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Stefan Kretzschmar, 50, ist seit Anfang 2020 Sportvorstand bei den Füchsen. Mit den Berlinern liegt der frühere Nationalspieler in der Bundesliga auf Champions-League-Kurs.

© dpa

„Spieler mehr in die Pflicht nehmen“: Stefan Kretzschmar und die Zukunft der Füchse

Mit dem Europapokal haben die Berliner Handballer eines ihrer Ziele erreicht. Künftig soll es aber noch weiter nach oben gehen.

Etwas ist in diesem Jahr anders. Für den Vorstand Sport der Füchse Stefan Kretzschmar geht es in der Sommerpause diesmal weniger darum, am Kader zu basteln oder strukturelle Umstände zu verbessern – das wurde beim Verein bereits sukzessive in Angriff genommen. Vielmehr ist nun die Frage, wie mit dem Bestehenden das Bestmögliche erreicht werden kann. „Natürlich kann da immer noch etwas verbessert werden. Aber jetzt geht es darum, darüber nachzudenken, wie wir die Jungs in der kommenden Saison noch mehr in die Pflicht nehmen können“, sagt der 50-Jährige, der mittlerweile seit dreieinhalb Jahren bei den Berlinern aktiv ist.

Seither hat sich einiges getan. Mit Jaron Siewert wurde ein taktisch versierter Trainer installiert, auf den langfristig gebaut werden soll. Athletiktraining, Physiotherapie und medizinische Versorgung wurden angepasst. Auch an Kleinigkeiten wie eine eigene Kabine in der Max-Schmeling-Halle wurde gedacht. Schritt für Schritt wurde sich auf den einzelnen Ebenen professionalisiert.

Gleichzeitig hat sich Kretzschmar einen Elitekader zusammengebastelt, dessen Krönung der Transfer und die kurz darauffolgende Vertragsverlängerung bis 2028 von und mit Mathias Gidsel ist. Insgesamt haben die Füchse auf den entscheidenden Positionen Spieler, die sportlich über absolutes Topniveau verfügen. Mehr geht für das vorhandene Budget eigentlich nicht. Und vor allem – und das ist etwas, worauf Stefan Kretzschmar schon immer besonders Wert gelegt hat –, passt die Mannschaft charakterlich zusammen. Gidsel ist dafür das perfekte Beispiel. Der dänische Handballstar ist jemand, der sich nicht ins gemachte Nest setzt. Er hat sich in den Kader eingefügt, arbeitet auf und abseits des Feldes hart und hat einen unbändigen Titelhunger, ohne dabei seine Spielfreude zu verlieren.

Erste Wirkungen zeigten all diese Veränderungen in diesem Jahr mit dem Gewinn des Europapokals und damit dem Ende einer fünfjährigen Titelflaute. Für den großen Traum Champions League reichte es allerdings nicht, am Ende wurde es Platz drei in der Bundesliga – weil die Berliner zu inkonstant waren, weil gerade auswärts zu oft die Konzentration fehlte, weil der emotionale Motor Abwehr nicht so reibungslos lief, wie gewünscht. Das zeigte auch die unnötige 32:35-Niederlage beim TBV Lemgo Lippe am letzten Spieltag. „Der Europapokal ist ein wichtiger Titel und damit haben wir eines unserer Ziele erreicht. Trotzdem sind da eine gewisse Enttäuschung und ein paar Aufgaben zum Nachdenken“, sagt Kretzschmar. „Wir hatten andere Ansprüche.“

Und genau hier gilt es, anzusetzen und in die Analyse zu gehen. Welche Spieler haben sich wo verbessert, oder eben auch nicht? Wo genau lagen die Probleme in der Abwehr? Wie können die Verantwortlichen auf die Mannschaft besser einwirken? „Wir sind ein antiautoritär aufgebauter Verein und wählen eher den Weg, Probleme auf einer kommunikativen Basis anzugehen. Deswegen muss aber die Eigenverantwortung der Spieler größer sein“, sagt Kretzschmar, fügt jedoch an, dass es ganz so ruhig, wie es seinerseits in diesem Jahr zu ging, in der kommenden Saison wohl nicht sein wird. Dass auch er seine Interaktionen hinterfragt, dass auch er vielleicht manchmal etwas mehr Druck und Emotionalität ausüben muss, um aus seinen Spielern noch mehr herauszukitzeln.

Fest steht aber auch, dass einiges hinterfragt wird, aber eben nicht alles. „Es kann nicht sein, dass alles, was bis März gut war, auf einmal schlecht ist“, sagt der ehemalige Nationalspieler.

Für ihn und die Füchse geht es dann ab Mitte Juli darum, wieder neu anzugreifen. „Unsere Ambitionen werden auf jeden Fall nicht kleiner“, sagt Stefan Kretzschmar. Er wird sich bis dahin sicher das eine oder andere überlegt haben, um seinen Klub noch erfolgreicher zu machen.

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