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Ein Wohnkomplex des Unternehmens Evergrande.

© Noel Celis / AFP

Immobilienmarkt-Krise in China: Evergrande beantragt Gläubigerschutz in den USA

Der Schritt schützt den am höchsten verschuldeten Immobilienentwickler der Welt in seiner Umstrukturierung vor Forderungen in den USA. Doch nicht nur Evergrande ist in Schieflage.

Der hoch verschuldete chinesische Immobilienkonzern Evergrande hat in den USA Gläubigerschutz beantragt. Wie der Finanzdienst Bloomberg und andere US-Medien unter Berufung auf Gerichtsunterlagen berichteten, berief der Konzern sich am Donnerstag in Manhattan auf die Möglichkeit des Gläubigerschutz nach Kapitel 15. Unter dieser Reglung besteht im US-Insolvenzrechts für ausländische Unternehmen die Möglichkeit, sich vor Klagen von amerikanischen Gläubigern zu schützen, während sie ihr Geschäft einem anderen Land umstrukturieren.

Denn das Geschäftsmodell mit immer größeren Immobilienprojekten geht in Zeiten der kriselnden Wirtschaft in China nicht mehr auf. Inzwischen verbucht Evergrande 72 Milliarden Euro Verlust und fast 300 Milliarden Dollar Schulden. Damit ist es das am höchsten verschuldete Immobilienunternehmen der Welt.

Das chinesische Unternehmen hat daher im Januar 2022 einen Restrukturierungsplan angekündigt. Der Schritt in den USA soll nun sicherstellen, dass US-Gläubiger diese Pläne nicht durch Forderungen durchkreuzen.

Doch nicht nur Evergrande, sondern der gesamte chinesische Immobiliensektor, befindet sich seit geraumer Zeit in einer schweren Krise. Die Zeiten, in der die Branche maßgeblich zu den hohen Wachstumsraten der chinesischen Wirtschaft beigetragen hat, sind vorbei. Der Effekt ist enorm. Schätzungen zufolge hat die Immobilienwirtschaft in den vergangenen Jahren, direkt und indirekt, bis zu einem Drittel von Chinas Bruttoinlandsprodukt (BIP) ausgemacht. Jetzt aber wirkt sich die Krise in dem Segment zunehmend negativ auf die gesamte chinesische Wirtschaft aus.

Der chinesische Ökonom Hong Hao warnt bereits, dass Immobilien „vom Wachstumsmotor zum Hemmschuh“ werden. Besonders beunruhigend ist, dass die Immobilienkrise sich inzwischen auch auf andere Wirtschaftssektoren auswirkt.

So musste im Juli Zhongrong International Trust, einer der führenden Anbieter der in China weitverbreiteten Treuhandfonds, gegenüber Investoren „kurzfristige Liquiditätsschwierigkeiten“ einräumen. Zhongrong und andere Treuhandfonds sind in China traditionell stark im Immobilienmarkt investiert und finanzieren Immobilienentwickler bei ihren immer größeren Expansionen.

Evergrande ist nicht das einzige Unternehmen in Schieflage

Zuletzt wuchs die Sorge um einen weiteren großen chinesischen Immobilienentwickler. Das Unternehmen Country Garden stürzte an der Börse ab, nachdem es zwei Kuponzahlungen für US-Dollar-Anleihen verpasst hatte.

Zwar handelt es sich nur um Zinszahlungen in Höhe von 22,5 Millionen US-Dollar, doch der auf Immobilien in kleineren Städten spezialisierte Anbieter war Ende des vergangenen Jahres ebenfalls mit umgerechnet 194 Milliarden Dollar verschuldet und hatte letzte Woche für das erste Halbjahr 2023 einen Verlust von bis zu 7,6 Milliarden Dollar angekündigt.

Bei Investoren rief diese Kombination sofort Erinnerungen an Evergrande wach, wo die Probleme ähnlich begonnen hatten. (mit dpa)

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