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Übernimmt Alltagsaufgaben: der „Workerbot_9 Care-Home“.

© pi4 robotics GmbH

Augenkontakt ist wichtig: Wie Pflegeroboter Pflegekräfte unterstützen sollen

Der „Workerbot_9“ soll in Krankenhäusern und Altenheimen zum Einsatz kommen.

Er lächelt freundlich, trägt ein Tablett hinter seinem Rücken und bewegt sich im gemächlichen Tempo von rund einem Kilometer pro Stunde über den Flur der Station. Die Pflegekräfte haben ihm auf das aufklappbare Tablett ein Tellergericht mit Spezialkost gestellt, das er gleich an eine Patientin ausliefern wird. Zusätzlich ist er mit zwölf Wasserflaschen bestückt, die er danach an Durstige verteilt. Später wird er bei Herrn Huber klingeln und ihn fragen, ob er ihn zur nachmittäglichen Gymnastikstunde begleiten darf.

Er? Vielleicht ist der „Workerbot_9 Care-Home“ der Firma pi4 ja auch eine Sie? „Roboter haben kein Geschlecht“, meint Linda Onnasch vom Fachgebiet Handlungs- und Automationspsychologie der TU Berlin. „Roboter planen auch nichts – auch wenn wir Menschen ihnen superschnell einen eigenen Willen zuschreiben“, sagt die Professorin. In ihrer Forschungsarbeit untersucht Onnasch, welche Fallstricke es in der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine gibt. „Ein Gesicht mit einer natürlich erscheinenden Augenpartie ist zum Beispiel hilfreich.“ Denn über die Augenbewegungen könnten wir am schnellsten ablesen, wohin die Aktionen eines Roboters gerichtet sind – wesentlich schneller etwa, als wenn Pfeile statt Augen das Gleiche symbolisieren.

Der „Workerbot_9“ kann bereits bestellt werden, eine Vorläuferversion wurde im Projekt „RoMi – Roboterunterstützung bei Routineaufgaben zur Stärkung des Miteinanders in Pflegeeinrichtungen“ von pi4 zusammen mit der TU Berlin und anderen Hochschulen entwickelt. Unterstützt wurde das Vorhaben vom Bundesforschungsministerium. „Der Projektname ist lang, aber gut. Denn er beschreibt, worum es geht: Die Pflegekräfte von arbeitsaufwendigen und stressigen Alltagsaufgaben zu entlasten, damit sie mehr Zeit mit den Menschen auf ihrer Station verbringen können“, erklärt Onnasch. „Dadurch wird dieser Beruf auch wieder attraktiver.“

Um das optimale Design des Workerbots zu finden, haben die Forscher:innen der TU Berlin Online-Umfragen mit Pflegekräften und mehreren Hundert Personen durchgeführt, Testgruppen mit VR-Brillen in eine virtuelle Umgebung mit Roboter versetzt und schließlich in der Charité – Universitätsmedizin Berlin eine Teststation mit Patient:innenzimmern aufgebaut. Um für alle Situationen und Anwender:innen gerüstet zu sein, lässt sich der Workerbot durch Sprache, Touchscreen oder App steuern. „Gerade die Entwicklung der Sprachsteuerung war nicht trivial, weil wir aus Datenschutzgründen nicht auf vorhandene Clouddienste zurückgreifen durften“, sagt Onnasch.

Dass der Workerbot eher einem Menschen als einem Tier ähnelt (Pferde, Bären, Pinguine und Schwäne waren im Angebot), liegt nicht nur an den Präferenzen der Befragten. „Eine zu niedliche Anmutung hat auch den Nachteil, dass Menschen das Gerät dann schonen wollen und es weniger häufig nutzen“, so Onnasch.

Weil seine Größe von 1,70 Metern in den Tests nicht als bedrohlich wahrgenommen wurde, kann der Roboter nun viel transportieren und zukünftig sogar einen Arm bekommen. Einen der größten Wünsche der Pflegekräfte kann er allerdings nicht erfüllen: eine digitale Lösung, um sie von ihren zeitraubenden Dokumentationspflichten zu entlasten.

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