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Bis März Chef bei Cambridge Analytica, jetzt Direktor von Emerdata - Alexander Nix

© AFP

Update

Nach Facebook-Datenskandal: War die Insolvenz von Cambridge Analytica nur ein Manöver?

Das umstrittene Unternehmen zerbrach am Facebook-Datenskandal. Doch die Manager gründeten einfach eine neue Firma mit demselben Konzept.

Der nicht mehr ganz überraschenden Insolvenzantrag der Datenanalysefirma Cambridge Analytica (CA) und ihrer britischen Mutter SCL Elections am Mittwoch bedeutet offenbar nicht, dass das Geschäft mit Wahlmanipulation nun tot ist. Wie am Donnerstag bekannt wurde, hatte der ehemalige Chef Alexander Nix offenbar für den Fall vorgesorgt, dass die Masche mit den mutmaßlich illegalen Nutzung der Facebook-Nutzerdaten auffliegen könnte.

„Die Belagerung mit Medienberichterstattung hat nahezu alle Kunden und Zulieferer der Firma vertrieben“, hatte CA den Insolvenzantrag begründet. Sollte heißen: Der Firmenname war also verbrannt. Bereits im August 2017 aber hatte der im März beurlaubte Nix das Unternehmen Emerdata Limited gegründet. Es ist im Handelsregister an derselben Adresse eingetragen wie SCL Elections. Laut Angaben im Handelsregister beschäftigt sich das Unternehmen ebenfalls mit Datenverarbeitung.

Auch das Personal stammt von CA. Neben Nix sind auch Julian David Wheatland und Alexander Bruce Tayler als Direktoren der Firma eingetragen. Tayler war zuvor Chef von CA und davor Chef der Datenverarbeitung; Wheatland war ebenfalls Vorstandsmitglied des Unternehmens. Andere Direktoren sind Rebekah Anne und Jennifer Mercer, Töchter des US-Milliardärs Robert Mercer, der Cambridge Analytica, Trumps Wahlkampagne und das rechtspopulistische Magazin Breitbart News mitfinanziert hat.

Zugriff auf Daten von 87 Millionen Nutzern

Cambridge Analytica hatte Daten für den Wahlkampf das heutigen US-Präsidenten Donald Trump ausgewertet, um personenspezifische Werbung zu schalten. Das Problem: Die dazu genutzten Daten sind wohl illegalerweise in die Hände des Unternehmens geraten.

Seit das britische Magazin „The Observer“ im März meldete, dass CA zu unrecht an Daten von Facebook-Nutzern gekommen sei, stand die Firma unter Druck. Der frühere CA-Mitarbeiter Chris Wylie berichtete dem Blatt über das Vorgehen der Firma. Demnach hatte ein Cambridge-Professor einen Persönlichkeitstest für Facebook programmiert. 270.000 Nutzer führten den Test durch und erlaubten dabei auch den Zugriff auf Daten ihrer Facebook-Freunde. So kam CA an die Daten von nach Facebook-Angaben 87 Millionen Nutzern. Facebook hatte nach eigenen Angaben CA aufgefordert die Daten zu löschen. Nach Wileys Angaben, kam das Unternehmen den Aufforderungen aber nicht nach. Als Facebook im März zugab, dass CA zu Unrecht in die Hände der Daten gekommen sei, verlor die Facebook-Aktie innerhalb weniger Tage rund 18 Prozent ihres Börsenwerts.

Cambridge Analytica schrieb auch in der Insolvenzankündigung, das Unternehmen habe nichts Illegales getan und beruft sich dabei auf den Bericht eines unabhängig Anwalts. Damian Collins, der Vorsitzende des britischen Parlamentsausschusses für Digitales und Medien, sieht in der Insolvenz einen Fluchtversuch vor den Behörden. „Wir müssen sichergehen, dass das nicht ein Versuch ist Wegzurennen; dass diese Firmen nicht schließen, um den Ermittlungen zu entgehen.“

Roland Lindenblatt

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