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Rekonstruktion des Urdelfins, der irgendwo im östlichen Nordpazifik heimisch war.

© Cullen Townsend

Wissenschaftler entdecken Urdelfin: Der Vorfahr moderner Delfine lebte vor 28 Millionen Jahren

Ein neu identifizierter Urdelfin mit besonderen Zähnen lebte vor 28 Millionen Jahren im Nordatlantik. Er kann Aufschluss über die Entwicklung der Delfine geben.

Von Stefan Parsch, dpa

Einer der ältesten Vorfahren moderner Delfine schwamm schon vor etwa 28 Millionen Jahren durch den westlichen Nordpazifik. Nun wurde Olympicetus thalassodon erstmals wissenschaftlich beschrieben. Das analysierte, erwachsene Tier war etwa 2,15 Meter lang, was der Länge heutiger kleinerer Delfinarten entspricht.

Noch nicht klar ist, ob O. thalassodon Echoortung einsetzen konnte, um Beutetiere zu jagen, wie es moderne Delfine tun. O. thalassodon und zwei weitere ähnlich alte Arten aus derselben Familie beschreibt Jorge Vélez-Juarbe vom Natural History Museum of Los Angeles County in Los Angeles (Kalifornien, USA) im Fachjournal „PeerJ Life and Environment“.

Delfine gehören zu den Walen, einer Ordnung von Säugetieren, die vollständig im Wasser leben. Sie sind mit den Paarhufern verwandt, also Tieren wie Rinder, Schweine, Hirsche und Giraffen. Auch Flusspferde zählen dazu und sie sind mit den Walen sogar enger verwandt als mit den übrigen Paarhufern.

Urdelfin-Fossilien an der Pazifikküste gefunden

Vélez-Juarbe hat bereits 2017 mit Olympicetus avitus den ersten Vertreter dieser Gattung beschrieben. Der Gattungsname ist abgeleitet von der Olympic-Halbinsel in der Nähe von Seattle (Washington, USA), an deren Pazifikküste die Urdelfin-Fossilien gefunden worden sind. Delfine sind Zahnwale (Odontoceti) und die Zähne spielen auch bei der Beschreibung von O. thalassodon eine wichtige Rolle. So weisen O. thalassodon und seine nahen Verwandten eine Kombination von Merkmalen auf, die sie von jeder anderen Gruppe von Zahnwalen unterscheiden.

„Einige dieser Merkmale, wie die vielspitzigen Zähne, der symmetrische Schädel und die vordere Position der Nasenlöcher, lassen sie eher wie eine Zwischenstufe zwischen archaischen Walen und den uns vertrauteren Delfinen aussehen“, wird Vélez-Juarbe in einer Mitteilung des Fachjournals zitiert. Der Artname thalassodon geht auf die griechischen Wörter für Meer (thalassa) und Zahn (odon) zurück.

Der Autor, Jorge Velez-Juarbe, zeigt die neuen Fossilien, die in der neuen Arbeit beschrieben werden, sowie zwei weitere aus einer früheren, 2017 veröffentlichten Studie.

© Jorge Velez-Juarbe

„Die Zähne von Olympicetus sind wirklich seltsam, sie sind das, was wir als heterodont bezeichnen, was bedeutet, dass sie entlang der Zahnreihe Unterschiede aufweisen“, sagt Vélez-Juarbe. Bei weniger alten Zahnwalen sind die Zähne einfacher und sehen einander sehr ähnlich.

Anhand der Zähne und des ganzen Kiefers könnten Vertreter der Gattung Olympicetus ihre Beute sowohl aktiv mit dem Maul gefangen als auch durch Ansaugen aufgenommen haben. Bei der etwas älteren bereits beschriebenen Urwalart Simocetus rayi, nach Vélez-Juarbe zur selben Familie (Simocetidae) gehörend wie die Gattung Olympicetus, gehen die Forscher anhand der fossilen Schädelknochen noch von einer Ernährung durch Ansaugen aus.

Der Studienautor ordnet auch ein vor wenigen Jahren beschriebenes Fossil, CCNHM 1000, der Gattung Olympicetus zu. Da dieses Tier aufgrund seiner Schädelausprägung keine Echoortung durch Ultraschall vornehmen konnte, könnte dies für die ganze Gattung gelten, also auch für O. thalassodon.

Vélez-Juarbe weist jedoch darauf hin, dass es sich bei CCNHM 1000 um ein Neugeborenes handelte, sodass die Möglichkeit besteht, dass die Tiere im Laufe des Heranwachsens doch zur Echoortung fähig wurden. Dies dürfte sich aus der weiteren Forschung ergeben, schreibt der Studienautor.

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