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Gut 2000 Kilometer lang ist das Berliner Fernwärmenetz.

© dpa/Soeren Stache

Fernwärme-Rückkauf für zwei Milliarden Euro?: Vattenfall verhandelt nur noch mit dem Berliner Senat

Der schwedische Staatskonzern bewegt sich auf das Land zu. Die Eigentümerstruktur der Gasag soll erst nach dem Wärmedeal geklärt werden.

| Update:

Im Poker um die Fernwärme ist eine Vorentscheidung gefallen. Der Senat verständigte sich mit Vattenfall auf exklusive Verhandlungen, damit sind die übrigen Interessenten aus dem Rennen. Ein entsprechender „Letter of Intent“ (LOI) wurde am Freitag von Vattenfall- und Senatsvertretern unterzeichnet. Bis Weihnachten sollen die Verhandlungen, in denen noch der Kaufpreis zu klären ist, abgeschlossen sein. Im ersten Halbjahr 2024 könnte das Abgeordnetenhaus das Milliardengeschäft billigen.

Der schwedische Staatskonzern hat das Berliner Wärmegeschäft mit zehn zumeist fossil betriebenen Heizkraftwerken und dem 2000 Kilometer langen Fernwärmenetz vor anderthalb Jahren zum Verkauf gestellt. Die Vattenfall Wärme AG beschäftigt rund 1700 Personen und versorgt 1,4 Millionen Wohneinheiten mit Warmwasser und Wärme. Vattenfall besitzt und betreibt dazu zehn Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) sowie 105 kleine Blockheizkraftwerke in der Stadt. Im Zuge der Energiekrise und der Heizungsgesetzdiskussion sei die Nachfrage nach Fernwärmeanschlüssen in Berlin zuletzt um rund 70 Prozent gegenüber den Vorjahren gestiegen, teilte Vattenfall mit

Zugeständnisse beim Preis

Der rot-rot-grüne Senat hatte im Frühsommer 2022 sein Kaufinteresse erklärt und wünschte sich exklusive Verhandlungen. Damals noch vergeblich. Macquarie, ein australisches Investmenthaus, sowie der kanadische Pensionsfonds CPPIB hatten ebenfalls Interesse an dem Wärmegeschäft. Mit dem LOI trifft Vattenfall nun eine Vorentscheidung für das Land Berlin. „Wenn die Wärme nicht klimaneutral wird, wird Berlin auch nicht klimaneutral“, erklärte Wirtschafts- und Energiesenatorin Franziska Giffey. „Mit dem Einstieg in die exklusiven Verhandlungen haben wir heute einen entscheidenden Schritt auf diesem Weg gemacht.“

Auch beim Preis machte die Schweden Zugeständnisse. Ursprüngliche schwebte dem Konzern ein Erlös von rund drei Milliarden Euro vor, der Senat jedoch will maximal die Hälfte zahlen. Zusammen mit dem Vattenfall-Anteil an der Gasag, das sind 31,6 Prozent, könnte das Geschäft ein Volumen von knapp zwei Milliarden Euro haben. Über die Gasag-Anteile soll aber erst im nächsten Schritt gesprochen werden, wenn das Fernwärmegeschäft in trockenen Tüchern ist.

Gasag wird später geklärt

„Der Erwerb der Fernwärme und der Mehrheit an der Gasag sind sich wirtschaftlich und vertraglich gegenseitig bedingende Themen“, heißt es dazu im Koalitionsvertrag des schwarz-roten Senats. Die Gasag gehört neben Vattenfall den Energiekonzernen Eon und Engie, die künftig als industrieller Partner des Landes die Wärmewende in der Stadt umsetzen möchten. Das Land strebt die Mehrheit an der Gasag an, Eon und Engie blieben dann mit geringeren Anteilen als bislang beteiligt.

Der rot-rot-grüne Senat wollte erst die Eigentümerstruktur bei der Gasag klären. „Über die Beteiligung an der Gasag könnte dann die Fernwärme erworben werden“, hatte Finanzsenator Daniel Wesener (Grüne) die Strategie erläutert. Dazu habe man Eon und Engie als Partner gewonnen, „die sich mit ihrem Know-how und auch finanziell engagieren wollen“. Über die Höhe des Engagements und die künftigen Beteiligungsverhältnisse bei der Gasag gebe es noch viel zu klären, heißt es jetzt dazu im Senat.

„Vattenfall unterstützt seit vielen Jahren das Ziel des Landes Berlin, möglichst schnell klimaneutral zu werden. Ich bin dankbar für den bisherigen konstruktiven Verlauf und freue mich auf die Fortsetzung unserer Gespräche, um eine nachhaltige Zukunft für die Wärme Berlin zu erreichen“, ließ sich Martijn Hagens, Leiter des Geschäftsbereichs Wärme, in einer Mitteilung zitieren.

Mit dem Verkauf der Fernwärme zieht sich Vattenfall weiter vom deutschen Markt zurück. Die ostdeutsche Braunkohle wurde ebenso verkauft wie die Hamburger Fernwärme und das Berliner Stromnetz, für das der Senat vor zweieinhalb Jahren 2,14 Milliarden Euro ausgab. .

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