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Schreckmoment: Goldfische gehören zu den Hochrisikoarten für heimische Gewässer.

© Evgeniia - stock.adobe/Evgeniia Tanchuk

Invasion der Goldfische: Gefahr für hiesige Gewässer

Ob Krallenfrosch oder Goldfisch: So manches exotische Getier landet in der Natur und gefährdet heimische Arten. Vor diesem Problem warnen nun Berliner Forschende.

Zierfische und Zierschildkröten sollen dem Namen nach vor allem schön sein. Häufig kosten sie nur ein paar Euro, Vermieter sehen sie nicht als „echte Haustiere“ – alles Hinweise darauf, wie sehr sie als Lebewesen geringgeschätzt werden. Gefallen die Exoten nicht länger, werden sie abgegeben oder ausgesetzt. Manche überleben auch in hiesigen Gewässern und bedrohen die Ökosysteme.

Forschende des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin warnen nun vor dem leichtfertigen Umgang und raten zur stärkeren Überwachung des Handels mit Wassertieren, der bislang kaum reguliert sei.

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Prozent der invasiven Wirbeltiere weltweit stammen aus dem Tierhandel

In einer Studie im Fachblatt „People and Nature“ untersuchten sie zwölf Berliner Zoo- und Gartenzentren sowie deutschlandweit den Onlinehandel und Kleinanzeigen. Dann schätzten sie das Risiko für eine Freisetzung ab und stellten eine Rangliste der Arten auf, die eine potenzielle Bedrohung für die Flora und Fauna hierzulande darstellen. 

„Wir schlagen diese Methode für das Screening von kommerziellen Arten vor“, sagt Studienautor James Dickey. „Damit könnte die Ausbreitung besonders risikoreicher Arten möglicherweise eingedämmt werden, zum Beispiel durch besondere Haltungsanforderungen oder den Preis.“ Strengere Regeln und mehr Kontrollen würden den Tieren zugutekommen – den Einheimischen genauso wie den Exoten.

Die schlimmsten Arten

Denn von den identifizierten 651 exotischen Süßwasserarten haben sich 22 bereits in der Wildnis angesiedelt, in Deutschland zum Beispiel die Nordamerikanische Zierschildkröte oder der Sonnenbarsch. Der Afrikanische Krallenfrosch wird zu den weltweit schlimmsten invasiven Arten gezählt. In Portugal und Frankreich hat er sich bereits ausgebreitet. Für die invasive Nordamerikanische Buchstaben-Schmuckschildkröte gilt in der EU inzwischen ein Verkaufsverbot. Früher war sie eine beliebte Art im Zoohandel.

Der Papageienkärpfling (Xiphophorus variatus) gehört zu den Lebendgebärenden Zahnkarpfen und vermehrt sich rasend schnell – noch nicht in deutschen Gewässern.

© imago images/imagebroker/imageBROKER/G. Lacz via www.imago-images.de

Als „Hochrisikoarten“ für Deutschland identifizierten die Forschenden den Goldfisch (aus Asien) und den vermehrungsfreudigen Guppy (Karibik). Auch die in der Aquaristik unter dem Namen Turmdeckelschnecke bekannte Nadel-Kronenschnecke ist darunter. Sie besiedelt ursprünglich Gebiete in Ostafrika bis Südostasien und ist als Neozoon besonders problematisch, weil sie Parasiten wie Lungenwürmern als Zwischenwirt dient. Blutsalmler und Papageienkärpfling seien in Deutschland noch nicht aufgetreten, hätten aber das Potenzial, sich hier auszubreiten, so die Autor:innen.

Warum wurden Tiere aus privater Hand abgegeben? Am häufigsten nannten Anbietende als Grund eine zu starke Vermehrung, als Zweites aber schon die Ästhetik. Wenn das Becken zu klein wurde oder eine Neugestaltung der Unterwasserlandschaft geplant war, hingen sie nicht besonders an ihren Lieblingen. In den Anzeigen wurden mitunter nur vage Bezeichnungen anstelle von genauen Artennamen verwendet. 

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