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Rote Karte. Der Fußballverein verliert möglicherweise seine Förderung. Speisen und Getränke darf er bereits nicht mehr verkaufen. 

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Antisemitismus im Sport: Berliner Fußballverein CFC Hertha 06 droht das finanzielle Aus

Nach antisemitischen Vorfällen greift die Politik ein. Der Fußballverein verliert möglicherweise seine Förderung, Speisen und Getränke darf er schon nicht mehr verkaufen.

Ergün Cakir, der Vizepräsident des Gesamtvereins CFC Hertha 06 und Vorsitzende der Fußballabteilung, ist wegen antisemitischer Äußerungen bereits für zwei Jahre für alle Ämter gesperrt. Jetzt droht dem Klub noch mehr Ärger, seine Existenz steht auf dem Spiel. Das berichtet „sportschau.de“.

Die Senatssportverwaltung prüft dem Bericht zufolge, ob Hertha 06 überhaupt sportlich förderungswürdig ist. Dazu muss nach dem Sport-Förderungsgesetz gewährleistet sein, „dass die Tätigkeit der Sportorganisation (...) demokratischen Grundsätzen“ entspricht.

Die bisherigen Einlassungen von Hertha 06 sind ungenügend

Und daran hatte die Senatsverwaltung zuletzt ihre Zweifel. „Die bisherige Einlassung ist in der Sache nicht aussagekräftig“, zitiert „sportschau.de“ die Sprecherin der Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport, Sabine Beikler. Der Verein muss also überzeugend nachlegen.

Sollte dies nicht geschehen, wird der Verein von der Sportförderung ausgeschlossen. Und dann wird es teuer. Dann müsste der Verein für die Trainingszeiten seiner Mannschaften auf öffentlichen Sportanlagen bezahlen. Vorausgesetzt, er erhält überhaupt solche Spielfelder.

Der Verein darf keine Speisen und Getränke mehr verkaufen

Auch das Bezirksamt von Charlottenburg-Wilmersdorf, zuständig für den Verein, hat bereits reagiert. Es hat auf Anweisung von Heike Schmitt-Schmelz (SPD), der stellvertretenden Bezirksbürgermeisterin, das Schloss zum Vereinscasino auf dem Sportplatz an der Brahestraße austauschen lassen. Der Verein darf damit keine Speisen und Getränke mehr verkaufen.

„Wenn endlich präventive Maßnahmen gegen Antisemitismus vom Verein eingeleitet werden, sind wir wieder gesprächsbereit“, teilte die SPD-Politikerin auf ihrer Homepage mit. Sie ist im Bezirk auch zuständig für Sport. „Offensichtlich sind im Verein CFC Hertha 06 über Jahre antisemitische Strukturen gewachsen. Wir sehen da nicht tatenlos zu, sondern steuern gegen und nehmen den Verein in die Pflicht“, sagte sie weiter.

Fußballfunktionär Cakir soll von seinen Ämtern zurücktreten

Die Politikerin hat nach Angaben von „sportschau.de“ jedenfalls den Eindruck, dass sich der Verein nicht von Cakir distanziere. Wie diese Distanz aussehen soll, hat die Bezirksstadträtin klargemacht: Cakir soll von seinen Posten abberufen werden.

Wenn endlich präventive Maßnahmen gegen Antisemitismus vom Verein eingeleitet werden, sind wir wieder gesprächsbereit.

Heike Schmitt-Schmelz, Bezirksstadträtin von Charlottenburg-Wilmersdorf

Dabei war eigentlich Ergün Cakirs Sohn Auslöser der ganzen Affäre gewesen. Er hatte, zusammen mit einem weiteren Hertha-06-Spieler, bei einem A-Jugendspiel seiner Mannschaft gegen TuS Makkabi im November 2022 Gegenspieler antisemitisch beleidigt. Beide Spieler waren daraufhin vom Sportgericht des Berliner Fußballverbands für zwei Jahre gesperrt worden.

Ergün Cakir hatte danach in einem Interview mit der „Sportschau“ und dem ARD-Magazin „Sportinside“ erklärt: „Mein Sohn wird in seinem ganzen Leben die Juden hassen.“ Weil er sich in der Sportgerichtsverhandlung nicht glaubhaft und deutlich genug von diesem Zitat distanziert hatte, wurde auch er für zwei Jahre gesperrt.

Der Vereinschef leugnet Antisemitismus in seinem Klub

Allerdings zeigt Hertha-06-Präsident Karl-Heinz Wagener vor dem Sportgericht wenig Einfühlungsvermögen in dem Fall. Präventive Maßnahmen gegen Antisemitismus seien nicht nötig, hatte er erklärt, es gebe schlicht keinen Antisemitismus bei seinem Verein.

Für den Klub mit seinen 700 Mitgliedern gehe es jetzt ums Überleben, sagte Wagener „sportschau.de“. In sechs Wochen sind Neuwahlen, der bisherige Präsident tritt nicht mehr an. Er habe keine Lust mehr, sagte Wagener.

Ergün Cakir ist Hauptsponsor des Vereins

Pikant allerdings ist die Frage des Nachfolgers: Denn Ergün Cakir möchte, dass einer seiner Söhne neuer Klubchef wird. Er hat durchaus ein Machtmittel in der Hand: Mit seiner Baufirma ist Cakir Hauptsponsor des Vereins, hauptsächlich mit seinen Mitteln wird die Oberligamannschaft von Hertha 06 finanziert.

Die Zuwendungen an den Verein aus einer anderen Quelle könnten versiegen. Denn der Landessportbund (LSB) hat dem Verein „mit dem Entzug von Fördermitteln aus dem Übungsleiterprogramm gedroht“. Das erklärte LSB-Sprecher Oliver Weiß „sportschau.de“. Der LSB beobachte das Verhalten des Vereins und behalte sich entsprechende Sanktionen vor.

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