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Ein Mann hält eine Aids-Schleife in den Händen.

© Arne Dedert/dpa

Stammzellen: Erneut ist ein HIV-Patient nach Transplantation virenfrei

Nach dem 2008 geheilten „Berliner Patienten“ wurde in London ein zweiter HIV-Positiver erfolgreich behandelt – ebenfalls mit Stammzell-Transplantation.

Zum zweiten Mal weltweit ist ein Fall bekannt geworden, nach dem ein HIV-Patient nach einer Stammzellen-Transplantation virenfrei ist. Das berichtete das Fachmagazin „Nature“ am Dienstag. Demnach wurden bei dem Patienten seit 19 Monaten keine HI-Viren mehr nachgewiesen.

Einen ähnlichen Fall hatte es vor elf Jahren gegeben. Timothy Ray Brown gilt seit 2008 als der erste und bisher einzige von einer HIV-Infektion geheilte Mensch. Besser bekannt als „Berliner Patient“, hatten ihn damals Ärzte an der Berliner Charité behandelt.

Patient wurde eigentlich gegen Krebs behandelt

Die Londoner Ärzte behandelten den jetzt beschriebenen Patienten nach dem gleichen Prinzip wie damals die Berliner Kollegen. Sie wollen jedoch nicht vorzeitig von einer dauerhaften Heilung sprechen, weil die Studienlage noch sehr dünn sei. Zudem wurden die Stammzellen-Transplantationen eigentlich durchgeführt, um zusätzliche Krebserkrankungen bei dem Patienten zu bekämpfen.

Der HIV-Patient des aktuellen Fallberichts war an einem Lymphdrüsenkrebs, dem Hodgin-Lymphom, erkrankt, für dessen Therapie die Ärzte Knochenmark transplantierten. Der ausgewählte Spender der Stammzellen trug eine genetische Veränderung in sich, die ihn resistent gegen eine HIV-Infektion machte.

Deutsche Spezialisten mahnen zur Vorsicht

Auch deutsche Wissenschaftler betonten am Dienstag, der neue Bericht habe eine große Bedeutung, mahnten aber zur Vorsicht. „Wiederholbarkeit ist ein entscheidendes Kriterium wissenschaftlicher Evidenz“, sagte der Direktor der Abteilung Virologie am Universitätsklinikum Heidelberg, Hans-Georg Kräusslich. Auch zukünftig werde aber die Transplantation mit Stammzellen keine Option für die Heilung der HIV-Infektion darstellen, wenn die Transplantation nicht durch andere Grunderkrankungen erforderlich sei. Es handele sich um einen massiven Eingriff, der „angesichts einer in der Regel gut verträglichen und langfristig wirksamen antiviralen Therapie nicht vertretbar wäre, wenn er nicht aus anderen medizinischen Gründen indiziert wäre“.

Gero Hütter, 2008 behandelnder Arzt des „Berliner Patienten“, verwies darauf, dass seit der erfolgreichen Transplantation bei Timothy Ray Brown versucht werde, diesen Fall zu reproduzieren. „Leider sind einige der Patienten, die die gleiche Behandlung erhalten hatten, früh an Komplikationen oder Rückfällen ihrer Krebserkrankung verstorben.“

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI), Gerd Fätkenheuer, erklärte, der Bericht zeige, dass die Heilung des Berliner Patienten kein singuläres Ereignis gewesen, sondern prinzipiell wiederholbar sei. Er gebe den Wissenschaftlern Auftrieb, die nach Wegen zu einer Heilung von HIV suchten. „Allerdings ist noch völlig unklar, welche Methoden hier am Ende erfolgreich sein können.“ (KNA)

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