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Union Berlin ist auch in der Breite gut besetzt.

© imago images / Matthias Koch

Quantität und Qualität : Der 1. FC Union entwickelt sich immer weiter

Trotz der Rotation oder gerade deswegen hat Union Berlin das Pokalspiel gegen Heidenheim souverän gewonnen. Urs Fischer lobt dabei den Konkurrenzkampf in seinem Team.

Er wirkte entnervt, als er den Platz verließ, und das obwohl sein Team zu diesem Zeitpunkt mit zwei Toren führte. Trotzdem schien Sheraldo Becker alles andere als zufrieden bei seiner Auswechslung im Pokalspiel des 1. FC Union gegen den 1. FC Heidenheim. „Es hat eigentlich nicht mit der Belastungssteuerung zu tun, sondern ich wollte Tim Skarke auch eine Möglichkeit geben, 30 Minuten Spielpraxis zu bekommen“, erklärte Union-Trainer Urs Fischer.

Becker vergab vor allem in der zweiten Hälfte aussichtsreiche Chancen und präsentierte sich damit ungewohnt ineffizient. Darüber dürfte sich der Berliner Stürmer eher aufgeregt haben als über den Umstand, von Fischer etwas mehr Zeit zum Regenerieren bekommen zu haben. Becker war nicht der Einzige, der den dritten Treffer verpasste, auch seine Teamkollegen scheiterten oftmals an Vitus Eicher im Tor oder an irgendeinem Heidenheimer Abwehrbein.

Also mussten diejenigen ran, die dazu noch nicht oft die Möglichkeit bekamen in dieser Spielzeit. Beim ungefährdeten 2:0-Sieg über Heidenheim, durch das Union das Achtelfinale des DFB-Pokals erreichte, trafen mit Sven Michel und Tymoteusz Puchacz zwei Berliner, die zum ersten Mal von Beginn an zum Einsatz kamen in dieser Saison. Puchacz wartet sogar immer noch auf seine ersten Bundesliga-Minuten.

Gut möglich, dass er diese am Sonntag gegen Bochum (15.30 Uhr, Dazn) bekommt, auch wenn Fischer sich trotz seines Lobes für den Polen mit einem Versprechen zurückhielt. „Er musste hinten anstehen, heute hat er die Möglichkeit bekommen und Werbung in eigener Sache gemacht“, sagte Unions Coach. „Der erste Einsatz in der Bundesliga kommt, wenn der Trainer ihn entsprechend nominiert und ihn in die Startelf beordert.“

Neben Puchacz überzeugten auch Michel und Paul Seguin, der Rani Khedira nach fünf Spielen in Folge über die volle Distanz ersetzte, und sich als gute Alternative im zentralen Mittelfeld präsentierte. Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Mannschaft sich trotz fünf Wechseln in der ersten Elf so eingespielt zeigt, wie Union das tat. Die Berliner dominierten die Mannschaft von Frank Schmidt nach Belieben und auch bei den „Neuen“ auf dem Platz griffen die Automatismen.

Union hat in dieser Saison 31 Spieler im Kader

Die Berliner Dominanz schlug sich in ungewohnt viel Ballbesitz nieder, was nicht wirklich überraschend war angesichts des Gegners. Doch mit Ballbesitz allein werden nicht zwangsläufig Tore erzielt, wie sich im Spiel gegen Borussia Dortmund vor knapp einer Woche zeigte. Was bei den Köpenickern gegen Heidenheim zum entscheidenden Faktor wurde, war die Präzision im Spiel mit Ball, die sich im Vergleich zum letzten Spiel deutlich verbessert hatte. „Wenn du mehr Ballbesitz hast und dann auch noch so präzise bist wie wir heute mit 84 Prozent, dann entstehen eben auch Möglichkeiten“, sagte Fischer. Einzig die sonst so effiziente Chancenverwertung bemängelte Fischer und forderte eine Rückkehr zur alten Stärke gegen Bochum.

Eine neue Stärke dürfte der Trainer aber auch entdeckt haben. Dass der 56-Jährige einen breiten Kader hat, ist keine Neuigkeit. Doch dass im Pokalspiel vor allem die Spieler überzeugten, die sich sonst meist mit der Reservistenrolle begnügen mussten, könnte auch Fischer ein wenig überrascht haben.

„Ich habe die Qual der Wahl, aber es gibt nichts Schöneres für einen Trainer, als wenn eine komplette Mannschaft mitzieht.

Urs Fischer

Union hat in dieser Saison einen Kader von 31 Spielern, da ist es für einen Trainer nicht immer einfach, allen gerecht zu werden. Michel zum Beispiel, der gegen Heidenheim zum Spieler des Spiels gewählt wurde, dürfte sich auf Dauer mit seiner Rolle als Joker nicht zufrieden geben. „Ich habe heute mein Los in den Topf geschmissen. Ich werde meine Einsatzzeiten kriegen und dann schauen wir weiter“, sagte der ehemalige Paderborner.

Dennoch bezeichnet Fischer die Kaderbreite mehr als Segen denn als Fluch: „Es ist ein tolles Gefühl, wenn du so viele Spieler zur Verfügung hast, die zeigen, dass sie bereit sind.“ Er gibt aber auch zu, dass es ihm nicht immer leicht falle, am Wochenende einen Spieler enttäuschen zu müssen. Doch auch, wenn am Mittwoch die Reservisten überzeugten, dürfte der Berliner Trainer an seinen Stammspielern erstmal festhalten im nächsten Spiel. „Die, die bislang eher gespielt haben, haben es aber wirklich auch sehr gut gemacht“, sagte Fischer.

Die hohe Qualität des 1. FC Union in der Breite ist ein weiterer Entwicklungsschritt, der angesichts der drei laufenden Wettbewerbe immer wichtiger werden dürfte. Fischer jedenfalls braucht sich erstmal keine Sorgen zu machen, in den kommenden Spielen keine konkurrenzfähige Mannschaft auf den Platz zu bringen: „Ich habe die Qual der Wahl, aber es gibt nichts Schöneres für einen Trainer, als wenn eine komplette Mannschaft mitzieht.“

Die hohe Qualität des 1. FC Union in der Breite ist ein weiterer Entwicklungsschritt, der angesichts der drei laufenden Wettbewerbe immer wichtiger werden dürfte. Fischer jedenfalls braucht sich erstmal keine Sorgen zu machen, in den kommenden Spielen keine konkurrenzfähige Mannschaft auf den Platz zu bringen: „Ich habe die Qual der Wahl, aber es gibt nichts Schöneres für einen Trainer, als wenn eine komplette Mannschaft mitzieht.“

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