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Selbst in Hochpreisregionen seien die Mieten auch bei bestehenden Verträgen in vergangenen beiden Jahren so stark wie noch nie in den Mietspiegeln gestiegen, sagt Mieterbund-Präsident Lukas Siebenkotten.

© dpa/Marijan Murat

„Schock für alle Betroffenen“ : Mieterbund sieht Rekord bei Mieten – und warnt vor weiterem Anstieg  

Der Wohnungsmangel ist eklatant. Selbst dort, wo schon hohe Preise gezahlt werden, sei es noch deutlich teurer geworden, so der Mieterbund. Das Thema müsse absolute Priorität haben.

In Deutschland fehlen bereits Hunderttausende Wohnungen, zudem befindet sich der Bau in einer tiefen Krise. Der Deutsche Mieterbund und die Immobilienwirtschaft warnen deshalb vor einem weiteren drastischen Anstieg der Mieten. Selbst in Hochpreisregionen wie München seien die Mieten auch bei bestehenden Verträgen in vergangenen beiden Jahren so stark wie noch nie in den Mietspiegeln gestiegen, sagte Mieterbund-Präsident Lukas Siebenkotten der „Augsburger Allgemeinen“.

Siebenkotten ergänzte: „Der aktuelle Mietspiegel für München wies durchschnittliche Mietsteigerungen von horrenden 21 Prozent im Vergleich zum vorherigen Mietspiegel auf, ein Schock für alle betroffenen Mieterinnen und Mieter.“

Bundesweit zählten die Mietervereine vor Ort immer mehr Beratungsanfragen wegen massiver Mieterhöhungen, berichtete der Mieterbundchef. „Die Mieterinnen und Mieter haben zunehmend Sorgen, wie sie ihre Miete und die ebenfalls immer weiter steigenden Energiekosten noch stemmen können.“ Inzwischen sei jeder dritte Mieterhaushalt mit seinen Wohnkosten überlastet.

Nötig wären ein Mietenstopp im Bestand, eine scharfe Mietpreisbremse für Neuvermietungen, die Ahndung von Wuchermieten und das Verbot von Indexmieten.

Lukas Siebenkotten, Präsident des Deutschen Mieterbunds

„Ich frage mich, was noch passieren muss, damit die Bundesregierung endlich handelt, die dringend erforderlichen mietrechtlichen Reformen angeht und die Schaffung bezahlbaren Wohnraums ganz oben auf ihre Prioritätenliste setzt“, kritisierte der Mieterbund-Präsident.

„Nötig dafür wären ein Mietenstopp im Bestand, eine scharfe Mietpreisbremse für Neuvermietungen, die Ahndung von Wuchermieten und das Verbot von Indexmieten“, forderte Siebenkotten.

Auch der Spitzenverband der deutschen Immobilienwirtschaft ZIA forderte die Bundesregierung angesichts steigender Mieten und Hunderttausender fehlender Wohnungen zum Handeln auf. „Die Mieten müssen zwangsläufig steigen, weil die Kosten für die Bereitstellung von Wohnraum explodieren“, sagte ZIA-Präsident Andreas Mattner der Zeitung.

830.000
Wohnungen könnten bis 2027 fehlen, so der Spitzenverband der deutschen Immobilienwirtschaft ZIA

Aktuell fehlen Mattner zufolge in Deutschland mehr als eine halbe Million Wohnungen, bis 2027 könnten es bis zu 830.000 sein. „Das entspricht sämtlichen Wohnungsbeständen in Bremen sowie im Saarland“, warnte Mattner. „Das wird ein immer ernsteres soziales Problem“, fügte er hinzu.

Die reinen Baukosten seien wegen staatlicher Vorgaben so teuer wie in keinem anderen europäischen Land, sagte Mattner. Der Anteil liege inzwischen bei 37 Prozent der Kosten beim Wohnungsneubau. „In Österreich beträgt die Quote zum Beispiel sieben Prozent“, sagte der Immobilienverbandschef. „Das ist der Kardinalfehler, den Bund und Länder dringend korrigieren müssen.“

Mattner forderte angesichts hoher Finanzierungskosten ein Förderprogramm mit einem Zinssatz von höchstens zwei Prozent, dass sich durch die ausgelösten Investitionen selber finanzieren könnten.

„Die Kosten dafür sind gering und kommen durch Steuern wieder rein“, sagte Mattner. „Das wäre dann der Startschuss, den viele Investoren dringend brauchen. Da muss sich der Bund bewegen und langfristig denken.“

Das Münchner Ifo-Institut schätzt nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa, dass 2024 lediglich 225.000 Wohnungen fertiggestellt werden – nach geschätzt 270.000 im vergangenen Jahr. Bis 2025 könnte die Zahl der jährlichen Fertigstellungen noch weiter auf 200.000 Wohnungen fallen, so eine Analyse der DZ Bank.

Das wäre nur halb so viel, wie sich die Ampelkoalition vorgenommen hatte. Bauministerin Klara Geywitz (SPD) gab sich zuletzt optimistisch. Der Wohnungsmarkt werde sich wohl Ende 2024, Anfang 2025 verbessern, sagte sie. (lem)

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