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Wie man sieht, sieht man fast nichts. Die Erde ist einfach zu klein.

© NASA/JPL-Caltech

Tagesrückspiegel – Heute vor 33 Jahren: Voyager 1 blickt weit, weit zurück

Das Vorhaben musste zu einem eher unspektakulären Ergebnis führen. Doch in diesem Sinne ist die fotografische Aufnahme der Erde aus größtmöglicher Entfernung gescheitert.

Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

Am 13. Februar begann Voyager 1 ihre Instrumente aufzuwärmen, denn es ist kalt, so weit draußen im Weltraum. Die Sonde der US-Weltraumagentur Nasa war auf ihrem Weg hinaus aus dem Sonnensystem schon weit gekommen, hatte die Umlaufbahn des äußersten Planeten Neptun bereits passiert.

In rund sechs Milliarden Kilometern Entfernung von der Sonne richtete Voyager 1 sein Kamerasystem zurück in Richtung zentrales Sonnensystem und nahm eine Serie von 60 Fotos auf, die die Nasa als „Familienportrait“ veröffentlichte: Bilder von Neptun, Uranus, Saturn, Jupiter, Venus und auch der Erde. Das Bild vom Mars misslang, weil die Kamera störendes Streulicht von der Sonne einfing. Merkur befand sich zu nah an der Sonne und der damals noch als Planet geführte Zwergplanet Pluto war zu weit weg.

Die Aufnahme von der Erde wurde am 14. Februar 1990 gemacht. In Deutschland war es ungefähr zehn vor sechs Uhr morgens. Eine gute halbe Stunde später schaltete Voyager 1 seine Kameras ab, für immer. Die Sonde schickte die Daten zurück Richtung Erde, es sollte bis in den Mai hinein dauern, bis die Übertragungen abgeschlossen waren. Voyager 1 flog weiter und sollte 22 Jahre später, im August 2012 das Sonnensystem hinter sich lassen. Die Sonde fliegt seither durch interstellaren Raum.

Ihr aus vier jeweils einfarbigen Aufnahmen zusammengesetztes Bild zeigt die Erde als blassblauen Punkt in einem Streifen Sonnenlicht, den die Kamera einfing. Das Foto ist eher unscharf, die Erde füllte nicht einmal ein Pixel der Kameraauflösung. Nur die Gasriesen Jupiter und Saturn waren groß genug, um ein Pixel voll auszufüllen.

Die Idee, die Kameras zurück zu richten, stammte vom Planetenforscher und Mitglied des Voyager-Bilderteams Carl Sagan, der seit den 1950er Jahren beratend für die Nasa tätig war. Ihm war klar, dass auf den Bildern aus der großen Entfernung nicht viel zu erkennen sein würde. Sie sollten der Menschheit aber genau das vermitteln: Dass unser Heimatplanet nur ein winziger Punkt im Weltraum ist. „Schaut Euch diesen Punkt wieder an“, schrieb Sagan in seinem 1994 veröffentlichten Buch. „Das ist hier. Das ist Zuhause. Das sind wir.“

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