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Ein Ende der Ölförderung, wie hier in Texas, ist nicht in Sicht.

© dpa/Jacob Ford

Shell, BP und Co. setzen auf Öl und Gas: Am Ende geht’s Big Oil doch ums Geld

Während Energie- und Klimaexperten ein sofortiges Ende des Ölzeitalters fordern, weiten die führenden Mineralölkonzerne ihre Produktion aus Profitinteressen wieder aus. Doch auch mit der Klimakrise lässt sich verdienen. Eine Chance?

Ein Kommentar von Felix Kiefer

Shell will die Ölproduktion bis 2030 jährlich um bis zu zwei Prozent drosseln, BP seine Öl- und Gasproduktion bis dahin gar um 40 Prozent senken. Man habe die Zeichen der Zeit erkannt, so die Konzerne noch vor wenigen Jahren. Aus schwarz wird grün, aus Umweltverpestern werden Umweltretter.

Doch dann kam der Krieg in der Ukraine und mit ihm begann eine Preisrallye bei Öl und Gas. Die Gewinne der großen Mineralölkonzerne sprudeln wieder auf Rekordniveau und die Ambitionen, aus dem dreckigen, aber profitablen Geschäft auszusteigen, lösen sich in Luft auf: Investitionen in Erneuerbare Energien werden zurückgestellt, Emissionsziele gekappt.

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In fossile Energien investieren die Ölmultis laut Internationaler Energieagentur allein 2023 eine halbe Billion Dollar. Big Oil zeigt einmal mehr, worum es ihm vor allem geht: kurzfristige Rendite. Denn die ist bei Öl und Gas um ein Vielfaches höher als bei Fotovoltaik und Windkraft.

Man werde das Ziel, den Aktienwert für Anteilseigner zu mehren, wieder „rücksichtslos“ verfolgen, sagte etwa Shell-CEO Wael Sawan im Juni. Man könnte sagen: Genau das ist die Aufgabe eines Vorstandsvorsitzenden. Unternehmenslenker sind zunächst ihren Anteilseignern verpflichtet.

Doch das ist zu kurz gedacht. Die Wette auf Öl ist riskant. Ist es im Sinne von Anlegerinnen und Anlegern, in den Ausbau eines Marktes zu investieren, mit dem sich mittel- bis langfristig nichts mehr verdienen lässt? Oder sollten heutige Profite nicht lieber in Bereiche fließen, die auch auf morgen und übermorgen finanziell noch etwas abwerfen?

Die Strategie der Ölkonzerne ist nicht nur betriebswirtschaftlich fragwürdig, sondern vor allem ökologisch unhaltbar. Um das 1,5-Grad-Abkommen von Paris – zu dem sich auch Öl- und Energieunternehmen bekennen – einhalten zu können, müssen die weltweiten Emissionen bis 2030 halbiert werden. Weitere Investitionen in fossile Energien machen die Erreichung dieses Ziels unmöglich. Ohne die Drosselung der Ölproduktion und den massiven Ausbau der Erneuerbaren ist die Erwärmung der Erde nicht aufzuhalten.

Die Ölkonzerne müssen sich endlich als unentbehrlichen Teil der Lösung der Klimakrise begreifen. Ohne Big Oil geht kein Klimaschutz. Wer, wenn nicht diese Firmen, ist etwa in der Lage, der Atmosphäre CO₂, das sich bereits im Umlauf befindet, zu entziehen und dort einzulagern, wo zuvor nach Öl und Gas gebohrt wurde? Die Abscheidung und Speicherung von CO₂ spielen zur Erreichung der Klimaziele eine entscheidende Rolle.

Auch damit lässt sich Geld verdienen; Profit und Klimaschutz schließen einander nicht aus. Das Geld liegt auf der Straße oder besser gesagt: in der Atmosphäre. Worauf warten Shell und Co. noch?

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