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Der Lehrerverband schätzt, dass mindestens 15.000 zusätzlichen Lehrkräften für die ukrainischen Schüler:innen nötig werden, hinzu kämen Tausenden von mehr benötigten Kita-Erzieherinnen.

© Henning Kaiser/dpa

Geflüchtete Schüler: Integrationsklassen plus Ukrainisch-Angebot

KMK: Schüler aus der Ukraine sollen in Willkommensklassen Deutsch lernen und zusätzliche Angebote in ihrer Sprache erhalten. Verband erwartet 250.000 ukrainische Schüler.

Millionen Ukrainer sind vor den Bomben und Kämpfen geflohen, die meisten davon Frauen und Kinder. Viele Kinder und Jugendliche, die nach Deutschland gekommen sind, müssen und wollen nun in die Schule. Einen ersten Überblick über die Zahlen zu ukrainischen Kindern und Jugendlichen an Schulen in Deutschland will die Kultusministerkonferenz (KMK) voraussichtlich in dieser Woche vorlegen können. Das sagte KMK-Präsidentin Karin Prien (CDU) nun vor Journalisten. 

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Die von der KMK eingerichtete Taskforce zu dem Thema kümmere sich um die Erhebung der Daten. Ziel sei es, wöchentlich darüber zu informieren. 

Karin Prien (CDU) ist Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und Bildungsministerin von Schleswig Holstein.

© Michael Kappeler/dpa

KMK-Präsidentin Prien, die auch schleswig-holsteinische Bildungsministerin ist, berichtete aus ihrem Bundesland von bisher 1173 ukrainischen Schülerinnen und Schülern, die schon Unterricht bekämen. Nach einem relativ starken Aufwuchs bei den Ankunftszahlen gebe es momentan wieder einen Rückgang. 

„Da ist eine gewisse Beruhigung eingetreten. Das ist auch das, was ich aus anderen Bundesländern höre. Aber das ist eine Momentaufnahme. Das heißt überhaupt nicht, dass das nächste Woche auch wieder anders sein kann“, sagte Prien. Man rechne im Moment mit einer Million Flüchtlinge, davon 40 bis 50 Prozent Kinder und Jugendliche. Pro 1000 zusätzlichen Schülerinnen und Schülern brauche man etwa 60 zusätzliche Lehrkräfte. 

Lehrerverband rechnet mit 250.000 ukrainischen Schülern

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, rechnet mit bis zu 250.000 schulpflichtigen Kindern. Man rede dann von „mindestens 15.000 zusätzlichen Lehrkräften, Tausenden von mehr benötigten Kita-Erzieherinnen und damit letztendlich von einem zweistelligen Milliardenbetrag“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. 

[Wie Hochschulen sich auf die Aufnahme ukrainischer Geflüchteter vorbereiten, lesen Sie hier. Einen Artikel über Statusfragen internationaler Studierender aus der Ukraine finden Sie hier]

In der KMK bestehe große Einigkeit, dass den Kindern und Jugendlichen grundsätzlich das Angebot gemacht werden solle, über verschiedene Integrationsklassen Deutsch zu lernen. „Wir halten das auch für erforderlich, weil die Frage, wann die Schülerinnen und Schüler wieder zurückkehren können, völlig offen ist“, sagte Prien. 

Zusätzlich Angebote nach ukrainischem Lehrplan oder in Ukrainisch

Anders als in der Flüchtlingswelle 2015 und 2016 wolle man aber zusätzlich Angebote nach ukrainischem Lehrplan oder in ukrainischer Sprache ermöglichen, soweit das möglich sei. So gebe es nur vereinzelt ukrainische Lehrkräfte. „Wir können und wollen kein paralleles Schulsystem aufbauen.“ 

Die ukrainische Generalkonsulin Iryna Tybinka hatte an die Kultusminister appelliert, auf eine Kontinuität der Bildungsprozesse und ein Aufrechterhalten der nationalen Identität ukrainischer Kinder zu achten. Es gehe um einen vorübergehenden Aufenthalt in Deutschland. 

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Heinz-Peter Meidinger forderte, deutsche Schulen müssten mit der Ukraine zusammenarbeiten. Dabei seien ein gemischter Stundenplan aus ukrainischen und deutschen Unterrichtsinhalten sowie digitale Unterrichtsformen denkbar, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“. 

Verbände prüfen ukrainischen Unterricht

Über digitalen Unterricht könnten etwa ukrainische Lehrkräfte - egal ob nach Deutschland geflüchtet oder noch in der Heimat - viele Schülerinnen und Schüler erreichen. Diese dürften nicht den Kontakt zum ukrainischen Schulsystem verlieren.

Auch der Verband Bildung und Erziehung forderte zu prüfen, inwieweit Unterricht nach ukrainischem Lehrplan sinnvoll ist. „Wir müssen auch unser eigenes Verständnis von Integration überdenken und offen für neue Antworten sein“, sagte der Verbandsvorsitzende Udo Beckmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). 

„Das Ziel kann diesmal nicht allgemeingültig in einer schnellen und effektiven Integration in das deutsche Schulsystem liegen", so Beckmann. (dpa)

Jörg Ratzsch, Antonia Hofmann

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