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Ausschau halten nach Vakanzen. Wer einen neuen Job sucht, sollte sich kein zu enges Berufsbild aussuchen.

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Berufseinstieg: Job in Sicht

Gerade für Anfänger:innen ist der Berufseinstieg unter Corona-Bedingungen vielerorts hoffnungslos geworden. Doch Experten sehen Licht am Ende des Tunnels.

Abschlussarbeiten verfassen, Ausbildungen beenden, Bewerbungen schreiben und nach geeigneten Stellen suchen: Der Einstieg ins Berufsleben ist immer nervenaufreibend. Reichen meine Noten? Finde ich mit Sozialwissenschaften einen Job? Trete ich überzeugend in meinen Bewerberunterlagen auf? Passt mein neuer Arbeitgeber überhaupt zu mir? Was sich in normalen Zeiten als schwierig erweist, ist unter Corona-Bedingungen für viele Berufseinsteiger:innen zu einer riesigen Hürde geworden.

Viele Unternehmen haben während der Pandemie vorerst aufgehört unerfahrene Arbeitskräfte oder Auszubildende einzustellen, aus Sorge vor einem erneuten Lockdown und damit einhergehenden finanziellen Schwierigkeiten. Für Berufsanfänger:innen war es in dem ersten Corona-Jahr 2020 demnach besonders schwer, den ersten Job zu finden. Aber auch die angehenden Absolventen, in Berufsschulen, Ausbildungsberufen und an den Hochschulen, waren vergangenes Jahr benachteiligt: Durch Homeschooling oder Home-Studying verpassten viele Unterrichtsstoff, weil nicht jede Art von Wissensvermittlung über das Internet funktioniert. Da stellt sich die Frage: Sind die Auszubildenden und Berufseinsteiger:innen unserer Zeit eine Corona-Generation mit schlechten Karrierechancen?

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Bernd Fitzenberger sagt: Jein. Er leitet das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg und meint: Gerade die Auszubildenden, die nun seit eineinhalb Jahren im Krisenmodus ihre Ausbildung absolvieren, könnten schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Denn die Qualität der Ausbildung habe unter Corona-Bedingungen enorm gelitten. „Wir können zwar noch nicht absehen, wie die Abschlüsse dieses Jahr insgesamt ausgefallen sind, dazu fehlen uns noch die aktuellen Zahlen“, sagt der Experte. Allerdings seien die Übernahmen junger Menschen, die gerade mit der Ausbildung fertig geworden seien, dieses Jahr enorm zurückgegangen.

Die Pandemie könnte zu schlechteren Zeugnissen führen

Die Krise hat den Einstieg in den Beruf durcheinander gewirbelt. Viele junge Menschen haben ihr Studium oder ihre Berufsausbildung erst einmal verschoben, weil sie sich nicht aus ihrem Kinderzimmer in Uni-Vorlesungen einloggen oder ihre neuen Kollegen nur über einen 13-Zoll-Bildschirm kennenlernen wollten. Sie werden später in den Arbeitsmarkt einsteigen. Ein Problem wird die weltweite Krise für diejenigen, die die Pandemie mitten in der Ausbildung erwischt hat.

Zum Beispiel die Studentin im zweiten Semester Soziale Arbeit, die zwar Theorien übers Internet pauken kann, aber den für ihre Ausbildung so essentiellen Austausch mit Kommilitonen und Dozierenden vermisst. Oder der Koch im zweiten Ausbildungsjahr, der zwar Speisepläne zu Hause aufstellen kann, aber dessen Ausbilderin vielleicht in Kurzarbeit geschickt wurde und ihr Wissen an ihren Mentee nicht mehr vermitteln konnte.

Wenn die schlechtere Qualität der Ausbildung zu schlechteren Zeugnissen führt, so Bernd Fitzenberger, hätten die Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger ein großes Problem. Denn viele Arbeitgeber orientieren sich bei der Einstellung ihres Nachwuchses an den Qualifikationen.

In vielen Branchen gibt es sehr gute Jobaussichten

Das ist die eine Seite der vorläufigen Bilanz nach 20 Monaten weltweiter Pandemie. Gleichzeitig, so Bernd Fitzenberger, hätten Berufseinsteiger:innen heute wieder sehr gute Möglichkeiten. Denn im letzten Quartal des zweiten Coronajahres 2021 zeichnet sich eine Erholung der Wirtschaft ab. Die Arbeitslosigkeit und die Unterbeschäftigung sind in Deutschland stark gesunken. „Und wir haben einen Arbeitsmarkt, der Arbeitskräfte braucht – ohne Ende“, sagt Fitzenberger.

Branchen, in denen dringend gut ausgebildete junge Menschen gebraucht werden, sind nach wie vor die Pflege und die Erziehung, aber auch Maschinen- und Fahrzeugtechnik oder das Handwerk. „Wer in diesen Berufsfelder sucht, hat exzellente Jobaussichten“, sagt der IAB-Chef. Selbst die Gastronomie und Hotellerie sind, anders als Coronabeschränkungen es nahe legen könnte, kein toter Markt. Im Gegenteil. Auch hier gibt es zahlreiche unbesetzte Stellen. Der Wunsch nach Reisen und Urlaub ist nach der Zeit der Kontaktbeschränkungen groß.

Wie orientiert man sich in so einer unklaren Zukunft?

Und schließlich erfordert nicht nur die Pandemie von Berufseinsteiger:innen oder Schulabgänger:innen größere Flexibilität. Der Arbeitsmarkt an sich wird unvorhersehbarer. Die Gesellschaft altert, der Fachkräftemangel verschärft sich und es können nicht genügend Arbeiter aus dem Ausland für den deutschen Arbeitsmarkt gewonnen werden. Zudem sterben alte Berufe aus, neue entstehen, oder Aufgabenbereiche wandeln sich durch die Digitalisierung über die Zeit.

Wie orientieren sich junge Menschen in so einer unklaren Zukunft? Eine gute Empfehlung sei es, so Fitzenberger, sich kein zu enges Berufsbild auszusuchen, sondern die eigene Karriereplanung eher offener anzugehen. Sich nach Vakanzen umzusehen, herauszufinden, wo welche Experten gebraucht werden, sich von Karrierecoaches beraten zu lassen und schließlich eine Entscheidung für den Karriereweg zu treffen.

Doch genauso wichtig, wie die rationale Entscheidung nach einem Beruf, ist es herauszufinden, welche Interessen man hat. Und wo die eigenen Stärken liegen. Sich auszuprobieren gehört zur Berufsfindung dazu. Dafür sind die nötigen Voraussetzungen wieder gegeben. Denn Suchende können in vielen Betrieben endlich wieder Praktika absolvieren.

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