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Ein Dozent der Humboldt-Universität Berlin steht im Verdacht, über zwei Jahrzehnte Studentinnen verbal belästigt zu haben.

© dpa/Wolfgang Kumm

Fachschaft zu Vorwürfen an der HU Berlin: „Man sagte uns, dass man nichts machen könne“

Auf einen Brief der Fachschaft über den beschuldigten HU-Dozenten im Januar habe das Präsidium reagiert. Frühere Beschwerden auf unterer Ebene seien aber ins Leere gelaufen, kritisieren die Studierendenvertreter.

Nach den Vorwürfen sexueller Belästigung gegenüber einem Dozenten an der Humboldt-Universität, über die der Tagesspiegel nach Gesprächen mit Betroffenen berichtete, hat sich jetzt auch die Fachschaft zu dem Fall geäußert.

Die Interessensvertretung der Studierenden des Fachs reagiert in ihrer Stellungnahme auf einen Vorwurf der anonymen Gruppe „Keine Uni für Täter“, die im Namen der Betroffenen die Sache erstmals auf einem Blog publik gemacht hatte. Der Text insinuierte: Studierendenvertretungen wie die Fachschaft und der HU-RefRat hätten von den Beschwerden gewusst und seien untätig geblieben. Dieser sowie die Website des Blogs Indymedia, auf der die anonyme Gruppe Mitte Juli gepostet hatte, war am Mittwoch nicht mehr aufrufbar.

Die Behauptung, sie hätten von den mutmaßlichen Übergriffen gewusst und geschwiegen, machten sie „betroffen“, schreiben die Fachschafts-Vertreter:innen. „Wir dulden keinerlei Diskriminierung und weisen jede Art von sexistischem Fehlverhalten entschieden zurück.“ Zudem behauptet die Gruppe, es gehe auf ihre Initiative zurück, „dass die Vorwürfe an den RefRat und die Uni-Leitung herangetragen wurden.“ Der RefRat (kurz für Referent*innenrat) ist der Asta der HU, also die übergeordnete Studierendenvertretung.

Brief ans Präsidium im Januar 2023

Auf die Nachfrage des Tagesspiegels, wie und in welcher Art die Fachschaft hier aktiv wurde, antwortet diese: „Wir haben dem Präsidium Ende Januar 2023 einen Brief geschrieben, in diesem die Missstände aufgeführt und sie gebeten sich mit den Vorwürfen zu beschäftigen.“ Das Präsidium habe geantwortet, man sei dann „in einen konstruktiven Austausch“ getreten. Im Statement ist von einem „laufenden Verfahren“ an der Uni in dem Fall die Rede. Details könnten aber noch nicht bekannt gemacht werden.

Lediglich das aktuelle Präsidium der HU hat unsere Bitten ernst genommen.

Fachschaft in ihrem Statement zu den wiederholten Beschwerden über den Dozenten

Zudem deutet die Fachschaft in ihrer Stellungnahme an, früher sei auf Beschwerden über den Dozenten nicht angemessen reagiert worden. „Lediglich das aktuelle Präsidium der HU hat unsere Bitten ernst genommen.“ Genauer erläutern, wie oft vor Blumenthals Präsidentschaft das Verhalten des Mannes von der Fachschaft gegenüber der HU-Leitung thematisiert wurde, wollte die Fachschaft auf Nachfrage des Tagesspiegels aus rechtlichen Gründen nicht. Sie teilte nur mit, man hätte zuvor „auf den unteren Ebenen“ versucht, Konsequenzen für den Beschuldigten zu erwirken. Dabei seien die Studi-Vertreter:innen „jedoch abgeblockt oder nicht ernst genommen“ worden, „oder man uns sagte, dass man nichts machen könne“.

Auch die vier Mittelbau-Vertreter:innen, die für die Gruppe wissenschaftlicher Mitarbeitender im Akademischen Senat der HU sitzen, nahmen diese Woche zu den Vorwürfen gegenüber dem Dozenten Stellung. Sie seien „entsetzt“ und von dem Kollegen „zutiefst menschlich enttäuscht“, heißt es in ihrem Statement. Und: Sie hätten zum Teil über lange Zeit mit ihm „hochschulpolitisch zusammengearbeitet“, beispielsweise im Rahmen von Gremien, „ohne irgendetwas von diesen Vorkommnissen zu ahnen“.

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