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Thomas Tuchel gibt jetzt die Richtung bei den Bayern vor. Sein erstes Spiel hat dabei sofort Signalwirkung.

© dpa/Sven Hoppe

Vor Bundesliga-Spitzenspiel Bayern - Dortmund: Thomas Tuchel holt sich den Segen von Uli Hoeneß

Der neue Trainer der Münchner hat in seiner ersten Woche vor allem hinter den Kulissen gearbeitet – und dabei auch das Gespräch mit dem Ehrenpräsidenten gesucht.

Es gab viel zu tun in diesen ersten Tagen von Thomas Tuchel als neuen Trainer des FC Bayern. Er hatte nicht viel Zeit, seine Mannschaft kennenzulernen und auf den Bundesliga-Gipfel an diesem Samstag gegen Borussia Dortmund einzustellen. Aber vor allem die Beobachter waren gefordert. Denn wenn ein Coach seinen Dienst antritt, wird erst einmal jede Aktion, jede Geste, jede Übung notiert, interpretiert und analysiert.

Bei Tuchel gab es da einige Auffälligkeiten. Er hat zum Beispiel länger mit Leon Goretzka gesprochen, jenem Goretzka, der zu den Jüngern des in der vergangenen Woche entlassenen Julian Nagelsmann gehört hatte. Leroy Sané wurde mit einem freundlichen Tritt bedacht, eine neue Spielform eingeübt und – Achtung – die Klubangestellten alle freundlich mit Handschlag begrüßt.

Im Grunde passierte in dieser Woche beim deutschen Rekordmeister nichts Außergewöhnliches, zumindest nicht auf dem Trainingsplatz und auf dem Weg dorthin. Hinter den verschlossenen Türen allerdings ist allerhand passiert. Für das Trainerteam habe es sich „wie ein Monat Arbeit“ angefühlt, gibt Tuchel zu. Die erste Woche sei „work, eat, sleep, repeat“ gewesen. Arbeiten, essen, schlafen und das Ganze wieder von vorne – obendrein dadurch erschwert, dass an den ersten Tagen gerade einmal sechs Spieler aus dem engeren Profi-Kader zur Verführung standen, der Rest erst nach und nach eintrudelte. Dazwischen gab es ein Treffen mit Uli Hoeneß. „Es war mir wichtig, ihm persönlich zu sagen, dass ich mein Bestes gebe, um auf seinen Klub gut aufzupassen.“

Es war mir wichtig, ihm persönlich zu sagen, dass ich mein Bestes gebe, um auf seinen Klub gut aufzupassen.

Thomas Tuchel über ein Treffen mit Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß.

Aber ausschlaggebend ist ja das, was am Samstag passiert, gegen den BVB. „Die Herausforderung“, sagte Tuchel, „könnte nicht höher sein“. Für ihn auch. Dass er sein Bayern-Debüt ausgerechnet gegen den Ex-Klub gibt, ist für den neuen Trainer aber nur eine Randnotiz. „Das ist viel zu lange her, um nachtragend zu sein.“ Für ihn entstehen deshalb „nicht die ganz großen Geschichten“. Aber ein paar kleinere ganz sicher. Das Aufeinandertreffen mit Hans-Joachim Watzke, dem Dortmunder Klubchef, der ihn nach dem Gewinn des DFB-Pokals entlassen hatte, ist so eine zum Beispiel.

Chronisten werden schon herausgefunden haben, und das ist keine gute Nachricht für die Westfalen, aber dafür für die Bayern, dass der 49-Jährige noch nie mit einem Verein das erste Pflichtspiel verloren hat. Mit Ausnahme von Mainz gab es zu Tuchels Einstand sogar stets einen Sieg. Aber vielleicht war keine dieser Premieren-Partien für ihn so wichtig, wie die jetzt gegen Borussia Dortmund. „Das Spiel“, weiß er, „hat Signalwirkung“.

Tuchel glaubt, nur Nuancen reparieren zu müssen

Die Situation bei Bayern ist zwar nicht mit jener bei Chelsea im Januar 2021 zu vergleichen. Er hatte die Londoner abgeschlagen im Mittelfeld der Premier League übernommen, die Bayern waren bis zum vergangenen Spieltag noch Tabellenführer. Tuchel ging es in den vergangenen Tagen und geht es immer noch darum, „der Mannschaft zu vermitteln, dass alles gut ist und dass es keine großen Maßnahmen bedarf“.

Während er bei Chelsea eher Grundlegendes reparieren musste, sind es in München Nuancen. Die amplitudenhaften Leistungskurve in eine Gerade auf hohem Niveau zu verändern zum Beispiel. Und einen Spieler weiterzuentwickeln oder diejenigen, die zuletzt ihr Potenzial nicht ausgeschöpft haben, wieder auf Kurs zu bringen. „Am Ende ist es immer der Spieler selbst, der den Antrieb haben und täglich ans Limit gehen muss“, sagte Tuchel.

Die Mannschaft braucht klare Ansagen, das also, was offenbar zuletzt ein wenig gefehlt hat beim vielleicht zu kumpelhaften Julian Nagelsmann. „Der Schlüssel ist“, sagt Tuchel, „dass wir Vertrauen in uns haben.“ Der Schlüssel für das Duell mit dem BVB – und für seine Arbeit beim FC Bayern.

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