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In Huddersfield in Großbritannien gab es einen Anschlag auf eine Telekommunikationseinrichtung.

© AFP

Absurde Verbindung zwischen Pandemie und Mobilfunk: Verschwörungstheoretiker verüben Dutzende Anschläge auf 5G-Stationen

Mit Covid-19 soll eigentlich das „5G-Syndrom“ vertuscht werden - solche kruden Verschwörungstheorien kursieren. Mit Folgen: Mobilfunkmasten werden angegriffen.

In der Coronavirus-Krise kursieren die wildesten Verschwörungstheorien. Eine davon ist, dass die Ausbreitung des Virus in Zusammenhang mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G stehe. So wird in Internet-Foren schon seit Anfang des Jahres behauptet, die Pandemie sei der Versuch, ein „5G-Syndrom zu vertuschen“. Neuer sind Theorien, 5G beschleunige die Ausbreitung des Virus. Wissenschaftler und andere Experten halten diese Thesen für völlig aus der Luft gegriffen.

Meist bleiben Verschwörungstheorien was sie sind – Theorien eben. In diesem Fall haben sie aber offenbar reale Konsequenzen. In Großbritannien wurden bereits mehr als 60 Mobilfunkantennen in Brand gesteckt. Ähnliche Attacken registrierten mittlerweile auch Behörden in den Niederlanden, Zypern oder Irland.

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Wie die österreichische Zeitung „Der Standard“ berichtet, hatten vor den Anschlägen in Großbritannien Mitarbeiter von Telekommunikationsunternehmen Drohungen erhalten, in den ihnen vorgeworfen wurde, „Technik zum Töten“ installiert zu haben.

Der Sender NTV berichtet online über einen via Facebook verbreiteten Artikel, in dem es heißt es, in Wuhan sei nicht das Coronavirus ausgebrochen, sondern durch die dort hohe Konzentration von 5G-Masten sei in Wahrheit das „5G-Syndrom explodiert“ und „die 5G-Meerschweinchen fielen buchstäblich wie Fliegen“. Dass die Erkrankung Covid-19 vor allem in Ländern mit hohem 5G-Ausbau wüte, sei kein Zufall, man müsse nur die Karten mit Funk-Hotspots und mit solchen der Ausbreitung des Coronavirus vergleichen.

Der Sender weist ins einem seinem Bericht darauf hin, dass die Pandemie auch Regionen der Welt schwer getroffen habe, in denen es nicht mal 5G-Versuchsstationen gebe. Das erste Land mit flächendeckendem 5G war zudem Südkorea, nicht China. In Wuhan betrage die 5G-Abdeckung rund zehn Prozent.

Gegner von 5G haben in London ein Graffiti gesprüht.

© Hannah McKay/Reuters

Zudem hätten viele andere chinesischen Städte 5G-Netze, doch dort sei das Virus später und weniger heftig aufgetreten. In Städten finde man auch am ehesten eine 5G-Infrastruktur. Schaue man genau hin, seien Coronavirus-Hotspots und Antennen-Standorte eben nicht deckungsgleich.

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Trotz der Absurdität der Verschwörungstheorien sorgen sich nun auch die deutsche Telekommunikationsbranche vor Anschlägen. Der Präsident des Digitalverbandes Bitkom, Achim Berg, sagte dem „Handelsblatt“ (HB): „Gerade erst haben Autonome mitten in Berlin einen Brandanschlag auf ein Telekommunikationsnetz verübt.“ Berg sagte, die Betreiber träfen zwar immer Vorkehrungen, um ihre Netze zu schützen. „Dennoch ist bei Infrastrukturen, die in der Fläche ausgebaut sind, nicht auszuschließen, dass sie erfolgreich angegriffen werden können.“

Die deutschen Netzbetreiber beobachten dem Bericht zufolge die Situation, sehen aber aktuell keinen Handlungsbedarf.  Ein Sprecher von Vodafone sagte dem HB: „Fälle, bei denen die Infrastruktur durch Vandalismus beeinträchtigt wurde, sind uns momentan in Deutschland nicht bekannt.“ Deshalb würden derzeit auch keine zusätzlichen Sicherheitsmaßnamen erhoben. Ähnlich äußerten sich Telefónica und Telekom. (Tsp)

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