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Zu lange gewartet? Noch immer sind viele Weizenfelder nicht abgeerntet und am Wochenende soll es wieder regnen.

© dpa/Christian Knieps

So sieht es derzeit bei der Ernte aus: Bauernpräsident spricht von „Zitterpartie“

Wegen des Regens wird die Getreideernte in diesem Jahr unterdurchschnittlich ausfallen. Bei Kartoffeln, Gemüse und Wein sind die Landwirte aber zuversichtlich.

„Die Nerven liegen blank“, sagt Bauernpräsident Joachim Rukwied. Im Frühjahr war es so nass, dass die Landwirte Mühe hatten, ihre Aussaat auf die Felder zu bringen. Es folgten zwei Monate Trockenheit, und nun regnet es immer wieder. „Man muss die Ernte vom Feld stehlen“, sagte Rukwied am Dienstag, als er in Berlin die vorläufige Erntebilanz dieses Jahres vorstellte.

Gut sieht sie nicht aus, zumindest was das Getreide angeht. Der Bauernverband rechnet mit einer unterdurchschnittlichen Ernte. Nach jetzigem Stand sei es fraglich, ob die Marke von 40 Millionen Tonnen noch erreicht werde, so Rukwied. Im vergangenen Jahr waren es 43 Millionen Tonnen.

Weizen steht noch auf den Feldern

Nicht nur die Mengen, auch die Qualitäten haben unter dem wochenlangen Regen gelitten. Für die Landwirte war es eine „Zitterpartie“, den Weizen rechtzeitig vom Feld zu holen. Ergiebige Regenfälle haben die Bauern immer wieder ausgebremst. „Ein nicht unerheblicher Teil steht noch auf den Feldern“, berichtet Rukwied. Spätestens bis zum Ende der Woche muss aber geerntet werden, bevor eine neue Regenwelle übers Land zieht.

Beim Wein wird ein guter Jahrgang erwartet.

Joachim Rukwied

Wer zu lange gewartet hat, muss feststellen, dass der Weizen schon wieder „auf dem Halm gekeimt hat“. Das bedeutet, dass das Getreide nicht mehr als Brot-, sondern nur noch als Futterweizen verkauft werden kann, zu deutlich niedrigeren Preisen. Schlimmstenfalls landet das Getreide in der Biogasanlage. Auch beim Raps erwartet der Bauernverband eine unterdurchschnittliche Ernte, und das trotz einer Ausweitung der Anbauflächen. Nur die Wintergerste, die bereits früher im Jahr geerntet wird, hat steigende Erträge gebracht.

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Steigende Preise für das Brotgetreide erwartet Rukwied trotz der schlechten Weizenernte nicht, europaweit war die Getreideernte gut, hinzu kommen Importe aus der Ukraine. Der Bauernverband appelliert an die Politik, dafür zu sorgen, dass ukrainischer Weizen dort ankommt, wo er gebraucht wird, nämlich in Afrika, im Nahen Osten und in Asien. Doch da Russland den Abtransport blockiert, bleibt ukrainisches Getreide im „ordentlich versorgten europäischen Markt“. Das drückt die Preise. Statt 310 bis 350 Euro wie vor einem Jahr bekommen deutsche Landwirte für Brotweizen derzeit nur 220 bis 230 Euro. Wer kann, lagert daher sein Getreide ein, und hofft auf steigende Preise.

Von den ergiebigen Regenfällen profitieren dagegen Gemüse, Kartoffeln, Mais, Soja, Kichererbsen und der Wein, die im Herbst geerntet werden. „Beim Wein wird ein guter Jahrgang erwartet“, berichtet Rukwied. Dagegen sieht es für Spargel und Erdbeeren schlecht aus, auch in Zukunft. Nicht zuletzt wegen des gestiegenen Mindestlohns sei der Anbau zu teuer. In diesem Jahr sind Ertrag und Flächen bereits gesunken, Rukwied befürchtet, dass sich dieser Trend fortsetzt. „Ich habe große Sorge um die Zukunft“, sagt er.

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