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Pal Dardai ist auf die Medien nicht gut zu sprechen derzeit.

© IMAGO/HMB-Media

Trainer von Hertha BSC ist wütend auf die Medien: Die Welt, wie sie Pal Dardai gefällt

Wird Hertha von einigen Medien schikaniert? Trainer Pal Dardai will diesen Eindruck vermitteln und empfiehlt den kritischen Pressevertretern: Geht woanders hin.

Noch viele Minuten nach Spielende waren rund um das Olympiastadion die Fangesänge zu hören. Die Hertha-Fans waren beseelt, 5:2 hatte die Mannschaft von Trainer Pal Dardai am Sonntag den bei den Berliner Fans ungeliebten FC Schalke 04 besiegt. Und nicht nur das Ergebnis stimmte, die Sonne schien, das Stadion war mit knapp 70.000 Zuschauern fast ausverkauft. Aus Hertha-Sicht war es ein perfekter Nachmittag.

Angesichts dessen hätte man erwarten können, dass ebenjener Pal Dardai bestens gelaunt zur anschließenden Pressekonferenz erscheinen würde. Aber siehe da: Der Ungar guckte grimmig bis finster drein. Es war eine Spannung im Raum, die allerdings ein bisschen absehbar war.

Dardai hat in den vergangenen Wochen nicht nur Gegner auf dem Spielfeld, häufig sitzen sie vor oder nach Spielen mit ihm im Raum: die Medienvertreter. Schon seit Wochen arbeitet er sich an ihnen ab. Es kommt – so sieht er das – einfach zu viel Negatives von ihnen.

Dardai spricht von Unwahrheiten seitens der Medien

Am Sonntag begann Dardai sein Statement zum Spiel damit, dass „von außen Unwahrheiten und Druck kommen“. Keiner bei Hertha habe das intern verstanden und auch die Spieler hätten das gespürt. Auf die Nachfrage, welche Unwahrheiten er meine, sagte der 48-Jährige: „Überall steht, der Trainer hat kein Konzept. Wenn einer kein Konzept sieht, dann tut es mir leid. Dann soll er nicht mehr hierherkommen.“

Wenig später kanzelte er einen Reporter ab, der es wagte zu fragen, ob er Hertha auch in der nächsten Saison trainieren werde. „Pal hat immer ein Jahr Vertrag. Das habe ich schon oft gesagt. Da musst du dich vorbereiten.“ In diesem Stil sollte es weitergehen.

Wenn einer negativ schreibt über Hertha BSC, dann ist das auch so eine Sache. Dann sagen die Spieler vielleicht, okay, dann gehe ich dahin, wo alles positiv ist.

Pal Dardai, Trainer von Hertha BSC

Denn es gibt bei Hertha derzeit weitere Themen, die aufgekommen sind – und die von Dardai allesamt in das Reich der Fabel verwiesen werden. Da wäre zum Beispiel der Fall Bence Dardai. Der 18-Jährige gilt als eines der größten Hertha-Talente, er wurde in der klubeigenen Akademie jahrelang gefördert. Nun aber wechselt er zum Erstligisten VfL Wolfsburg. Und Hertha? Muss ihn ablösefrei ziehen lassen. Einem „Bild“-Bericht zufolge sollen die Hertha-Verantwortlichen erst aus den Medien davon erfahren haben. Und was sagt Papa Pal dazu: „Stimmt nicht.“

Zudem hatte der „Kicker“ in der vergangenen Woche von Dardai-kritischen Stimmen in der Hertha-Führungsebene berichtet. Es soll sogar schon dessen vorzeitige Vertragsauflösung im Raum gestanden haben. Die Antwort von Pal Dardai auch dazu: „Alles Quatsch!“ Indirekt machte er am vergangenen Freitag sogar die Medien für den Abgang von Spielern verantwortlich. „Wenn einer negativ schreibt über Hertha BSC, dann ist das auch so eine Sache. Dann sagen die Spieler vielleicht, okay, dann gehe ich dahin, wo alles positiv ist.“

Alle Probleme herbeigeredet, erfunden, Fake News also um einen Klub, in dem die Stimmung in Wahrheit ganz wunderbar ist? So kommuniziert es Dardai. Wenn er auf der Straße von Leuten angesprochen würde, wären die ganz begeistert von der Hertha, erzählte er jüngst. Er verstehe daher die negativen Berichte nicht. Zumal er, das ließ er am vergangenen Freitag sinngemäß durchklingen, Hertha wiederholt trotz finanzieller Probleme wiedererweckt habe.

Zur Hertha-Wahrheit gehört aber auch, dass der Spieleretat des Berliner Zweitligisten trotz aller Verbindlichkeiten des Klubs einer der größten der Liga ist. Die Mannschaft von Dardai bewegt sich in dieser Spielzeit aber meist im tabellarischen Niemandsland. Und überhaupt stellt sich die Frage, ob an der kolportierten Medienverschwörung gegen Hertha und seinen Trainer etwas dran ist. Oder macht sich Pal Dardai die Hertha-Welt, wie sie sie ihm gefällt?

Die Klub-Historie bei Hertha jedenfalls zeigt: Irgendeiner aus der Führungsetage oder dem erweiterten Kreis dieser plaudert immer, manchmal substanziell, manchmal weniger. So oder so: Pal Dardais Umgang mit der Kritik wirkte in der jüngeren Vergangenheit, um die bekannte Aussage eines Altkanzlers aufzugreifen, suboptimal.

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