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Tagebuch

© unsplash/ Aaron Burden

Tagesspiegel Plus

Spiegel der Seele?: Tagebücher erzählen nie die reine Wahrheit

Sie gelten als Spiegel der Seele. Aber das stimmt so gar nicht, sagt die Tagebuch-Forschung. Vielmehr seien sie „Serien datierter Spuren“, die Vergangenes wieder lebendig werden lassen.

Es ist wohl das einzige Buch, das seinen Inhalt manchmal hinter einem Schloss verbirgt. Das Tagebuch gilt als Inbegriff des Intimen. Diese Vorstellung reicht bis ins Bürgertum des 19. Jahrhunderts zurück. Damals begannen bildungsorientierte Eltern, ihre Kinder dazu anzuleiten, Tagebuch zu schreiben.

Die Wende aus der Ich-Perspektive

„Ich bin froh, dass ich dieses Büchlein habe“, notierte etwa die Adelige Augusta Carolina Holzleitner aus Enns im Jahr 1898. „Wenn ich jemandem meine Gedanken mitteilen kann, dann fühle ich mich wohl. Es ist mir, als ob ich an der Seite einer lieben Freundin säße und ihr meine Erlebnisse erzählte.“

Wir hatten schon Anfragen zum Fleischkonsum. Das lässt sich aus Haushaltstagebüchern wunderbar recherchieren.

Jutta Jäger-Schenk, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Deutschen Tagebucharchivs

Aber sind die Selbstzeugnisse wirklich ein Spiegel der Seele eines Menschen? Offenbaren sie Geheimnisse über die Person, enthüllen sie ihren Charakter?

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