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Kinder erhalten in einem Kinderkrankenhaus in Peking am 23. November 2023 einen Tropf.

© AFP/JADE GAO

Update

WHO und Lauterbach geben Entwarnung: In China häufen sich „nicht diagnostizierte Lungenentzündungen“ bei Kindern

Seit Oktober nehmen in China Atemwegserkrankungen zu. Besonders bei Kindern wird eine Häufung von Lungenentzündungen beobachtet. Einige Kliniken sind im Ausnahmezustand.

| Update:

Nach einer Häufung von Atemwegserkrankungen bei Kindern im Norden China sieht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach aktuell keine Gefahr für Deutschland. „Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass es sich um eine saisonale Häufung mit bekannten Erregern handelt, also keine neuen Erreger, keine besondere Gefahr, insbesondere auch keine Gefahr für Europa“, sagte der SPD-Politiker am Freitag auf Nachfrage.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte nach Rücksprache mit chinesischen Behörden bereits Entwarnung gegeben. In einer Telefonkonferenz habe die chinesische Gesundheitsbehörde am Donnerstag betont, dass sie keine ungewöhnlichen oder neuen Krankheitserreger entdeckt habe, hieß es von der Organisation in Genf. 

Die WHO hatte die chinesische Bevölkerung zuvor aufgefordert, „Maßnahmen zur Verringerung des Risikos von Atemwegserkrankungen zu ergreifen“ und die Behörden um weitere Informationen zu einer Häufung von Lungenentzündungen bei Kindern im Norden des Landes gebeten. Dies sei eine „Routinekontrolle“, teilte das WHO-Büro in China am Donnerstag mit.

WHO fordert Informationen von Peking

Die WHO rief Chinas Bevölkerung auf, sich impfen zu lassen, sich von Erkrankten fernzuhalten und bei Symptomen zuhause zu bleiben, hieß es in einer am Mittwoch in Onlinediensten veröffentlichten Erklärung der UN-Gesundheitsbehörde.

China solle zudem zusätzliche Informationen über die Erkrankungen und ihre Ausbreitung sowie Laborergebnisse zur Verfügung stellen.

Eltern fragen sich, ob die Behörden die Epidemie vertuschen wollten.

Bericht der taiwanesischen „FTVnews“

Hierfür gibt es festgelegte Abläufe („International Health Regulations mechanism“). Die WHO erbat unter anderem Laborergebnisse zu den gemeldeten Häufungen bei Kindern.

Zudem habe man „weitere Informationen über aktuelle Trends bei der Verbreitung bekannter Krankheitserreger, darunter Influenza, SARS-CoV-2, RSV“ und das Lungenentzündungen auslösende Bakterium Mycoplasma pneumoniae, „sowie über die aktuelle Belastung der Gesundheitssysteme angefordert“.

Kinder und ihre Eltern warten am 23. November 2023 in einem ambulanten Bereich eines Kinderkrankenhauses in Peking.

© AFP/JADE GAO

Die WHO stehe über bestehende technischen Partnerschaften und Netzwerke in China auch mit Klinikern und Wissenschaftlern in Kontakt.

WHO bestätigt mehr grippeähnliche Erkrankungen in China

Ein Sprecher bestätigte die Angaben gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Laut WHO haben in China seit Mitte Oktober Fälle „grippeähnlicher Erkrankungen“ im Vergleich zu den Vorjahren zugenommen.

Bereits am 21. November berichteten örtliche Medien und die internationale Seuchenschutz-Organisation „Promed“ ebenfalls von einer Häufung nicht diagnostizierter Lungenentzündungen bei Kindern in Nordchina.

In einem Kinderkrankenhaus in Peking erhalten Kinder auf der Treppe sitzend den Tropf.

© AFP/JADE GAO

Promed verweist auf einen Bericht der taiwanesischen „FTVnews“, in dem es heißt, dass nach dem Ausbruch von Lungenentzündungen Kinderkrankenhäuser in Peking, Liaoning und anderen Orten überfüllt seien.

In einer Anmerkung schreibt „Promed“: „Dieser Bericht deutet auf einen weit verbreiteten Ausbruch einer undiagnostizierten Lungenentzündung hin“. Es sei nicht klar, wann dieser Ausbruch begann, da es „ungewöhnlich wäre, dass so viele Kinder so schnell betroffen wären.“

Kinderkrankenhäuser in Nordchina überfüllt

Schulen und Klassen stünden kurz vor der Einstellung des Unterrichts. Viele Kinder hätten keine Symptome und keinen Husten, doch hohes Fieber und würden Lungenknötchen entwickeln. Vor vielen Krankenhäusern gäbe es seit Tagen lange Schlangen und „Eltern fragen sich, ob die Behörden die Epidemie vertuschen wollten“, heißt es in dem Bericht.

Natürlich macht mir das Sorgen!

Zhang, Mutter eines erkrankten Kindes

Die Nachrichtenagentur AFP berichtete am Donnerstag von Szenen in einem großen Kinderkrankenhaus Pekings („Capital Institute of Pediatrics“), mit Eltern und Kindern in Winterkleidung auf den überfüllten Fluren der Klinik.

Eine Mutter, die nur ihren Vornamen Zhang nannte, brachte ihren neunjährigen Sohn in die Klinik, bei dem eine bakterielle Lungenentzündung diagnostiziert wurde. „In letzter Zeit haben sich wirklich viele Kinder damit angesteckt“, sagte sie. „Natürlich macht mir das Sorgen!“

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Die achtjährige Tochter der 42-jährigen Li Meiling hat sich mit demselben Erreger angesteckt. Im Winter sei es nun einmal normal, „dass es mehr Fälle von Atemwegserkrankungen gibt“, sagte die Mutter. „Das liegt an der Jahreszeit.“

Chinas Reaktion auf Häufung von Lungenentzündungen bei Kindern

Auf einer Pressekonferenz am 13. November führten die chinesischen Behörden die Zunahme der Atemwegserkrankungen auf die Aufhebung der Corona-Maßnahmen und die Verbreitung bekannter Krankheitserreger zurück.

In China ist das der erste Winter ohne Corona-Schutzmaßnahmen, die in dem Land im Dezember wegfallen waren. Auch in anderen Ländern war es nach dem Ende der Restriktionen zu einer Zunahme der Atemwegserkrankungen gekommen.

Es handelt sich demnach um Grippeviren und Erreger bakterieller Erkrankungen, die vor allem Kinder betreffen. Verwiesen wurde etwa auf den Erreger Mykoplasma pneumoniae, der insbesondere Lungenentzündungen mit einem untypischen Krankheitsverlauf auslöst.

Der ambulante Bereich eines Kinderkrankenhauses in Peking am 23. November 2023.

© AFP/JADE GAO

Am Dienstag hatten chinesische Medien und das weltweite Meldesysteme Promed schließlich von einer Häufung nicht diagnostizierter Lungenentzündungen bei Kindern in Nordchina berichtet. Am Mittwoch bat die WHO die chinesischen Behörden um weitere Informationen zu diesem Ausbruch.

Kälteeinbruch in China begünstigt Atemwegserkrankungen

Chinas Hauptstadt Peking, die im Norden des Landes liegt, erlebt gerade einen starken Kälteeinbruch. Bis Freitag sind Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt vorhergesagt.

Mit der Kälte steigen auch die Fälle von Atemwegserkrankungen an, wie der stellvertretende Direktor des Pekinger Zentrums für Krankheitskontrolle und -prävention, Wang Quanyi, sagte.

Die Corona-Pandemie war Ende 2019 in China ausgebrochen und hatte sich zunächst in der Millionenmetropole Wuhan ausgebreitet. Durch das Virus starben weltweit Millionen von Menschen, die Pandemie und die zu ihrer Eindämmung getroffenen Maßnahmen hatten schwerwiegende wirtschaftliche und soziale Folgen. (AFP/dpa/Tsp)

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