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Deutsche Telekom: Die Kunden kommen wieder

Telekom-Chef Obermann präsentiert eine Quartalsbilanz, die überraschend positiv ausfällt. Die Anleger greifen zu. Auf den zweiten Blick ist die Überraschung aber auch teuer bezahlt.

Telekom-Chef René Obermann steht kurz vor dem Ende seiner Amtszeit – und die Telekom dreht plötzlich auf. „Wir erleben einen Kundenansturm auf beiden Seiten des Atlantiks“, sagte Obermann gut gelaunt am Donnerstag bei der Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal. Auch die Börse reagierte geradezu euphorisch. Die T-Aktie legte am Ende 7,7 Prozent zu. Der Börsenwert stieg um drei Milliarden Euro.

Der Grund für die gute Stimmung liegt vor allem im US-Geschäft, das lange Zeit große Probleme bescherte. Doch im abgelaufenen Quartal konnte T-Mobile dort 688 000 neue Vertragskunden gewinnen. „Dafür haben wir in den letzten Jahren viel gekämpft, es ist eine wirkliche Trendwende“, konstatierte Obermann. Die Trendwende hat allerdings ihren Preis.

Es sind vermutlich die vorletzten Telekom-Zahlen, die Obermann präsentiert. Ende des Jahres geht der Manager nach Holland, um dort den – im Vergleich zur Telekom – winzigen Kabelnetzbetreiber Ziggo zu führen. Den T-Aktionären hat Obermann wenig Freude bereitet. Auch wenn die Aktie am Donnerstag kräftig zulegte, so kostet sie immer noch weniger als zehn Euro. Als Obermann im November 2006 sein Amt antrat, zahlten T-Aktionäre noch mehr als 13 Euro für das Papier.

Um das Mobilfunkgeschäft in den USA zu drehen, investiert die Telekom kräftig. „Für dieses werthaltige Wachstum sind wir bereit, in diesem Jahr mehr Geld in die Hand zu nehmen als bislang geplant“, kündigte Obermann an. In der zweiten Jahreshälfte sollen noch einmal bis zu 700 000 neue Vertragskunden dort gewonnen werden. Dafür wird kräftig geworben. Wegen der zusätzlichen Ausgaben senkt die Telekom den Gewinnausblick und erwartet im laufenden Jahr ein Betriebsergebnis von 17,5 Milliarden Euro. Ohne die Werbeoffensive in den USA hätte der Ausblick rechnerisch bei 18 Milliarden Euro gelegen, hieß es.

Früher einmal war die US-Tochter ein Wachstumstreiber im Konzern gewesen. In der Spitze hatte die Telekom dort 27 Millionen Mobilfunkkunden unter Vertrag. Doch in den vergangenen Jahren konnte sich das Unternehmen immer schlechter gegen die weitaus größeren Anbieter AT&T und Verizon behaupten. Die Kunden liefen davon, weil das Netz nicht gut genug war und weil die Telekom dort bis April das iPhone nicht verkaufen durfte, das in den USA noch beliebter ist als hierzulande. Der Versuch, aus dem US-Markt auszusteigen, scheiterte, weil die Wettbewerbsbehörden 2011 den Verkauf von T-Mobile US an AT&T für 39 Milliarden Dollar nicht genehmigte. Stattdessen übernahm T-Mobile US Anfang Mai den Konkurrenten MetroPCS.

Seither wird auch viel Geld in den Netzausbau investiert. Das scheint sich auszuzahlen. T-Mobile kommt im US-Markt inzwischen wieder auf 20,8 Millionen Kunden, zusammen mit MetroPCS sind es 44 Millionen. „Die Kunden gehen nicht mehr von der Telekom weg, sie kommen in Scharen zu uns zurück“, sagte Obermann. Im zweiten Quartal habe das Unternehmen weltweit mehr als 1,5 Millionen neue Kunden gewonnen. So sei die Telekom auch wieder „die Nummer eins im deutschen Mobilfunkmarkt“ geworden mit 37,5 Millionen Kunden. Dennoch bekommt die Telekom auf dem Heimatmarkt den harten Wettbewerb und Regulierungsentscheidungen zu spüren. Die wichtigen Mobilfunkerlöse gingen im Vergleich zum Vorjahresquartal um ein Prozent auf 1,67 Milliarden Euro zurück. Allerdings sank der Umsatz beim Konkurrenten Vodafone in dem Zeitraum um fünf Prozent, ebenso bei O2. E-Plus verlor gut drei Prozent.

Auch wegen der immer stärkeren Konkurrenz durch die Kabelnetzbetreiber verliert die Telekom im Festnetz immer noch Kunden. Aber erstmals seit Beginn der Deregulierung Ende der 90er waren es weniger als 200 000 in einem Quartal. Insgesamt setzte der Konzern im zweiten Quartal 15,2 Milliarden Euro um (plus fünf Prozent). Der Betriebsgewinn sank jedoch um sechs Prozent auf 4,4 Milliarden Euro.

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