusern vor dem Aus. Die Standorte in Charlottenburg (Wilmersdorfer Straße) und Wedding (Müllerstraße) sollen den Plänen des Warenhauskonzerns zufolge Ende Januar schließen. „Die Galeria-Beschäftigten fordern den Erhalt der Standorte Wilmersdorfer Straße und Müllerstraße, bei Umbauten der Häuser eine Weiterbeschäftigung in einer anderen Filiale sowie ein Rückkehrrecht in ihr wiedereröffnetes Haus“, teilte Verdi mit.

Die Beschäftigten in den acht weiteren Häusern sorgten sich derweil um eine „dramatische Verschlechterung ihrer Entgelte und weiterer Arbeitsbedingungen“. Verdi fordert in den seit Februar andauernden Verhandlungen unter anderem die Anerkennung der regionalen Flächentarifverträge des Einzelhandels sowie den Insolvenzschutz für Zeitgutschriften und Zahlungsansprüche, die nicht mit der monatlichen Vergütung fällig sind.

Ein Unternehmenssprecher berichtete von Arbeitsniederlegungen in 22 Filialen in ganz Deutschland. Er betonte aber auch: „Alle Warenhäuser sind offen, und so wird es auch bleiben.“ Thalia teilte auf Nachfrage mit, dass trotz Warnstreiks alle Filialen am Mittwoch geöffnet waren. Bei Ikea hieß es, der Warnstreik führe zu „kleineren Einschränkungen“ am Standort Berlin-Spandau, alle vier Einrichtungshäuser in der Hauptstadt seien aber geöffnet. 

„Die Belegschaften stecken seit vielen Jahren Geld in die Sanierung des Unternehmens und verzichten auf bis zu 5500 Euro jedes Jahr“, sagte Verhandlungsführer Marcel Schäuble. Dass die Arbeitgeber jetzt erneut Lohnverzicht forderten, bringe Menschen bei Galeria auf die Straße.

Der Galeria-Vorstand hatte Pläne für Warnstreiks kritisiert. „Die geplanten Streikmaßnahmen sind offensichtlich rechtswidrig und drohen ruinöse Schäden zu verursachen, für die Sie haftbar zu machen wären“, schrieben Konzernchef Miguel Müllenbach und der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz an die Verdi-Spitze. Der Brief lag dem Portal „Business Insider“ vor. Beide Chefs erinnerten daran, dass sich Galeria nach wie vor in einem Insolvenzverfahren und einer „existenziellen Krisensituation“ befinde.

Bei Thalia seien die Beschäftigten viele Jahre lang auf der Grundlage des Flächentarifvertrages bezahlt worden, teilte der Verdi-Landesbezirk Berlin-Brandenburg zum Warnstreik in den Buchhandlungen mit. „Den hatte das Management jedoch 2020 einseitig gekündigt. Die Beschäftigten fordern nun die Rückkehr in den Flächentarifvertrag“, hieß es.

Thalia betonte derweil, dass das Unternehmen vom eigenen Modell überzeugt sei, „denn dieses ermöglicht uns, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern deutschlandweit vergleichbare und marktgerechte Gehälter zu zahlen“. Neben erfolgsabhängigen Bonuszahlungen seien auch Gehaltssteigerungen berücksichtigt. „Viele Mitarbeitende stellen sich zudem besser, Leistungsanreize werden transparent und klar definiert“, teilte eine Sprecherin des Unternehmens mit.

Zahlreiche Teilnehmer am Warnstreik versammelten sich am Mittwochvormittag zu einer Kundgebung vor dem Galeria-Kaufhaus in der Wilmersdorfer Straße. 

Die Tarifverhandlungen sollen Ende April fortgesetzt werden. (dpa)

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