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Hoch und höher. Wie lange noch wird die Dax-Kurve weiter ansteigen?

© imago/Sven Simon/Malte Ossowski / Bearbeitung Tagesspiegel

Ein Rekord jagt den nächsten: Droht dem Dax bald der Crash?

Noch ist Kaufen angesagt, dafür sprechen die wohl bald sinkenden US-Zinsen und die Bilanzen von Konzernen. Doch wie lange wird die Dax-Kurve noch nach oben steigen? Drei Meinungen.

Von
  • Dirk Hagemann
  • Joachim Schallmayer
  • Carsten Brzeski

Es geht von einem Rekord zum nächsten. Der deutsche Leitindex stieg am heutigen Donnerstag auf ein Allzeithoch von 17.089 Punkte, der Euro Stoxx 50 gewann 0,7 Prozent. Die Tatsache, dass die US-Notenbank Fed die Zinswende wegen des nur langsam weichenden US-Inflationsdrucks voraussichtlich erst im Juni einläute, habe die weltweiten Börsen nicht großartig aus dem Takt gebracht, zitiert die Agentur Reuters Christian Henke vom Broker IG.

Was für Anleger offenbar zählt: „vor allem Wachstum, Gewinne und erfolgreiches Unternehmertum“, konstatiert Jochen Stanzl von CMC Markets. Doch wie gut sind die positiven Unternehmenszahlen untermauert? Droht nach den Rekordwerten bald der Abstieg? Das beantworten in der Tagesspiegel-Kolumne „3 auf 1“ drei Finanzexperten. Alle anderen Teile unserer Serie „3 auf 1“ finden Sie hier.

Die Luft für weitere Rekorde ist dünn geworden

Viele reiben sich verwundert die Augen. Trotz Kriegen und Hiobsbotschaften aus der deutschen Konjunktur, bewegt sich die Börse von Allzeithoch zu Allzeithoch. Die Börsenrally in den USA kann man noch mit der stark laufenden US-Wirtschaft, den KI-Fantasien der Anleger und Hoffnungen auf Zinssenkungen erklären. Aber die Rally in Deutschland? Wohl eher nicht. Und wenn man davon ausgeht, dass Börsen Zukunft handeln, ist Enttäuschung vorprogrammiert.

Mit einem weiteren Jahr mit Stagnation im Inland, keinen neuen Konjunkturimpulsen aus dem Ausland und zeitgleich immer noch hohen Material- und Lohnkosten wird es schwer für Unternehmen, die jetzt eingepreisten Gewinnerwartungen wahrzumachen. Von einer möglichen Eskalation der aktuellen geopolitischen Konflikte und Folgen für Wirtschaft und Anleger gar nicht erst zu sprechen.

Gleichzeitig zeigt das Bankenbeben in den USA, dass die Zinserhöhungen der letzten Jahre noch immer spürbar sind. Einen Crash haben Experten immer erst im Nachhinein vorhergesagt. Die Luft für weitere Höchststände dieses Jahr ist aber mit Sicherheit dünn geworden.

Der Dax-Rekord ist durch gute Ergebniszahlen der Unternehmen untermauert

Die schlechten konjunkturellen Nachrichten für Deutschland reißen einfach nicht ab. Nach der Schrumpfung im Jahr 2023 dürfte die Wirtschaft in diesem Jahr lediglich stagnieren. Daraus zu schließen, dass der Dax die realen Rahmenbedingungen verkennt und sich aus Fantasie geleitet auf neue Rekordstände bewegt, der irrt. Denn im Rest der Welt sieht es zum Glück anders aus, die Volkswirtschaften wachsen im Durchschnitt deutlich stärker als die deutsche.

Davon profitieren auch die im Dax notierten Unternehmen, da sie über 80 Prozent ihrer Umsätze im Ausland erwirtschaften. Diese Ausrichtung spiegelt sich nicht nur in einer sehr guten zurückliegenden Unternehmensgewinnentwicklung der Dax-Unternehmen wider, sondern legt auch die Basis für einen weiteren Anstieg der Ergebniszahlen in diesem Jahr.

Der Dax-Rekord ist somit durch gute Ergebniszahlen der Unternehmen untermauert und legt in Kombination mit einer nur moderaten Bewertung und einer perspektivisch wieder lockerer werdenden Geldpolitik die Basis für hohe Dividendenausschüttungen und einen weiteren Anstieg in den Kursnotierungen.

Gewinn- und Indexrekorde sind vor allem abhängig von der internationalen Konjunkturlage

Der Dax hat einen neuen Höchststand erreicht, weil es die Gewinnaussichten der darin enthaltenen Unternehmen insgesamt gestatten. Diese erzielen ihren Umsatz größtenteils im Ausland, wodurch neue Gewinn- und Indexrekorde vor allem abhängig von der internationalen Konjunkturlage und -perspektive sind und dabei die Rezession in Deutschland weniger ausschlaggebend ist.

Für Anleger ist es die richtige Wahl, überhaupt investiert zu sein.

Dirk Hagemann, Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V.

Für einen Crash gibt es keinen Grund, auch wenn derartige Marktereignisse natürlich gelegentlich auftreten können. Niemand kann jedoch zuverlässig das Eintreten ökonomischer und auch politischer Einflussfaktoren, die einen Crash auslösen können, korrekt vorhersagen.

Für Anleger ist es die richtige Wahl, überhaupt investiert zu sein, entweder in Indizes oder mit etwas Zeitaufwand für Unternehmensrecherche und Aktienauswahl auch in Einzelwerte. Wer zu viel über mögliche Crash-Szenarien nachdenkt und diese vorauszusehen versucht, verliert in der langfristigen Betrachtung am Ende einen zu großen Teil seiner Rendite.

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