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Dominik Klein ist gebürtiger Unterfranke und spielte beim THW Kiel. Hier jubelt er über sein Tor gegen die Füchse Berlin.

© dpa/Bernd von Jutrczenka

Tag des Handballs in München: Der Kampf gegen Fußball, Eishockey und Basketball

In Bayern hat es hochklassiger Handball schwer. Der einstige Nationalspieler und gebürtige Unterfranke, Dominik Klein, erklärt, wie sich das ändern könnte.

Bergpanorama, Erfolgsfußball, Weißwurst – beim Gedanken an das Bundesland Bayern gibt es so einiges, was einem in den Kopf schießen könnte. Aber Handball? Auf diese Idee würden die meisten zunächst wahrscheinlich nicht kommen. Schließlich sind die glorreichen Zeiten, in denen Vereine wie TV Großwallstadt, MTSV Schwabing oder TSV Milbertshofen die Handballwelt aufmischten, seit Dekaden vergangen, halten einzig die Männer des HC Erlangen als letzter verbliebener Erstligavertreter noch etwas die Fahne hoch.

Doch woran liegt das? Warum ist beispielsweise München eine der wenigen Metropolen in Deutschland, in denen Handball kaum eine Rolle spielt? „Hier gibt es ein Riesenpotenzial. Das Interesse ist groß, die Talente gibt es auch. Allerdings fehlen die Strukturen“, erklärt der einstige Nationalspieler und gebürtige Unterfranke Dominik Klein, der seit 2019 beim Bayrischen Handballverband (BHV) aktiv ist und sich dort ums Marketing kümmert.

„Die Begeisterungsfähigkeit ist da, aber es braucht mehr Professionalität, um das Ehrenamt zu unterstützen. Die Kooperation mit den Schulen muss ausgebaut, die Verbandsstruktur durchsichtiger werden und so weiter.“

Und wer könnte besser für den Handball begeistern als „Mini“, wie der ehemalige Linksaußen meist genannt wird, der seinerzeit das Publikum in Furore versetzen konnte wie kaum ein anderer? Zumal den Bayer in ihm auch zehn Jahre beim THW Kiel nicht haben austreiben können. Einmal ganz davon abgesehen, dass durch seine Frau, die 91-fache Nationalspielerin Isabell Klein, die aus dem Münchner Landkreis stammt, die Verbindung zur Heimat nie abgebrochen ist.

Viele unserer Talente wandern ab. Wenn wir es schaffen, die Internatsstruktur weiter zu verbessern und sie dadurch hier zu behalten, würde es hier schnell einen Erstligisten geben.

Dominik Klein, ehemaliger Handball-Nationalspieler, über den Handball in Bayern

Zusammen wirbt das Paar seit Jahren in der Region für den Sport, der ihr Leben so sehr gezeichnet hat. „Ich wusste schon immer, dass ich dem Handball treu bleiben und etwas zurückgeben möchte“, sagt Dominik Klein, der aufgrund seiner eigenen Erfahrung nur zu gut weiß, wo es anzusetzen gilt. „Viele unserer Talente wandern ab. Wenn wir es schaffen, die Internatsstruktur weiter zu verbessern und sie dadurch hier zu behalten, bin ich mir sicher, dass es hier schnell den einen oder anderen Erstligisten geben würde.“

Bayern könnte sich Berlin als Beispiel nehmen

Ein Talent, das den Bayern abhandenkam und gerade für Aufsehen sorgt, ist der 21 Jahre alte Nils Lichtlein. Am Freitagabend gab er sein Debüt für die deutsche Nationalmannschaft gegen Ägypten (31:31) in Neu-Ulm, steht, seit er 14 Jahre alt ist, nicht mehr bei seinem Heimatverein in Regensburg unter Vertrag, sondern bei den Füchsen Berlin.

Denn in Berlin ist interessanterweise gelungen, was in München bisher ausblieb: Hier hat sich mit Bob Hanning ein Handballverrückter gefunden, der entgegen aller Widerstände Kräfte für einen Verein bündelte, diesen umstrukturierte, professionalisierte und ökonomisch solide aufbaute, sodass über nunmehr 18 Jahre ein Spitzenteam entstand.

Im Raum München wäre der Rahmen für eine ähnliche Entwicklung derweil durchaus gegeben. Genug Wirtschaftskraft ist schließlich vorhanden, die Mitgliederzahl beim BHV ist mit rund 82.000 Menschen bei einer Gesamtbevölkerungszahl von 13,4 Millionen Einwohnenden im Freistaat zwar ausbaufähig, aber doch respektabel, und von der Lage her könnte auf ein großes Einzugsgebiet zurückgegriffen werden. Fehlt nur noch der Handballverrückte.

Uli Hoeneß vom FC Bayern hatte schon vor Jahren verkündet, dass er dafür auf jeden Fall nicht zu haben sei. Dass der Klub überhaupt eine Handballabteilung besitzt, ist vielen wohl ohnehin nicht bekannt. Bekannterweise investierte er lieber in den Basketballsport, womit das nächste Problem anklingt: Denn die sportliche Konkurrenz in München ist groß. Angefangen beim Fußball, über Basketball bis hin zum Eishockey.

Es braucht Identifikationsfiguren

Das ist in Berlin indes nicht viel anders. Ein Schlüssel waren hier Identifikationsfiguren wie Paul Drux, Fabian Wiede und jetzt Lichtlein – sie sind die Aushängeschilder des Handballs in der Hauptstadt, die kleine Kinder begeistert in die Halle lotsen und dafür sorgen, dass sich diese in den Vereinen anmelden.

In gewisser Hinsicht übernimmt Dominik Klein nun diese Aufgabe in München und Umgebung. Nur nicht mehr auf dem Feld, sondern als Botschafter des Sports und der Turniere, die hier ausgetragen werden.

Bereits 2019 war die Stadt Spielort bei der WM, bei der kommenden Euro 2024 werden hier gleich zwei Gruppen ihre Begegnungen austragen. „Es wäre schön, wenn der Standort München dazu beiträgt, dass der Handball weiterwächst“, sagt Klein. Der Tag des Handballs am Sonntag in der Olympiahalle ist auf jeden Fall ein Zeichen, dass auch der Deutsche Handballbund (DHB) die Entwicklungsmöglichkeit der Region erkannt hat.

Mit einem vielfältigen Programm, das den Faktor Migration mitdenkt und zudem mit einem Workshop Vereinen aus der Region neue Wege der Mitgliedergewinnung vermitteln möchte, laden BHV und DHB zum Handballfest – damit beim Bundesland Bayern künftig ein paar mehr Menschen auch an Handball denken.

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