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Felsig sind Berge ja oft. Diese heißen sogar so.

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Tagesrückspiegel – Heute vor 108 Jahren: Herr Wilson „On the Rockies“

„Rocky Mountain“ war der neunte National Park in den USA. Doch dem Schutz ging Vetreibung voraus.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Es ist schon wieder ein paar Wochen her, dass auf der Naturschutzkonferenz in Montreal eine als „historisch“ bezeichnete Einigung erzielt wurde. Fast alle teilnehmenden Staaten unterzeichneten dort unter anderem eine Zielvereinbarung, bis 2030 den Anteil der unter Schutz gestellten Landflächen weltweit auf 30 Prozent auszuweiten.

Wie das so ist mit Zielen und deren Erreichen weiß man nicht erst seit immer klarer wird, dass etwa das 1,5-Grad-Ziel der Pariser Klimakonferenz sicher verfehlt wird. Der Mensch und seine unmittelbaren Bedürfnisse, sie stehen im ironischen Konflikt mit der Natur und damit den langfristigen Chancen auf Überleben.

Ureinwohner

Vielleicht hätte man ja viel früher anfangen sollen mit dem großflächigen Naturschutz. Denn einfacher wäre es wohl gewesen. Aber die oft verbreitete These, dass dort, wo es passierte, eben kaum Menschen lebten und Probleme machten, stimmt eben auch oft nicht. Bei den frühen Nationalparks in den USA etwa wurden tendenziell die weißen Siedler in Ruhe gelassen, und die Ureinwohner umgesiedelt – wenn sie nicht schon lange zuvor zuvor in Reservate verbracht worden waren.

Das war auch die Situation heute vor 108 Jahren, am 26. Januar 1915, als US-Präsident Woodrow Wilson per Unterschrift den „Rocky Mountain National Park“ ins Leben rief. Die Arapaho, die zuvor Teile von dessen Fläche, bewohnt hatten, waren schon in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts umgesiedelt worden.

Der neunte Park

1914 hatte man, in Vorbereitung der Nationalpark-Gründung nordwestlich von Denver, Colorado, noch zwei alte Arapaho-Männer aus dem Wind River Reservat herangekarrt, um bestimmte Landmarken, Berge, Seen und Flüsse so benennen zu können, wie sie auch bei den Ureinwohnern hießen. Dass diese Orte, wenn überhaupt, diese Namen nur ein paar Jahrzehnte getragen hatten, übersah man dabei geflissentlich. Denn die Arapaho hatten, soweit bekannt, Anfang des 19. Jahrhunderts ihrerseits das Volk der Ute auf Teils grausamste Weise aus der Gegend vertrieben.

„Rocky Mountain“ war der neunte Nationalpark der USA, inzwischen gibt es 63. Doch selbst in diesem großen, im Vergleich zu Deutschland insgesamt dünn besiedelten Land stehen bis heute in Form von Nationalparks, National Monuments, State Parks und ähnlichem nur 13 Prozent der Landfläche unter Schutz.

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