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Flache neue Form: Aus der Großraumlimousine ist formal ein SUV geworden.

© picture alliance/dpa/Renault

Wenn der Van zum SUV wird: So radikal hat Renault den Espace geändert

Der Renault Espace war eine der ersten Großraumlimousinen und hat Autofahrer für diese neue Art „Raumfahrt“ begeistert. Doch in der sechsten Generation wird der Van zum SUV.

Von Thomas Geiger, dpa

Ein Dauerbrenner geht in die nächste Runde. Denn nach rund 40 Jahren und bereits fünf Generationen bringt Renault im Herbst die nächste Auflage des Espace an den Start.

Zu Preisen ab 43.500 Euro will er große Familien auf weite Fahrten locken. Gucken wir ihn uns an und schwingen uns hinter das Lenkrad.

Renault Espace: Aus Space Shuttle wird SUV

Bislang konkurrierte der Espace mit Vans wie etwa VW Touran, Seat Alhambra und Ford Galaxy. Mit seinem Vorgänger hat das neue Modell aber nicht mehr viel mehr als den Namen und die Zahl der Sitze gemein. Denn nicht nur die Technik und das Design sind neu, sondern der ganze Zuschnitt des Autos hat sich radikal geändert.

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Aus der hoch aufragenden und in die Länge gezogenen Großraumlimousine ist optisch ein Geländewagen geworden, der droht in der Flut der SUV unterzugehen: flacher, kürzer und vor allem gewöhnlicher.

Technisch eng verwandt mit dem Austral und im Vergleich zu diesem VW Tiguan-Konkurrenten mit seinen immerhin 4,72 Metern 21 Zentimeter länger, sieht er zwar schmuck aus. Aber er fällt wenig auf und ist schon wieder vergessen, bevor er um die nächste Kurve fährt.

Der Espace: Vorne hui, hinten... geht so

Innen müht sich Renault tapfer, ein wenig von der alten Variabilität und des Raumfahrgefühls in die neue Zeit zu retten. Der Fahrer denkt dabei hinter dem großen Digitalcockpit zumindest noch gelegentlich an Captain Future. Etwa, wenn der Blick auf kunterbunte Digitalanzeigen fällt und die Hand wie von selbst auf dem großen Hebel ruht, der an den Schubregler eines Raumschiffes erinnert - selbst wenn sich damit lediglich die Mittelkonsole öffnen lässt.

Die Kommandozentrale im Renault Espace: Polsterlandschaft mit digitalen Anzeigen.

© picture alliance/dpa/Renault

Doch in der zweiten Reihe wird es dann schon viel konventioneller. Wo es früher feudale Fauteuils gab, hat Renault jetzt eine gewöhnliche Bank montiert, die sich - so viel Van-Welt muss dann doch noch sein - immerhin um 22 Zentimeter verschieben lässt. Wenn es schon das riesige Panoramadach braucht, um den Insassen Kopffreiheit vorzugaukeln, passt so wenigstens die Kniefreiheit.

Zumindest so lange, bis jemand die dritte Sitzbank nutzen will, die Renault kostenlos anbietet. Denn dort geht es so eng zu, dass sie schon auf die Rücksicht der vorderen angewiesen sind, wenn dort Mitfahrer jenseits der Grundschule sitzen wollen.

Da rächt es sich, dass der neue Espace 14 Zentimeter kürzer ist als der alte. Also lässt man die Bank lieber weg und hat mehr Laderaum: Bis zu 1818 Liter passen in den Franzosen und machen ihn zumindest für Lademeister wieder zum Raumkreuzer.

Stirnrunzeln statt Souveränität

Aber die neue Ausrichtung ist nicht die einzige unerwartete Entscheidung bei der Neuauflage des Espace. Sondern auch der Antrieb sorgt für Stirnrunzeln. War der Van als Flaggschiff der Franzosen früher stets potent motorisiert und bisweilen sogar als V6 zu haben, gibt es jetzt nur noch einen 1,2 Liter kleinen Dreizylinder-Benziner. Der kommt selbst mit Hilfe zweier Elektromotoren nur auf eine Systemleistung von 148 kW/199 PS und zusammen 230 Nm Drehmoment.

Das reicht zwar, um im Verkehr mitzuschwimmen. Doch souverän ist das SUV damit nicht, erst recht nicht, wenn es voll besetzt sein sollte. Und wo die 8,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h noch in Ordnung gehen, sind die 174 km/h Spitze deshalb nicht einmal Durchschnitt.

Das ist ganz klar... kein Van: Das war beim Renault Espace bislang die Form der Wahl, nun ist es ein SUV.

© picture alliance/dpa/Renault

Der Elektroantrieb beim Espace ist eine Enttäuschung

Wer stattdessen allerdings auf elektrisches Fahrgefühl und ein gutes Umweltgewissen hofft, den enttäuscht der Espace ebenfalls. Als serieller Hybrid konzipiert, lädt sich der kleine Pufferakku nur mit überschüssiger Bremsenergie und reicht deshalb lediglich für ein paar Hundert Meter. In der Stadt surrt er damit zwar bis zu 80 Prozent der Zeit ohne den Verbrenner.

Doch unterm Strich verbraucht der Espace trotzdem erschreckend viel Benzin: Auf einer Testrunde mit hohem Überlandanteil jedenfalls ließ sich der Normverbrauch von 4,6 Litern (CO2-Ausstoß: 105 g/km) fast verdoppeln. Natürlich sind das Werte, die SUV-Fahrer nicht erschrecken. Aber dann gibt's eben auch entsprechend starke Motoren und vor allem einen Allradantrieb, den Renault nicht einbaut.

Sondern das einzige, was beim Espace auf alle Räder wirkt, das ist die Lenkung, sodass der große Franzose überraschend flink auch um enge Ecken kommt und kinderleicht zu rangieren ist.

Fazit zum Renault Espace: Kein Fisch mehr und noch kein Fleisch

Mit der sechsten Generation hat Renault beim Espace einen radikalen Kurswechsel versucht - und ist auf halbem Weg stecken geblieben. Dass die Franzosen sich vom Van verabschiedet haben, kann ihnen dabei angesichts der sinkenden Zulassungszahlen keiner übel nehmen.

Doch nur weil er jetzt flacher daherkommt und bulliger auftritt, ist der Espace deshalb noch lange kein waschechtes SUV - und erst recht keines für die Oberklasse. So ist aus dem Original ein austauschbares Allerweltsauto geworden, das nicht mehr Fisch ist und noch kein Fleisch. (dpa, Thomas Geiger)

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