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Eine Supernova (heller Stern links) kurz vorm Ausbruch. In einem Doppelsternsystem kann eine solche Sternexplosion den Zwillingsstern aus der Galaxie werfen.

© Nasa

Schnellster Stern durch den Schubs einer Supernova: Ein Stern reißt aus

Mit 1200 Kilometer pro Sekunde rast ein Stern aus der Milchstraße hinaus. Offenbar ist dafür nicht allein das Schwarze Loch im Zentrum unserer Galaxie verantwortlich.

Von Rainer Kayser, dpa

Der 25 000 Lichtjahre entfernte Stern „US 708“ verlässt mit einer Geschwindigkeit von 1200 Kilometern pro Sekunde die Milchstraße. Er ist damit der schnellste Ausreißer-Stern, den Astronomen je aufspürten. Und er stellt die bislang favorisierte Theorie der Sternenforscher über den Ursprung der fliehenden Sterne infrage. Das supermassive Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße schleudert in diesem Szenario einzelne Sterne mit hoher Geschwindigkeit hinaus. Doch die Bahn von US 708 lässt sich nicht mit einer Herkunft aus dem galaktischen Zentrum in Einklang bringen, schreiben Forscher im Fachblatt „Science“.

Aus dem Zentrum katapultiert

„Hypergeschwindigkeitssterne bewegen sich mit Geschwindigkeiten, die größer sind als die Fluchtgeschwindigkeit der Galaxis“, erläutern Stephan Geier von der Europäischen Südsternwarte Eso und seine Kollegen. Die Forscher kennen eine ganze Reihe solcher Objekte, bei denen es sich bis auf ihre ungewöhnliche Geschwindigkeit um normale Sterne ähnlich unserer Sonne handelt. „Nach einer Theorie zerreißt das supermassive Schwarze Loch nahe vorüberziehende, enge Doppelsterne – einer der Sterne umkreist dann das galaktische Zentrum auf einer engen Umlaufbahn, der andere wird herauskatapultiert.“

US 708 passt nicht in dieses Bild. Zum einen ist er kein gewöhnlicher Stern, sondern ein „heißer Unterzwerg“, der typischerweise als entwickelter Partner in einem engen Doppelstern auftritt. Und auch die Flugbahn passt nicht zu dem einfachen Katapult-Szenario.

Der "Kick" einer Supernova

Was aber hat US 708 dann auf so hohes Tempo gebracht? Vielleicht die ungewöhnlich schnelle Rotation des Sterns. „In unserem Modell hat die Gezeitenwechselwirkung in einem engen Doppelstern-System zur schnellen Drehung geführt“, schreibt Geier. Der weiter entwickelte Stern des Systems ist dann als Supernova explodiert und verpasste seinem Partner einen gewaltigen „Kick“, der ihn auf die hohe Geschwindigkeit beschleunigte. Dieses Szenario könnte auch auf andere Ausreißer-Sterne zutreffen.

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