zum Hauptinhalt
Leonardo Bonucci musste am Dienstag zuschauen.

© IMAGO/Beautiful Sports

Wirbel beim kriselnden 1. FC Union: Leonardo Bonucci äußert sich zu „erfundenen Berichten“

Der 1. FC Union verliert auch das neunte Spiel in Serie. Die gute Leistung in der Champions League wird aber von Fofanas verweigertem Handschlag und Berichten über Bonucci überschattet.

| Update:

Beim 1. FC Union haben sie sich im vergangenen Sommer sehr gefreut auf die Champions League. Einmal im Leben gegen die größten Mannschaften der Welt spielen, im Santiago Bernabéu gegen Real Madrid oder gegen die SSC Neapel, wo einst Diego Armando Maradona die Fußballwelt verzauberte.

Spätestens nach der ärgerlichen 0:1-Niederlage am Dienstagabend gegen den Italienischen Meister ist den Berlinern bewusst, dass der größte Wettbewerb für Vereinsmannschaften auch seine negativen Seiten hat – und damit ist keineswegs die schwierige Situation in der Tabelle der Gruppe C gemeint.

In der Champions League ist auch die mediale Aufmerksamkeit eine ganz andere, der Pressekonferenzraum ist voll wie nie, der Boulevard schaut ganz genau hin, das Fernsehen sowieso. Am Dienstag gab es nach Spielschluss fast nur zwei Themen: der verweigerte Handschlag von David Fofana und die angebliche Unzufriedenheit von Leonardo Bonucci.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Der Stürmer von der Elfenbeinküste hatte Urs Fischer bei seiner Auswechslung ignoriert und sich beim Versuch des Trainers abzuklatschen, beinahe losgerissen. Später saß er mit im Trikot vergrabenen Gesicht auf der Bank. Manager Oliver Ruhnert suchte sofort das Gespräch mit Fofana.

Manager Oliver Ruhnert nimmt sich David Fofana (rechts) zur Brust.

© IMAGO/Nordphoto

Bei Union versuchten sie, das Thema herunterzumoderieren. Kapitän Christopher Trimmel sagte, eine Situation wie bei Fofana könne im Fußball mal vorkommen, das solle man nicht überbewerten. „Wichtig ist nur, wie er drauf reagiert. Ob er sich entschuldigt oder nicht.“ Fischer kündigte an, mit dem Stürmer reden zu wollen.

In der Vergangenheit hatte auch Sheraldo Becker mehrfach sichtlich ungehalten auf Auswechslungen reagiert. Ein großes Thema war das nicht, allerdings steckte Union damals auch nicht in der Krise.

Fofana entschuldigt sich

Fofana selbst meldete sich noch in der Nacht bei Instagram zu Wort. „In Bezug auf mein Verhalten beim Verlassen des Spielfeldes möchte ich mich beim Klub, dem Trainer, meinen Mitspielern und den Fans entschuldigen“, schrieb der 20-Jährige. Der verweigerte Handschlag sei eine Frustreaktion aufgrund des Spielstandes gewesen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Den Wirbel um Bonucci löste der Journalist Gianluca di Marzio bei Sky Italia aus. Kurz vor Anpfiff sagte er, Bonucci sei „wütend“, dass er wie schon gegen Stuttgart nicht in der Startelf stehe. Am Mittwoch wolle der Innenverteidiger das Gespräch mit Fischer zu diesem Thema suchen.

Der Schweizer äußerte sich auf der Pressekonferenz überrascht über den angeblichen Wunsch nach einem Gespräch, „weil ich diese Woche schon mit Leo gesprochen habe“. Die Unzufriedenheit könne er verstehen. „Ich hoffe, dass alle meine Spieler unbedingt spielen wollen“, sagte Fischer.

Am Abend dementierten italienische Medien dann mit Berufung auf das Umfeld des Europameisters die vorherigen Berichte. Es gebe keinerlei Probleme mit dem Klub und dem Trainer. Bonucci postete ein Foto der Mannschaft im Kreis mit der Bildunterschrift „Zuallererst das Team!“

Am Mittwoch ließ er eine längere Erklärung folgen, in der er sich gegen die „erfundenen Berichte“ wehrte. Natürlich hätte er gerne gespielt, aber „in einem Mannschaftssport kommt das Wir vor dem Ich“. Zudem habe er die Entscheidungen aller Trainer stets akzeptiert und so sei es auch am Dienstag gewesen.

Es ist davon auszugehen, dass die Baustellen abseits des Spielfeldes intern schleunigst aufgearbeitet werden. Große Verwerfungen im Binnenklima scheint es noch nicht zu geben. Doch eines wird in dieser Phase offensichtlich. Mit der Bühne Champions League und großen Namen wie Bonucci steigt das Unruhepotenzial. In den vergangenen Jahren war es immer Unions Stärke, dass die Mannschaft extrem eng zusammensteht, dass die Ersatzspieler öffentlich nicht murren, dass sich alle in den Dienst des Kollektivs stellen.

Das Medienecho ist deutlich größer

Doch Leonardo Bonucci ist nun mal nicht Paul Jaeckel, und selbst wenn es sich bei all dem Wirbel um die Unzufriedenheit des Innenverteidigers am Dienstag nur um eine aufgebauschte Geschichte ohne sein aktives Zutun gehandelt haben sollte, zeigt es doch, in was für Sphären sich Union damit bewegt. Vom FC Hollywood sind die Berliner weit entfernt, aber die Ruhe der vergangenen Jahre ist erst mal passé.

Dass er nach dem Spiel vor allem zu Fofana und Bonucci befragt wurde und nicht zur durchaus guten Leistung seiner Mannschaft, nervte auch Fischer sichtlich. „Ich finde es eigentlich erstaunlich, dass die erste Frage nach diesem tollen Spiel von uns zu einer Auswechslung ist“, sagte der Schweizer.

Allerdings kennt Fischer das Geschäft lange genug, als dass ihn die gesteigerte mediale Aufmerksamkeit nach neun Niederlagen in Folge überraschen würde. „Es ist logisch, dass es von außen eine gewisse Dynamik aufnimmt. Damit muss ich als Trainer leben und damit kann ich gut umgehen“, sagte Fischer. Für ihn sei entscheidend, wie sich die Mannschaft präsentiere. „Und was soll ich den Jungs heute für einen Vorwurf machen?“

In der Tat zeigte Union die erhoffte Reaktion nach dem schlechten Spiel gegen Stuttgart. Die Berliner ließen gegen einen extrem spielstarken Gegner nur eine einzige klare Chance zu, doch diese nutzte Napoli eiskalt. „Das passt einfach zur Situation“, sagte Trimmel, der jedoch zuversichtlich ist. „Wenn wir so weitermachen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir wieder gewinnen.“ Am besten schon am Samstag (15.30 Uhr, Sky) in Bremen, denn nichts hilft besser gegen Unruhe als ein Erfolgserlebnis.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false