Die Angriffe auf Unterkünfte für Flüchtlinge häufen sich. Der Brandanschlag auf das zum Bezug bereitstehende Heim in Tröglitz ist nur ein aktuelles Beispiel. Der Rassismus scheint wieder zu wuchern, weg war er allerdings nie.
Todesopfer rechter Gewalt
64 Opfer rechter Gewalt seit der Wiedervereinigung zählt die offizielle Statistik nun, ein Fall aus Leipzig wurde neu bewertet. Laut der Zählung des Tagesspiegels sind es allerdings sogar 153 Tote.
Die Zeichen mehren sich: Der NSU-Schock ist vorbei, die alten Routinen sind anscheinend stärker als die öffentliche Scham nach dem NSU-Skandal.
628 ungeklärte Tötungsdelikte werden nachträglich auf einen möglichen rechtsextremen Hintergrund untersucht. Doch anders als erwartet sind darunter nur wenige Fälle aus den Ost-Bundesländern.
Die Zahl der Opfer rechter Gewalt in Deutschland liegt wohl deutlich höher als bislang angenommen. Bei 746 ungeklärten Tötungen und Tötungsversuchen gibt es den Verdacht auf rechte Motive. Die Prüfung sei lange überfällig, sagen Kritiker.
In einem Punkt herrscht bei der Innenministerkonferenz Einigkeit: Der Verfassungsschutz soll effektiver werden. Doch es droht Ärger. Die Länder fühlen sich von Friedrichs neuem Gesetzesentwurf übergangen.
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich warnt davor, das Gewaltpotenzial von Neonazis kleinzureden. Er vergleicht den Anschlagsversuch durch Salafisten auf den Pro-NRW-Chef mit dem Mord an Theo van Gogh in den Niederlanden und will die Zahl der Todesopfer durch rechte Gewalt neu thematisieren.
Die Auseinandersetzung mit rechter Gewalt ist noch immer durch die Erinnerung an NS-Verbrechen geprägt. Das schlechte Gewissen führt zu unangemessenen Verhaltensweisen. Einige Phänomene des Rechtsextremismus werden verdrängt, andere übertrieben.
Das Versagen von Journalisten, Rassismus als zentrales Motiv der NSU-Mordserie zu erkennen, hat mehrere Ursachen: Übergroßes Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden und zu wenig alltägliche Kommunikation mit Migranten gehören dazu. Eine Selbstkritik.
Im Sommer 1992 schoss der Rechtsradikale Andy H. auf dem Koblenzer Zentralplatz um sich und tötete einen Obdachlosen. Offiziell ein Amoklauf ohne politischen Hintergrund - die Stadt will nun mit einer Gedenktafel an die grausame Tat erinnern.
Neun getötete Menschen sind in Brandenburg offiziell als Opfer politischer Gewalt anerkannt, das könnte sich jetzt ändern. Denn die Zahl liegt weitaus höher. Mehrere Verdachtsfälle werden nun neu aufgerollt.
Aufmärsche, Überfälle, Mordanschläge. Der Dortmunder Stadtteil Dorstfeld ist eine Hochburg der deutschen Neonazi-Szene. Und ein Beispiel dafür, was passiert, wenn sich Staat und Bürger den Rechtsextremisten nicht konsequent entgegenstellen.
Von 1990 bis heute haben nach Recherchen des Tagesspiegels und der "Zeit" mindestens 149 Menschen ihr Leben durch Angriffe rechtsextremer Täter verloren. Die Polizei führt lediglich 63 Tote in ihrer Statistik. Ein Themenschwerpunkt.
Im Jahr 2011 gab es so viele politisch motivierte Gewalttaten wie seit Jahren nicht mehr. Dabei sind sowohl links- als auch rechtsextreme Straftaten. Aber ein Lager überwiegt klar.
Mit einem Staatsakt hat Deutschland an die Opfer von rechtsextremer Gewalt erinnert. Doch für wie lange? Damit die Gedenkfeier keine Momentaufnahme bleibt, ist jeder von uns gefordert.
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder will die Aufklärung über Neonazis verbessern – nicht alle trauen den Plänen.
Sieben Tötungsfälle in Sachsen-Anhalt, die bisher nicht als politisch motivierte Straftaten eingestuft wurden, will Sachsen-Anhalts Innenminister jetzt neu untersuchen lassen.
Nach Recherchen des Tagesspiegels starben seit der Wiedervereinigung 138 Menschen durch rechte Gewalt – die Bundesregierung beharrt bis heute auf 48 Opfern. Oft wurde der politische Hintergrund nicht gründlich ermittelt.
Für die Opfer der Neonazi-Mordserie soll es eine zentrale Gedenkfeier geben. Bundeskanzlerin Merkel mahnt eine bessere Zusammenarbeit der Behörden an.
Die Polizei sieht trotz zahlreicher Hinweise auf Mängel bei der Erfassung von Todesopfern rechter Gewalt keine Notwendigkeit, ihre umstrittene Statistik zu ändern.
Nach Recherchen des Tagesspiegel und der "Zeit" gibt es 137 Todesopfer rechter Gewalt seit der Wiedervereinigung. Die Bundesregierung kommt zu einem anderen Ergebnis, was Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau empört.
Die Statistik über rechtsextreme Morde seit 1990 ist lückenhaft – 90 Todesopfer sind in den offiziellen Angaben nicht aufgeführt. Mit dieser Diskrepanz beschäftigt sich nun auch das Parlament.
Seit 1990 sind mindestens 137 Menschen bei Angriffen von rechten Gewalttätern ums Leben gekommen. In die Freude über zwei Jahrzehnte Einheit mischt sich Entsetzen. Ein Kommentar in unserem Themenschwerpunkt.
Politiker sind empört über das Auseinanderklaffen der Zahlenangaben zu Opfern rechter Gewalt. Die Regierung spricht, gestützt auf die Zahlen der Polizei in den Ländern, von lediglich 47 Todesopfern. Der tagesspiegel und "Zeit" verzeichneten allerdings 137 Tote.
Die von Tagesspiegel und „Zeit“ veröffentlichte Liste von Menschen, die seit 1990 infolge rechter Gewalt starben, beschäftigt jetzt die Politik. "137 Tote – das darf nicht der Preis der Wiedervereinigung sein", sagt Wolfgang Thierse.
Erbarmungslos aus Überzeugung: Rechtsextreme Gewalttäter gehen häufig mit großer Brutalität vor. Auch Johannes K. und Marco S., die im August 1999 den Obdachlosen Peter Deutschmann zu Tode quälen. Elf Jahre danach steckt einer der beiden noch tiefer im Nazi-Sumpf - und einer wird Pastor.
Vor zehn Jahren erschlagen drei Neonazis den Afrikaner Alberto Adriano. In jener Nacht endet auch die Kindheit des achtjährigen Sohnes, der zur Ikone der Toleranz werden soll – aber nicht will. Eine Reportage in unserem Themenschwerpunkt.
In den 20 Jahren seit der Wiedervereinigung haben Polizei und Justiz viele rechte Tötungsverbrechen als unpolitisch gewertet
Folgt man der offiziellen Statistik, dann ist die Zahl der Todesopfer rechter Gewalt stark zurückgegangen. Aber stimmt das? Tagesspiegel und "Zeit" kommen zu einem anderen Ergebnis.
In der Bundesrepublik sind seit der Wiedervereinigung mindestens 137 Menschen bei Angriffen von Neonazis und anderen rechten Gewalttätern ums Leben gekommen.
Seit der Wiedervereinigung starben in Deutschland mindestens 137 Menschen, weil sie Opfer rechter Gewalt wurden. Tagesspiegel und "Zeit" dokumentieren Fälle, die in den offiziellen Statistiken fehlen. Ein Vorwort der Tagesspiegel-Chefredaktion.
Klaus Przybilla, ehemaliger Vorsitzender Richter am Potsdamer Landgericht, spricht mit Tagesspiegel-Autor Frank Jansen über rechtsextreme Gewalttäter und harte Urteile.
In den 20 Jahren seit der Wiedervereinigung haben Polizei und Justiz viele Tötungsverbrechen als unpolitisch gewertet, die rechtsextreme Hintergründe hatten. Dabei stehen auf solche Motive weit höhere Strafen.