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Ein Mitarbeiter zeigt im Institut der Pathologie der Universitätsklinik Charité in Berlin an einem Computerbildschirm auf eine Darstellung einer eingescannten Probe eines Stück Gewebes aus dem Dickdarm, das bei einer Operation entnommen wurde.

© dpa/Bernd von Jutrczenka

Übergewicht, wenig Sport, mehr Alkohol: Sterberaten bei Darmkrebs nehmen unter jungen Erwachsenen in einigen europäischen Ländern zu

Forschende haben für die EU für das Jahr 2024 die Sterblichkeitsraten aller Krebsarten prognostiziert. Die 25- bis 49-Jährigen sind von einer aggressiven Krebsart besonders betroffen.

In einigen Ländern der Europäischen Union (KORREKTUR, siehe unten) und Großbritannien steigen die Sterberaten bei Darmkrebs bei den 25- bis 49-Jährigen – entgegen dem allgemein rückläufigen Trend.

Eine Ursache sei der höhere Anteil übergewichtiger junger Menschen, erläutert ein Forschungsteam um Carlo La Vecchia von der Universität Mailand im Fachjournal „Annals of Oncology“. Weitere Faktoren seien ein erhöhter Alkoholkonsum und verminderte körperliche Aktivität.

Darmkrebs in jüngerem Alter ist in der Regel aggressiver, die Überlebenschancen sind geringer als bei älteren Menschen, wie die Forschenden erläutern.

Tausende in Deutschland sterben jährlich an Darmkrebs

Es sei zu überlegen, die Darmkrebsvorsorge auf jüngere Menschen, beginnend mit 45 Jahren, auszuweiten. In Deutschland können Frauen ab 55 und Männer ab 50 Jahren als gesetzlich Krankenversicherte eine Darmspiegelung in Anspruch nehmen.

1,27
Millionen Menschen werden in diesem Jahr in der EU an Krebs sterben

Darmkrebs entsteht meist aus Wucherungen der Darmwand. Diese können bei einer Darmspiegelung entfernt werden, bevor sie sich möglicherweise zu Darmkrebs entwickeln. Etwa 55.000 Menschen erkranken nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums jedes Jahr an Darmkrebs, mehr als 20.000 sterben.

Darmkrebs-Sterberate: Größter Anstieg in Großbritannien

Besonders stark steigt die Todesrate bei Darmkrebs nach der Prognose des Forschungsteams für 2024 verglichen mit dem Zeitraum 2015 bis 2019 (KORREKTUR, siehe unten) in Großbritannien: um 26 Prozent bei Männern und fast 39 Prozent bei Frauen der Altersgruppe.

Auch in Italien (plus 1,5 Prozent bei Männern und 2,6 Prozent bei Frauen), bei spanischen und polnischen Männern (plus 5,5 bzw. 5,9 Prozent) sowie bei 25- bis 49-jährigen Frauen in Deutschland (plus 7,2 Prozent) werde ein Anstieg zu verzeichnen sein. Die absoluten Zahlen sind bei jungen Menschen dabei jeweils noch vergleichsweise gering.

Allgemein sinkende Todesraten

Die Steigerungsraten bei jungen Menschen seien besorgniserregend, so La Vecchia – gerade auch, weil sich Diagnose und Behandlung von Darmkrebs verbessert hätten.

Über alle Altersgruppen hinweg gerechnet sinkt die Todesrate bei Darmkrebs unter Berücksichtigung der Altersstruktur der Bevölkerung dagegen: in Deutschland verglichen mit 2019 bei Männern um 11,55 Prozent, bei Frauen um 7,99 Prozent.

Noch stärker sinken demnach bei Männern in Deutschland die altersstandardisierten Todesraten bei Magenkrebs (17,92 Prozent), Lungenkrebs (17,53 Prozent), Blasenkrebs (15,88 Prozent) und Leukämie (11,65 Prozent). Keinen positiven Trend gibt es bei Prostatakrebs.

Bei Frauen in Deutschland gehen die Todesraten der Berechnung zufolge bei Leukämie (18,52 Prozent), Magenkrebs (16,71 Prozent), Brustkrebs (10,77 Prozent) und Eierstockkrebs (10,75 Prozent) zurück. Die Rate bei Blasenkrebs steigt hingegen um 1,22 Prozent.

Auch EU-weit sinken die altersstandardisierten Todesraten bei Krebs dem Team um La Vecchia zufolge weiter: über alle berücksichtigten Krebsarten gemittelt bei Männern um 6,5 Prozent von 132 auf 123 pro 100.000 Einwohner im Vergleich zu 2018, bei Frauen um 4,3 Prozent von 82,5 auf 79 pro 100.000 Einwohner. Bei der altersstandardisierten Rate wird die Altersverteilung der Bevölkerung in der Berechnung als Faktor berücksichtigt.

Krebs: 1,27 Millionen Todesfälle in der EU prognostiziert

Die tatsächliche Zahl der Krebstodesfälle nimmt wegen der zunehmenden Zahl älterer Menschen hingegen zu: bei Männern in der EU von rund 675.000 im Jahr 2018 auf über 705.000 im Jahr 2024 und bei Frauen von etwa 535.000 auf über 566.000.

Der Prognose zufolge werden in diesem Jahr also etwa 1,27 Millionen Menschen in der EU an Krebs sterben. La Vecchia hält mehr politische Maßnahmen, unter anderem zur Förderung körperlicher Aktivität und zur Verminderung des Alkoholkonsums, für nötig.

Die von den Studienautoren verwendeten Daten stammen von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie berücksichtigten die Angaben seit 1970 bis zu den neuesten verfügbaren Daten (zwischen 2017 und 2021). Das Team veröffentlicht solche Prognosen bereits im 14. Jahr in Folge. (dpa)

KORREKTUR: Dieser Meldungstext wurde von der Deutschen Presse-Agentur korrigiert. Folgende Änderungen wurden übertragen:

Überschrift: In einigen Ländern Europas (statt in Europa); Erster Satz: In einigen Länder der Europäischen Union (statt in der Europäischen Union). 6. Absatz, 1. Satz: verglichen mit dem Zeitraum 2015 bis 2019 in Großbritannien (statt: verglichen mit dem Jahr 2018) 

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