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Tennis Borussia darf sich über den Aufstieg freuen.

© Imago

Aufstieg in die Regionalliga am grünen Tisch: Tennis Borussia ist nach zehn Jahren wieder viertklassig

Was TeBe unter dem alten Hauptsponsor und Vorstandschef Jens Redlich verwehrt blieb, hat der Klub nun endlich geschafft. Aber jetzt geht die Arbeit erst los.

Glückwünsche kamen sogar aus dem fernen England. Ebbsfleet United aus der fünftklassigen National League gratulierte dem Berliner Fußball-Oberligisten Tennis Borussia per Twitter zum Aufstieg in die Regionalliga. Das liegt daran, dass seit kurzem eine Verbindung zwischen beiden Klubs besteht. Die Berliner sind in dieser Saison, die nun durch eine Entscheidung am grünen Tisch ihr vorzeitiges Ende gefunden hat, von Dennis Kutrieb trainiert worden; und eben dieser Kutrieb wird zur neuen Saison Trainer in Ebbsfleet. Anfang der Woche ist diese Personalie verkündet worden. „Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im Europapokal“, twitterte TeBe daraufhin.

Natürlich war das ein Witz. Die Zeiten des Größenwahns sind beim früheren Berliner Bundesligisten lange vorbei. In den vergangenen zehn Jahren war der Klub in den Niederungen der Berlin- und Oberliga gefangen. Erst in dieser Saison und nach mehreren vergeblichen Versuchen ist die Mannschaft ihrer Favoritenstellung vollends gerecht geworden. Bei Abbruch der Saison wegen der Coronavirus-Pandemie lag TeBe fünf Punkte vor dem Greifswalder FC (ein Spiel weniger) an der Tabellenspitze. Der Nordostdeutsche Fußballverband hat die Spielzeit nun offiziell für beendet und Tennis Borussia zum Aufsteiger in die Regionalliga erklärt.

Kurioser Anfang, kurioses Ende für TeBe

So geht für den Verein eine Saison, die kurios begonnen hat, auch kurios zu Ende. Im vergangenen Juli hatten die aktiven TeBe-Fans mit einer juristischen Volte den Hauptsponsor und Vorstandschef Jens Redlich entmachtet. Ein knappes Jahr später hat Tennis Borussia nun auch sportlich das geschafft, was dem Klub unter Redlich immer verwehrt geblieben ist: die Rückkehr in die Regionalliga.

Und obwohl der Europapokal noch weit entfernt ist, dürfte schon die Regionalliga für den Klub eine mächtige Herausforderung werden – was nicht nur, aber auch mit dem Coronavirus und seinen Auswirkungen zusammenhängt. „Für uns steht jetzt erst mal Arbeit an“, schreibt Tennis Borussia auf seiner Internetseite. Sportlich, organisatorisch und finanziell gibt es einiges zu tun. „Aber wir haben nicht zehn Jahre auf die Rückkehr in die Regionalliga gewartet, um dann postwendend wieder abzusteigen“, sagt Günter Brombosch, der Vorstandsvorsitzende. „Wir wollen in der Liga bleiben.“

Nach Kutriebs Weggang muss der Verein zunächst einmal einen Cheftrainer finden. Aber das ist offenbar nur noch eine Formsache. Schon in Kürze soll der neue Coach vorgestellt werden, und es ist ein offenes Geheimnis, dass er Markus Zschiesche heißen wird. Der 38-Jährige war zuletzt für die U 19 von Energie Cottbus verantwortlich und hat auch schon den Berliner AK trainiert.

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Brombosch hofft, die Aufstiegsmannschaft weitgehend zusammenhalten zu können. „Die Spieler haben es verdient, auch eine Klasse höher zu spielen“, sagt er. Wie der Kader letztlich aussehen wird, hängt aber auch von der finanziellen Situation ab. Der Klub plant mit einem Etat von 540.000 Euro für die Regionalliga, kalkuliert mit einem Schnitt von 800 Zuschauern – ohne genau zu wissen, wann überhaupt wieder Zuschauer ins Stadion dürfen. Brombosch gibt zu, dass man den einen oder anderen Sponsor noch brauche; trotzdem habe er nur Mittel eingeplant, die vertraglich oder durch Zusage gesichert seien. Auch mit einem neuen Hauptsponsor, so Brombosch, sei man sich „in hohem Maße einig“.

Und doch wird TeBe nach zwei Insolvenzen verlässlich von Zweifeln begleitet. „Es gehen schon wieder die verschiedensten Gerüchte um“, sagt Brombosch zur finanziellen Situation des Klubs. Aber diese Gerüchte habe es auch im Herbst gegeben, nachdem Geldgeber Redlich aus dem Verein gedrängt worden war. Die Mannschaft werde zerfallen, viele Spieler TeBe im Winter verlassen, hieß es da. Und das mit dem Aufstieg könne man sowieso vergessen.

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