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Eine Grafik aus der Datenbank EUBUCCO zeigt den Gebäudebestand in Charlottenburg mit Angaben zu Alter, Höhe oder Funktion.

© eubucco.com

200 Millionen europäische Gebäude im Blick : Eine neue Datenbank soll die Klimapolitik unterstützen

Das Team um TU-Professor Felix Creutzig sammelte erstmals europaweit detaillierte Informationen, die bei der nachhaltigen Immobilien-Bewirtschaftung helfen.

Von Birgit Holthaus

Wie alt ist ein bestimmtes Gebäude in Paris, in Barcelona oder in Berlin? Die neue europaweite Datenbank EUBUCCO gibt jetzt detaillierte Auskunft über rund 209 Millionen Gebäude in 27 Ländern der Europäischen Union und der Schweiz. Die Datenbank soll eine zentrale Grundlage bieten zum Beispiel für die Analyse von Energiesystemen oder die Einschätzung von Naturkatastrophen. Ein Forscherteam unter Leitung von Felix Creutzig, Professor für Ökonomie der Nachhaltigkeit im Siedlungswesen an der TU Berlin sowie wissenschaftlicher Koordinator des Climate Change Center Berlin Brandenburg (CCC), hat die Datenbank erstellt. Nun wurde der Forschungsbericht in der Nature-Publikation „Scientific Data“ veröffentlicht.

„Die klimaneutrale Bewirtschaftung von Immobilien ist ein lokales und globales Problem, für das es verlässliche, leicht nutzbare und offen zugängliche Datensätze geben muss“, erklärt der Erstautor der Studie, Nikola Milojevic-Dupont, ebenfalls von der TU Berlin. „Selbst für Europa, wo es die besten Daten weltweit gibt, war es schwierig, Daten aus mehreren Ländern gemeinsam zu finden und zu nutzen. Die vorhandenen Daten stammen meist aus unkoordinierten Erhebungen. Daher wurde eine solche Fülle an Daten bisher kaum in Nachhaltigkeitsstudien genutzt. Das ist nach unserer Meinung eine große verpasste Chance.“ Co-Autor Felix Wagner von der TU Berlin fügt hinzu: „Wir haben nun die vier wichtigen Merkmale von Gebäuden – Gebäudegrundfläche, -typ, -höhe und Baujahr – gesammelt, genauer untersucht und harmonisiert.“

Dazu analysierte das Team 50 offene Behördendatensätze und OpenstreetMap-Daten. Das Ergebnis ist die Datenbank EUBUCCO, die für hochauflösende urbane Nachhaltigkeitsstudien auf kontinentaler, vergleichender oder lokaler Ebene als zentrale Quelle verwendet werden kann. Auf einer speziellen Website können Nutzer:innen diese Daten nun erkunden und herunterladen.

Felix Creutzig ist Professor für Ökonomie der Nachhaltigkeit im Siedlungswesen an der TU Berlin und Gruppenleiter am Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC). Zudem ist er als wissenschaftlicher Koordinator des Climate Change Center Berlin Brandenburg tätig.

© MCC

In der Regionalplanung beispielsweise können hochauflösende Daten über den Gebäudebestand für die Untersuchung mehrerer wichtiger Fragen verwendet werden: zum Beispiel zur Vorhersage eines notwendigen Rückbaus in Gebieten mit schrumpfender Bevölkerung.

Die Zusammensetzung und Dynamik des Gebäudebestands kann außerdem als Grundlage für die Vorhersage des Materialbedarfs dienen, sowohl für das Bauen im Bestand als auch für die Errichtung neuer Gebäude. In der Energie- und Klimapolitik wiederum sind räumlich aufgelöste Daten über den Umfang und den Zustand des Gebäudebestands nützlich für die Modellierung von Energiebedarfsszenarien und von Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels, die Emissionen von Treibhausgas verringern sollen. Das kann in Risikomodellen für Naturgefahren oder wirtschaftliche Schadenserhebungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel verwendet werden.

Der Kartenausschnitt rund um den Kurfürstendamm gibt einen Überblick über das Alter der einzelnen vorhandenen Gebäude. So wird der Sanierungsbedarf anschaulich. Ablesen kann man zum Beispiel, was in absehbarer Zeit hinsichtlich Wärmedämmung und Gebäudeheizung zu erwarten ist.

Ebenso detaillierte Auskunft gibt die Datenbank zu Grundfläche, Höhe oder Funktion der Gebäude, je nach Einstellung der Vorgaben – und das nicht nur für einige Straßenzüge innerhalb des Berliner Innenstadtrings, sondern für nahezu alle Gebiete innerhalb der EU und der Schweiz. „Hochauflösende Daten zum Gebäudebestand können die Klimapolitik von Städten und Regionen unterstützen, zum Beispiel im Hinblick auf die Sanierungsstrategien von Städten wie Berlin“, erklärt Felix Creutzig. „Der Gebäudesektor kann so einen wirksamen Beitrag zu einer klimaneutralen Gesellschaft leisten.“

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