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Bei Herthas Fabian Reese funktionierte gegen den FC St. Pauli fast nichts mit Ball.

© imago images/MIS

St. Pauli zeigt die Grenzen auf: Hertha BSC versinkt im Mittelmaß

Bei der Niederlage in Hamburg zeigt Hertha alte Schwächen und kann mal wieder nicht über die komplette Spielzeit mithalten. Das kostet die Berliner den Anschluss an die Spitzengruppe in der Tabelle.

Als Pal Dardai versuchte, den schwachen Auftritt seiner Mannschaft zu erklären, nannte er immer wieder die fehlende Handlungsschnelligkeit. Hertha BSC sei zu mutlos gewesen, nicht aggressiv genug in den Zweikämpfen und eben meist einen Schritt zu langsam.

Bei der 0:2-Niederlage am Sonntag im Hamburger Millerntor-Stadion zeigte der FC St. Pauli den Berlinern auf, warum sie an die Tabellenspitze gehören und sich Hoffnungen auf den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga machen dürfen, während Hertha davon zu weit entfernt ist. „Die erste Halbzeit hat gezeigt, wo das Topniveau in dieser Liga ist und das ist Pauli. Wir sind noch nicht da“, konstatierte Trainer Dardai.

Die Zweite Liga ist auch in dieser Saison wieder sehr ausgeglichen, am Sonntag war zwischen St. Pauli und Hertha aber oftmals ein Klassenunterschied zu erkennen. Aus Hertha-Sicht konnte man von Glück sprechen, dass es zur Halbzeit bei zwei Gegentoren blieb.

Mit der Art und Weise, wie die Berliner die Treffer kassierten, haderte Pal Dardai trotzdem. „Wir haben zwei Tore kassiert, bei denen man einfach die Beine hinhalten soll und sich nicht irgendwie wegdrehen darf“, sagte der 47-Jährige. „Da müssen wir uns ändern, weil es nicht das erste Mal ist, dass wir ein Tor so bekommen. Da müssen wir schneller sein.“

Beim 1:0 von Manolis Saliakas fälschte Herthas Kapitän Toni Leistner den Ball unglücklich ab, beim zweiten Treffer spielte erst Michal Karbownik den Ball schlecht raus, dann agierte Aymen Barkok beim Schuss von Marcel Hartel zu abwartend. „Wir erzählen jeden Montag in der Analyse das Gleiche. Da muss man langsam Personen austauschen und dann wird vielleicht mehr nach vorne verteidigt“, sagte Pal Dardai.

Insgesamt habe sich sein Team zu wenig an den Matchplan gehalten, der auf einem aggressiven Mittelfeldpressing beruhte. Hertha kam jedoch meist gar nicht erst in die Zweikämpfe. „Wir standen zu tief, waren zu weit weg, haben die zweiten Bälle nicht bekommen“, erklärte Sportdirektor Benjamin Weber.

Hinzu kam, dass Hertha mal wieder der Mut zum aktiven Ballbesitz fehlte und in Situationen, in der die Defensive bei Gegenpressing unter Druck geriet, nur schlechte Lösungen fand. Wenn dann auch noch Ungenauigkeiten im Aufbauspiel hinzukommen und die Offensive um Fabian Reese für wenig, bis gar keine Entlastung sorgen kann, ist es nur eine Frage der Zeit, bis St. Pauli trifft.

Die Konstanz und Konzentration fehlt

Während zuletzt meist die erste Halbzeit bei Hertha die stärkere war, trat das Team von Pal Dardai diesmal nach der Pause verbessert auf. Das lag auch an den Einwechslungen von Marton Dardai, Ibrahim Maza und Derry Scherhant. Pal Dardai bezeichnete die Einwechslung seines Sohnes in die Innenverteidigung später als wichtigste des Tages. „Dann hatten wir einen spielstarken Innenverteidiger, unser Spiel hat ganz anders ausgesehen“, sagte Herthas Trainer.

Trotzdem war der letzte Pass nicht gut, die richtigen Chancen waren nicht da.

Pal Dardai, Trainer von Hertha BSC, über die Ideenlosigkeit seiner Mannschaft.

Maza und Scherhant belebten etwas die Offensive und sorgten immerhin mal für Abschlüsse, Reese blieb weiterhin unauffällig. „Trotzdem war der letzte Pass nicht gut, die richtigen Chancen waren nicht da. Wir reden hier nicht darüber, das Spiel zu gewinnen“, sagte Dardai.

Was also erneut bleibt, ist, dass die Berliner ihr Niveau nicht über die komplette Spielzeit halten können. Hertha erlaubt sich zu viele Phasen im Spiel, in denen die Mannschaft nicht wach genug ist und unkonzentriert wirkt. „Es geht darum, die Konzentration hochzuhalten, den Matchplan umzusetzen, da zu sein, wenn der Schiedsrichter anpfeift“, forderte auch Reese, der die Zeit auf dem Rasen meist mit Meckern und Lamentieren verbrachte. „Es ist die größte Herausforderung im Fußball, über neunzig Minuten konzentriert zu sein. Das gelingt uns zu selten.“

Auch deshalb reicht es für die Berliner, die es wieder mal verpasst haben, Punkte auf die Konkurrenz gutzumachen, nicht für einen Platz weiter oben in der Tabelle. Der Abstand auf den Relegationsplatz beträgt noch immer nur sieben Punkte, trotz des Abrutschens auf Rang elf. Wenn man sich aber das unterschiedliche spielerische Niveau am Sonntag anschaut, wurden Hertha von St. Pauli recht deutlich die Grenzen aufgezeigt.

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