zum Hauptinhalt
Maschine mit Motor von Etienne Lenoir (1822-1900).

© imago images/Jerónimo Alba / Jerónimo Alba via www.imago-imag

Tagesrückspiegel – Heute vor 163 Jahren: Als der Elektroantrieb seine erste historische Niederlage erlitt

Étienne Lenoir hat zwar nicht den Weichspüler erfunden, aber viele andere Sachen. Eine davon führte er an einem 23. Januar erstmals vor.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Dass ganz am Anfang der Elektroantrieb dem durch flüssige Fossilien ernsthaftere Konkurrenz machte als heute, ist eine der vielen Ironien der Technikgeschichte. Und dass eigentlich fast immer jemand anderes der wahre Erfinder war, von der Glühbirne über das Telefon bis hin zum Roller-Skater, ist gleichsam ihr roter Faden.

In den frühen 60er Jahren des 19. Jahrhunderts läuft dieser Faden gerade durch die Tüftlerhände des Belgiers Étienne Lenoir. Er erfindet einerseits einen Gasmotor, den er heute vor 163 Jahren, am 23. Januar 1860 erstmals präsentiert, und baut andererseits danach dann auch Automobile, die damit angetrieben werden. Schon er nutzt für seine Automobilmotoren aber nicht etwa wie anfangs Stadtgas, sondern ein per primitivem Vergaser erzeugtes Petroleum-Luft-Gemisch.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Lenoir war früh dran, Otto war besser

Selbst Nikolaus Otto, Erfinder des nach ihm benannten, Benzin nutzenden Verbrennungsmotors, baute zunächst Gaskolbenmotoren. Und auch der noch heute weit verbreitete Ottomotor ist nur eine Weiterentwicklung jenes Designs von 1867 und nutzt ein Kraftstoff-Luft Gemisch, das aus dem Vergaser kommt.

Belgischer Ingenieur ohne Dipl. Ing.: Jean Joseph Etienne Lenoir, 1822 - 1900. Bild von ca. 1870.

© imago images/Classic Vision / Classic Vision via www.imago-ima

Lenoir erkannte die Überlegenheit von Ottos Entwicklung neidlos an. Er soll sogar seinen eigenen Motor im Vergleich dazu als „Monstrosität“ bezeichnet haben.

Dann eben Leder gerben

Den Gasmotor an sich erfunden hatte aber auch Lenoir nicht. Schon Ende des 18. Jahrhunderts meldeten zwei Herren namens John Barber und Robert Street Maschinen zum Patent an, die die Explosionskraft zuvor vergasten Fest- oder Flüssigbrennstoffs nutzten.

Lenoir stammte aus ärmlichen Verhältnissen und machte seine ersten Erfindungen – etwa ein Verfahren zum Emaillieren von Ziffernblättern – als einfacher Arbeiter. Anders als viele andere, die mit ihren Ideen historisch den Kürzeren zogen, war Lenoir erfolgreich und geschäftstüchtig genug, um einen sorglosen Lebensabend in Paris verbringen zu können.

Zahlreiche weitere Erfindungen und Weiterentwicklungen – von Telegrafenanlagen bis zu Verfahren zum Gerben von Leder – halfen ihm dabei. Er soll gerne zum Fliegenfischen an die Seine gegangen sein. Die von ihm selbst mit befeuerte Industriealisierung und die damit verbundene Verpestung waren offenbar noch nicht weit genug fortgeschritten.

Vor dem Gasmotor hatte er übrigens – man ahnt es wohl bereits – erfolglos versucht, einen Elektromotor zu bauen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false