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Das weltgrößte Radioteleskop FAST in der Provinz Guizhou in China.

© REUTERS/CHINA DAILY

Heute vor 7 Jahren: Auf Aliensuche in Chinas Bergen

Der chinesische Autor Liu Cixin wurde mit einem Roman über den Erstkontakt mit Aliens bekannt. Kurz danach stellte China das weltgrößte Radioteleskop fertig – für ebendiesen Zweck.

Eine Kolumne von Tatjana Romig

Auf einer abgeschotteten Militärbasis in den chinesischen Bergen sucht ein Teleskop den Himmel nach Zeichen anderer Zivilisationen ab. Hier arbeitet die Astrophysikerin Ye Wenjie, die als Kind miterleben musste, wie ihr Vater, ein angesehener Physik-Professor, in den Wirren der Kulturrevolution für seine Forschung zu Tode geprügelt wurde. Eines Tages empfängt Ye ein Signal von Außerirdischen.

Das ist die Handlung des Romans „Drei Sonnen“ des chinesischen Science-Fiction-Autors Liu Cixin von 2008. Liu gewann nicht nur als erster asiatischer Autor den renommierten Hugo-Award für den besten Science-Fiction-Roman – seine SciFi-Vision wurde sogar fast Realität.

In der südchinesische Provinz Guizhou nahe der Stadt Pingtang wurde zwischen bewaldeten Karstfelsen am 25. September 2016, also heute vor sieben Jahren, das weltgrößte Radioteleskop mit einem Durchmesser von 500 Metern fertiggestellt. Auf Chinesisch trägt es den klangvollen Namen tianyan, Himmelsauge. Auf Englisch heißt es – deutlich weniger klangvoll – Five-hundred-meter Aperture Spherical Radio Telescope. Es löste das amerikanische Arecibo Observatory in Puerto Rico als das weltgrößte Radioteleskop ab.

Das Himmelsauge besteht aus 4.450 dreieckigen Elementen, getragen wird es von 70 Masten, gekostet hat es rund 1,2 Milliarden Yuan, das entspricht rund 155 Millionen Euro. 9000 Anwohner mussten ihre Dörfer verlassen, damit es Wirklichkeit werden konnte. Nach Fertigstellung wurde es drei weitere Jahre getestet, bis es 2020 in Betrieb ging.

Seitdem durchsucht das weltgrößte Radioteleskop die Weiten des Weltraums, zum Beispiel nach Pulsaren. Pulsare sind schnell rotierende Neutronensterne, die aus Supernova-Explosionen entstanden sind. Und wie in Lius Roman scannt auch das Himmelsauge den Weltraum nach Zeichen außerirdischen Lebens.

Vergangenes Jahr meldeten chinesische Forscher, möglicherweise ein Signal außerirdischen Ursprungs gemessen zu haben – nur um kurz darauf zurückzurudern. Es sei höchst wahrscheinlich, dass das Himmelsauge eine Radiointerferenz von der Erde und keinen Aliengruß empfangen habe. Das Himmelsauge sucht also weiter nach Leben im All. Was, wenn es das eines Tages dann doch empfangen sollte?

In Lius Roman nimmt die Astrophysikerin Ye Kontakt zu den Aliens auf, obwohl sie weiß, dass diese einen Krieg wollen. Doch Ye hat ihren Glauben an die Menschheit verloren. So weit ist es in der Realität zum Glück dann doch noch nicht.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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