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Die Baustelle des Projekts Stuttgart 21 am 24. August 2023. Das Dach der künftigen unteridischen Bahnsteighalle ist weitgehend geschlossen.

© IMAGO/Arnulf Hettrich

Noch später und noch teurer: Kosten für das Bahnprojekt Stuttgart 21 steigen auf knapp zehn Milliarden Euro

Ein internes Dokument der Deutschen Bahn, das dem „Spiegel“ vorliegt, offenbart schwere Mängel am umstrittenen Neubau. Voraussichtlich kann der Bahnhof nicht wie geplant 2025 in Betrieb gehen.

Das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 verzögert sich einem Medienbericht zufolge weiter und wird noch teurer. Das Projekt werde voraussichtlich auch im Jahr 2025 noch nicht in vollem Umfang in Betrieb genommen werden können, berichtete der „Spiegel“ am Freitag unter Verweis auf interne Dokumente der Deutschen Bahn (DB).

Außerdem steigen demnach die Gesamtkosten um weitere 614 Millionen Euro auf 9,76 Milliarden Euro.

Fehlende Sicherungssysteme und ein unfertiges Empfangsgebäude

Dem Bericht zufolge nennt das als „streng vertraulich“ gekennzeichnete Papier vor allem Preiserhöhungen beim Bau und Verzögerungen bei der Entwicklung digitaler Zugsicherungen als Gründe.

Diese Sicherungssysteme stünden teilweise erst im Mai 2024 zur Verfügung, zur Inbetriebnahme von Stuttgart21 würden die neuen Systeme daher voraussichtlich „nicht alle Funktionalitäten beinhalten“.

Auch das Empfangsgebäude des neuen Bahnhofs in Stuttgart könnte dem Bericht zufolge nicht rechtzeitig fertig werden. „Aufgrund mangelhafter Planungsqualität sind die Arbeiten weiterhin stark verzögert“, zitierte der „Spiegel“ aus dem Bahn-Dokument. Es würden nun die für die Inbetriebnahme „relevanten“ Bauteile priorisiert.

Kosten für Stuttgart 21 seit der Planung mehr als verdreifacht

Die Planungen für den Tiefbahnhof sind inzwischen über 28 Jahre alt, wegen Verzögerungen wird eine Inbetriebnahme im Zuge des Fahrplanwechsels 2025 anvisiert.

1995 hatten Bahn, Bund, Stadt und Land einen Rahmenvertrag geschlossen, der Kosten von 2,6 Milliarden Euro vorsah. Seitdem sind die Kosten massiv gestiegen, laut „Spiegel“ auf 9,76 Milliarden Euro. Mit den zusätzlichen 614 Millionen würde die DB ihren Risikopuffer von insgesamt 640 Millionen Euro nahezu ausschöpfen, berichtete das Magazin.

Die Übernahme der Mehrkosten ist derzeit Gegenstand eines Gerichtsverfahrens. Das Land Baden-Württemberg sieht die Bahn als „alleinige Projektträgerin und Bauherrin“ in der Pflicht. Dagegen klagt der Konzern. Die nächste Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart ist für den 15. November angesetzt.

Der Bahnhofsneubau wurde lange von massiven Protesten begleitet. 2010 kam es bei der Räumung des Stuttgarter Schlossgartens durch die Polizei zu schweren Verletzungen unter den Demonstranten. Ein Mann verlor dabei weitgehend sein Augenlicht. Der Polizeieinsatz wurde fünf Jahre später vom Verwaltungsgericht Stuttgart für rechtswidrig erklärt. (AFP)

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