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13.09.2023, Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin: Einzelhandelsmitarbeiter beteiligen sich an einer Streikkundgebung im Rahmen der ganztägigen Ausstand von Mitarbeitern aus Handelsunternehmen. Mit den Aktionen will die Gewerkschaft Verdi Druck in den laufenden Tarifverhandlungen machen. Verdi fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,50 Euro in der Stunde. Foto: Jens Büttner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Jens Büttner

Festgefahrene Verhandlungen im Einzelhandel: Immer mehr Händler erhöhen selbst die Löhne

Nach der Rewe-Gruppe haben weitere Einzelhändler angekündigt, die Entgelte ab Oktober anzuheben. Die Tarifverhandlungen hingegen kommen seit Monaten kaum voran.

Mitten in den festgefahrenen Tarifverhandlungen im Einzelhandel erhöhen immer mehr Handelsunternehmen einseitig Löhne und Gehälter. Nach der Rewe-Gruppe kündigten am Mittwoch auch Aldi, Lidl, Kaufland, die Otto-Group (Otto, Bonprix, Baur) sowie der Discounter Netto Nord an, einer Empfehlung des Handelsverbandes Deutschland (HDE) zu folgen und die Entgelte ab Oktober um 5,3 Prozent anzuheben.

Die Tarifverhandlungen für die Millionen Beschäftigten im Einzelhandel kommen seit Monaten kaum voran. Der HDE hatte deshalb zu Wochenbeginn den Unternehmen empfohlen, die Entgelte schon vor einem offiziellen Tarifabschluss zu erhöhen und die Erhöhungen später mit dem Tarifabschluss zu verrechnen.

Es sei nicht abzusehen, dass die Tarifverhandlungen zeitnah zu einer Lösung gebracht würden, betonte der HDE. Die Rewe-Gruppe, zu der auch der Discounter Penny gehört, hatte bereits am Montag einen solchen Schritt angekündigt.

Die Gewerkschaft fordert im Einzelhandel unter anderem in allen Regionen mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde und eine Laufzeit von 12 Monaten. Erschwert werden die Verhandlungen vor allem durch die angespannte wirtschaftliche Lage der Branche.

Nachdem Teile des Einzelhandels schon während der Corona-Pandemie erhebliche Umsatzeinbußen erlitten, kämpft der Handel nun mit der anhaltenden Konsumzurückhaltung der Verbraucher im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine und den damit verbundenen Preissteigerungen. Im gesamten Einzelhandel lagen die preisbereinigten Umsätze im Juli um mehr als zwei Prozent unter den Werten des Vorjahresmonats.

Verdi-Chef Frank Werneke hatte eine Entgelterhöhung von 5,3 Prozent für die Beschäftigten im Einzelhandel zu Wochenbeginn noch einmal als unzureichend zurückgewiesen.

Ein solches Angebot für das laufende Jahr sei „ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten im Handel“, teilte er am Montag mit. „Das sind für eine Verkäuferin 92 Cent die Stunde, und das bedeutet Reallohnverlust. Die Beschäftigten beziehen ohnehin schon sehr niedrige Löhne, und die Inflation der letzten Monate frisst die Löhne zusätzlich.“

Der Discounter Netto Nord ist ein Tochterunternehmen der dänischen Salling Group, dem größten Einzelhandelsunternehmen in Dänemark. Er ist nicht identisch mit dem zur Edeka-Gruppe gehörenden, in Deutschland wesentlich häufiger anzutreffenden Netto Marken-Discount. (dpa)

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