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In der Wetterstation, die der DWD auf dem Potsdamer Telegrafenberg betreibt, kommen moderne Gerätschaften zum Einsatz.

© Andreas Klaer

Tagesrückspiegel – Heute vor 317 Jahren: Ein Pionier mit Regenschale

Seine Messgeräte waren einfach und nach heutigen Standards viel zu ungenau. Aber mit seinen Wetteraufzeichnungen war Nicolaus Samuelis Cruquius seiner Zeit voraus.

Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

Der niederländische Wasserbauingenieur und Kartograf Nicolaus Samuelis Cruquius war getrieben von der Überzeugung, dass meteorologische Aufzeichnungen nützlich sind, um sein – in Teilen unter dem Niveau des Meeresspiegels liegendes – Land „vor der bedrohlichen Gewalt von Meer, Sturm und Regen“ zu schützen. Damit stand er damals recht allein, seine Bewerbung um staatliche Förderung wurde abgelehnt.

Im frühen 18. Jahrhundert, noch bevor die Menschheit begann das stabile Klima der Erde zu sabotieren, konnte er nicht wissen, dass sich sein Vorhaben auch als Voraussetzung dafür erweisen würde, den Klimawandel erkennen und seinen Gefahren begegnen zu können. Dass er und frühe Gleichgesinnte sich nicht beirren ließen, ermöglicht uns zudem am heutigen Montag eine sicherer zutreffende Antwort auf eine aktuelle Wetterfrage zu geben: Wird Weihnachten weiß?

Cruquius begann am 19. Dezember 1705 in der niederländischen Stadt Delft dreimal täglich Wettergrößen wie Temperatur, Wind, Luftfeuchtigkeit und Niederschlag zu messen. Regen fing er in einer Schale auf, die Luftfeuchtigkeit las er am Gewicht eines mit Salmiak angefeuchteten Schwamms ab und Windgeschwindigkeiten an der Umdrehungszahl von, natürlich, Windmühlen.

Die Temperatur maß er mit einem Luftthermometer und mangels Alternativen in einer selbst entwickelten Skala. Quecksilbersäulen kamen erst gut zwanzig Jahre später durch Daniel Gabriel Fahrenheit zu ihren ersten Messeinsätzen. Cruquius rechnete seine Werte aber rückwirkend in dessen Gradskala um und diese Daten sind erhalten. Cruquius‘ Messreihen reichen bis zum Jahr 1734 und mit ihrem Beginn 1705 weit in die Klimavergangenheit Mitteleuropas – die gute, kalte Zeit.

Der Blick in die jüngere Vergangenheit von 1961 bis 1990 zeigt, dass die Chancen auf weiße Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Tagen in Deutschland gesunken sind. Etwa für Berlin berechnete der Deutsche Wetterdienst (DWD) für die Jahre 1991 bis 2020 eine Wahrscheinlichkeit von nur noch sieben Prozent – im Vergleich zu 17 Prozent in den drei Jahrzehnten zuvor.

In seiner Trendprognose für die kommenden zehn Tage kann der DWD Weiße-Weihnachtsträumern nur wenig Hoffnung machen. Heiligabend wird es demnach oft stark bewölkt mit zeitweiligem Regen. Die Tiefsttemperaturen liegen im Norden mit „fünf bis ein“ Grad deutlich über dem Gefrierpunkt. Das sind fünf bis ein Grad Celsius. In Grad Fahrenheit sind es 46,4 bis 41.

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