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Thomas Tuchel, der Trainer der Bayern, war beim 4:0 gegen Dortmund nicht immer so entspannt, wie es das Ergebnis hätte vermuten lassen.

© dpa/Bernd Thissen

Nach dem 4:0-Sieg des FC Bayern München : Nur Trainer Thomas Tuchel reagiert gereizt

Die Bayern geben gegen Borussia Dortmund die richtige Antwort auf das Aus im Pokal. Bei ihrem Trainer Thomas Tuchel aber hat sich offenbar einiges angestaut.

Zum Sieg des FC Bayern München gegen Borussia Dortmund hatte Frans Krätzig wenig beigetragen. Das lag vor allem daran, dass Krätzig beim Sieg des FC Bayern München gar nicht zum Einsatz gekommen war. Und trotzdem wurde dem 20-Jährigen noch eine wichtige Aufgabe zuteil. Es war Krätzig, der nach dem Schlusspfiff seinem Kollegen Harry Kane den Spielball feierlich überreichte. Formvollendet mit einer tiefen Verbeugung vor seinem Kollegen, als wäre Kane der englische König.

Ehre, wem Ehre gebührt. Harry Kane hatte im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga drei Tore zum so deutlichen wie verdienten 4:0-Erfolg der Münchner gegen den BVB beigesteuert. Und wer dreimal trifft, darf den Ball nach dem Spiel mit nach Hause nehmen. Thomas Müller verleitete das später zu dem Scherz, dass Kane nun langsam das Hotelzimmer wechseln oder die Suche nach einem passenden Haus in München mit mehr Stauraum intensivieren müsse.

Fünfzehn Tore hat Kane in bisher zehn Bundesligaspielen bereits erzielt. „Wir sind so froh, dass wir ihn in der Mannschaft haben“, sagte Bayerns Kapitän Manuel Neuer. Wie wichtig der Mittelstürmer aus England ist, hatte man ja drei Tage zuvor sehen können, als die Münchner in der zweiten Runde des DFB-Pokals am Drittligisten 1. FC Saarbrücken gescheitert waren – und Kane 90 Minuten auf der Bank gesessen hatte.

Das war einfach ein Genuss.

Thomas Müller über das Tor zum 2:0 der Bayern

Mit seinem Mitwirken allein aber ließ sich der deutliche Sieg der Münchner gegen die zuvor 17 Bundesligaspiele ungeschlagenen Dortmunder nicht erklären. Es war vielmehr ein überzeugender Auftritt des ganzen Teams. Man habe „den Gegner platt gemacht“, sagte Leon Goretzka, der ebenfalls neu ins Team gerückt war. Und ja, ein bisschen Trotz war wohl auch dabei. „Ein taumelnder Boxer ist immer gefährlich“, sagte Goretzka. „Es hat sich ein bisschen so angefühlt.“

Nach dem überraschenden und nicht standesgemäßen Aus im DFB-Pokal registrierten die Bayern den Erfolg mit großer Erleichterung. Nur Thomas Tuchel, ihr Trainer, wirkte auch nach dem Spiel ungewohnt gereizt. Erst im Interview beim Fernsehsender Sky, dessen Experten Dietmar Hamann und Lothar Matthäus sich zuletzt nicht besonders wohlwollend über die Auftritte der Bayern und das Wirken ihres Trainers geäußert hatten. Später dann auch in der Presskonferenz. Dort brauchte Tuchel für sein Statement zum Spiel handgestoppte 20 Sekunden.

17
Bundesligaspiele war Borussia Dortmund unbesiegt

„Soll ich Didi und Lothar zitieren?“, begann Bayerns Trainer. „Für eine Mannschaft ohne Weiterentwicklung und mit schlechtem Innenverhältnis zwischen Trainer und Spielern sah es ganz okay aus heute. Den Rest erfahrt ihr von den Experten.“ Dann übergab er das Wort an seinen Kollegen Edin Terzic.

Bei Sky hatte Tuchel geätzt, dass der Sieg natürlich „sehr überraschend“ gekommen sei, angesichts des angeblichen Zerwürfnisses zwischen Trainer und Mannschaft und der fehlenden Weiterentwicklung. Er habe in den vergangenen Tagen „viele Dinge gehört, die nicht stimmen“, fuhr der Trainer der Bayern fort. „Aber so schlimm scheint’s ja nicht zu sein.“ Schließlich verabschiedete er sich mit den Worten: „Wir haben 4:0 gewonnen. Jetzt müsst ihr eine 180-Grad-Wende machen. Viel Spaß.“

Viel Spaß hatten die Bayern zumindest auf dem Feld gehabt. „Die Reaktion war absolut top. Dickes Kompliment an die Mannschaft“, sagte Tuchel. „Ich bin super zufrieden mit meiner Mannschaft. Top.“

Bereits nach zehn Minuten, einem Kopfballtor des Innenverteidigers Dayot Upamecano und Kanes erstem Treffer führten die Gäste mit 2:0. Für die Dortmunder hingegen verlief das Topspiel gegen die Bayern so, wie in der Vergangenheit schon so viele Topspiele gegen die Bayern verlaufen waren. Sie gerieten schnell in Rückstand und waren hoffnungslos unterlegen.

„Wir konnten weder mit dem Tempo noch mit der Ballsicherheit der Bayern umgehen“, sagte ihr Trainer Terzic. Das war vor allem beim 2:0 der Münchner zu beobachten, das an deren eigenem Strafraum seinen Anfang nahm. Leroy Sané, seit Wochen in blendender Form, leitete den Angriff mit der Hacke ein, spurtete im Höchsttempo weiter in den Dortmunder Strafraum und spielte dort den finalen Pass in die Mitte zu Harry Kane. „In der Situation hat alles gepasst, unser Tempo und auch die Genauigkeit“, sagte Thomas Müller. „Das war einfach ein Genuss.“

Trainer Tuchel lobte seine Mannschaft als „sehr konzentriert, sehr giftig, sehr klar“. Jeder habe nach der Enttäuschung von Saarbrücken die Wichtigkeit dieses Spiels gespürt. „Entscheidend war unsere Einstellung“, sagte er. „Unsere Verbissenheit, unser absoluter Wille.“ Und ein bisschen Trotz wahrscheinlich auch.

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